Basketball / Ben Hurt ist beim Gréngewald zurück in einer neuen Rolle
Der Jubel war am Mittwoch im Lager des Gréngewald Hostert groß: Der Aufsteiger, der in der Liga bereits vier Siege einfahren konnte, schaffte im Pokal erstmals in der Vereinsgeschichte mit seinem Herrenteam den Einzug in die Coque. Auch für die Routiniers um Ben Hurt etwas Besonderes.
Es war Frühling 2022, Ben Hurt hatte seit etwas mehr als einem Jahr kein Spiel in der LBBL mehr bestritten, entschied sich dann jedoch, eine Finalbegegnung seines ehemaligen Klubs T71 anzuschauen, mit dem er in der Vergangenheit bekanntlich so einige Erfolge feiern konnte: „Es war schon komisch, denn man kennt dieses Gefühl, dort zu stehen, sehr gut“, erzählt der 29-Jährige, der die gesamte Spielzeit eine gewisse Distanz zum Geschehen in der LBBL bewahrt hatte. „Ich glaube, es waren nur zwei Spiele, die ich mir überhaupt angeschaut habe, eines davon eben dieses Finale.“ Kurz darauf meldete sich dann Gréngewald-Kapitän Yannick Julien bei ihm, um nachzufragen, ob er nicht Interesse hätte, in der neuen Saison beim Aufsteiger sein Comeback zu geben.
Es war der richtige Moment, den der Hosterter Routinier gefunden hatte. „Ich war wirklich gerade mit ihm fertig, da rief auch schon Trainer Alex Pires an“, erzählt Hurt noch immer etwas amüsiert. „Im Endeffekt war es dann eine schnelle Entscheidung, die ich getroffen hatte. Vor acht, neun Jahren spielte ich ja schon einmal dort, kannte noch einige Gesichter.“ Trainer Pires kannte er hingegen noch nicht persönlich: „Er hat mir dann auch direkt am Telefon gesagt, dass er viel mehr über mich wisse als ich über ihn“, scherzt Hurt weiter und fügt noch hinzu: „Zudem kann er einem das alles ja ganz schön schmackhaft machen, er redet ja auch schon ganz schön viel.“ Im Endeffekt hatte man das beim Gréngewald ganz gut eingefädelt und so sieht man Ben Hurt, nach einem Jahr Pause, nun im grünen Hosterter Trikot. „Mit fast 30 ist das noch einmal eine neue Herausforderung“, gibt er zu.
Richtiger Moment
Dabei freut sich Ben Hurt besonders über die gute Stimmung, die innerhalb der Mannschaft herrscht. „Wir sind zum größten Teil in einem Alter und unternehmen auch einiges außerhalb des Spielfeldes zusammen. Das ist cool, denn wir wohnen ja auch nicht alle in der Nähe von Niederanven.“ Und auch die rezenten sportlichen Erfolge, die nur die Wenigsten dem Aufsteiger im Vorfeld der Saison zugetraut hatten, tragen ihren Anteil dazu bei. Das Kribbeln, nachdem er zuvor einfach etwas Distanz zum Basketball haben wollte, ist bei Ben Hurt zweifelsohne wieder zurück. „Nachdem ich zuvor ein Jahr lang im Basketball nichts getan hatte, ist es organisatorisch schon ab und zu anstrengend, alles unter einen Hut zu bekommen, bereut habe ich es aber sicher noch nicht.“ Auch da Ben Hurt, in Düdelingen meistens in der Jokerrolle von der Bank kommend, in Hostert nun zu den luxemburgischen Leistungsträgern gehört. „In Hostert habe ich nie etwas versprochen bekommen, ich musste für meinen Platz auf dem Feld kämpfen. Diese neue Rolle fühlt sich schon super an.“
Und so schaffte der Gréngewald am Mittwoch gegen die Musel Pikes, nach bereits vier Siegen in der Meisterschaft, seinen in dieser Saison bisher wohl größten Coup. „Vor der Saison hatte sich das Team schon Ziele gesetzt, wir wollten das Play-off anvisieren. Vielleicht wurden wir dafür belächelt. Der Pokal ist aber eine andere Sache, damit rechnet man eigentlich nie, da gehört auch schon etwas Glück dazu.“ Er selbst und auch seine Vereinskollegen wie Ted Schleimer oder Patrick Arbaut kamen bereits in den Genuss, in der Coque zu spielen, umso mehr freut sich der 29-Jährige für seine jüngeren Teamkollegen und den Verein: „Das ist natürlich die Kirsche auf dem Kuchen, vor allem wenn man als Klub dann auch noch 75-jähriges Jubiläum feiert.“
Der Underdog
Ob die Erfahrung – Hostert gehört zu den ältesten Teams der Liga – ein Pluspunkt ist, dessen ist sich der 29-Jährige nicht unbedingt so sicher. „Wir haben einige Spiele gegen direkte Konkurrenten gewonnen, kämpfen uns zurück, vielleicht auch aufgrund der Erfahrung. Aber andere Spiele, wie die in der Meisterschaft gegen Fels und Contern, hätten wir nicht liegen lassen dürfen.“ Spiele, die man beim Gréngewald in der ab nächster Woche anstehenden Rückrunde auf jeden Fall mitnehmen möchte, denn die Top acht sind mehr denn je ein Thema beim Aufsteiger. „Die ersten fünf Teams haben sich abgesetzt, sind ganz klar die besten Mannschaften des Landes. Doch dahinter ist es noch spannender als in der letzten Saison“, betont der Routinier. Tatsächlich trennt die Plätze sechs bis zehn derzeit gerade einmal ein Punkt und da zählt eben jeder Zähler gegen die direkte Konkurrenz fast schon doppelt. Gerade hier hofft Hurt, dass die Erfahrung am Ende vielleicht dann doch ein großer Pluspunkt ist.
Ich glaube, das ist die Frage, die mir seit Mittwochabend am häufigsten gestellt wurdeauf die Frage, ob er sich Düdelingen im Pokalhalbfinale wünscht
Auf wen Hostert derweil im Januar in der Coque treffen wird, das wird man im Luxemburger Basketball erst in einigen Wochen erfahren. Die Halbfinalbegegnungen werden am letzten Spieltag im Dezember ausgelost. Fest steht jedoch, ein leichtes Los wird es sicherlich nicht geben, denn mit Ettelbrück, Esch und Düdelingen sind drei der Topteams der Liga in der Runde der letzten vier. „Ich glaube vielmehr, dass sich diese drei Teams uns als Gegner wünschen“, gibt Hurt mit einem Lachen zu. Die Rolle des Underdogs wird der Aufsteiger auf jeden Fall innehaben, egal wie der Gegner heißt. Ob er sich wünscht, gegen seinen langjährigen Klub in der Coque spielen zu dürfen? „Ich glaube, das ist die Frage, die mir seit Mittwochabend am häufigsten gestellt wurde“, erklärt der 29-Jährige schmunzelnd. „Für mich persönlich wäre es natürlich toll. Ich wohne noch in Düdelingen, habe dort viele Freunde.“ Doch erst einmal kommt der erste Test gegen die Etzella, auf die man am Samstag zum Abschluss der Hinrunde in der Meisterschaft trifft. Zu verlieren hat der Aufsteiger hier jedenfalls nichts.
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