Steigende Covid-Zahlen / Beim CHEM ist „nicht mehr viel Luft nach oben“, aber alles im Griff
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen explodiert seit einigen Tagen. Auf die Lage im Escher CHEM hat das noch keine größeren Auswirkungen. Im Gespräch mit dem Tageblatt zeigt sich Dr. Romain Schockmel, medizinischer Direktor, vorsichtig optimistisch, auch wenn ihm die Entwicklungen vor allem in Hinblick auf die Personalsituation des Krankenhauses durchaus zu denken geben.
Die Anzahl der Neuinfektionen der letzten Woche war erschreckend und hat sich im vierstelligen Bereich pro Tag eingependelt. Zudem erwarten Experten weitere Steigerungen durch die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante. Die Feiertage zum Jahresende dürften ebenfalls nicht dazu beigetragen haben, das Infektionsgeschehen zu bremsen. Am Dienstag wurden 877 Neuinfektionen gemeldet.
Für die Krankenhäuser ist die Entwicklung durchaus besorgniserregend, doch Grund zur Panik besteht nicht, wie Dr. Romain Schockmel erklärt: „Die Zahlen innerhalb der Krankenhäuser sind relativ stabil“, so der medizinische Direktor der Krankenhausgruppe CHEM, „allerdings haben wir auch keine Kristallkugel und wissen demnach nicht, wie es weitergeht. Jedenfalls sind wir so aufgestellt, dass wir auch einen weiteren Anstieg bewältigen können.“
Der blieb zumindest in den Krankenhäusern bislang größtenteils aus. Stand Dienstagmittag waren im CHEM 31 Corona-Patienten hospitalisiert, sechs davon auf Intensivbetten. Es hat sich also wenig geändert, was Romain Schockmel bestätigt: „Natürlich kann es momentan im normalen Krankenhausbetrieb zu Verzögerungen bei Operationen kommen. Das gilt für alles, was nicht mit Onkologie oder Notfällen oder starken Schmerzen verbunden ist. Im Prinzip läuft das Programm aber normal weiter.“ Aufgrund der steigenden Zahl von Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern hatte der nationale Krisenstab bereits Mitte Dezember Phase 3 des Stufenplans ausgelöst. Der beinhaltet die Absetzung geplanter chirurgischer Eingriffe und eine Priorisierung der zu operierenden Patienten.
Gut und schlecht
Es hilft, dass die Omikron-Variante zwar stark ansteckend, dafür im Krankheitsverlauf aber zumindest für Geimpfte weniger schwer ist als das Delta-Virus, auch wenn Schockmel vorsichtig mit solchen Aussagen ist: „Die Fallzahlen in Luxemburg sind einfach zu klein, um solche Schlüsse zuzulassen. Doch es scheint so zu sein, dass sich Omikron schneller ausbreitet und der Verlauf weniger dramatisch ist. Aber wie gesagt, das ist ein Gefühl und kein Fakt.“
Schlecht allerdings ist, dass auch das Krankenhauspersonal von den steigenden Infektionszahlen und demnach von der Quarantäne betroffen werden könnte. Ärzte und Pflegekräfte arbeiten seit nunmehr fast zwei Jahren am Limit. Fallen sie wegen Infektionen oder Quarantäne vermehrt aus, könnte es Probleme geben. „Es ist nicht mehr viel Luft nach oben und der eine oder andere Dienst ist unterbesetzt“, bestätigt Dr. Romain Schockmel, „aber wir haben auch aus den Erfahrungen seit Ausbruch der Pandemie gelernt und mögliche Szenarien durchgespielt. Jedenfalls sehe ich das Thema als Problematik an, die zu organisieren ist. Nicht als unmögliche Situation.“
Eins aber ist sicher: Das Krankenhauspersonal dürfe nicht noch mehr belastet werden, so Schockmel. „Es ist klar, dass nicht alle ausgeruht sind. Aber ich merke, dass der Großteil absolut motiviert ist. Dabei macht ihnen nicht die Arbeit im Krankenhaus Sorgen, sondern der Respekt von außerhalb. Die Anerkennung und Wertschätzung wird momentan zusätzlich auf die Probe gestellt. Spätestens jetzt ist der Moment gekommen, um zu überlegen, wie der Beruf aufgewertet werden kann. Es geht um zusätzliche Motivation, um die Abkehr vom Pflegesektor zu verhindern.“
Fazit: „Ich bin zuversichtlich, dass wir die aktuelle Situation besser bewältigen werden.“ Schließlich gehe die Impfkampagne weiter, es würde vermehrt über eine Impfpflicht diskutiert werden und jeweils zwei neue Medikamente und Vakzine seien in der „Pipeline“. Mit den neuen Totimpfstoffen wie Novavax könnten Impfskeptiker weniger Probleme haben, hofft Dr. Romain Schockmel. Und mit ihm wahrscheinlich auch das gesamte Personal des CHEM …
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