Escher gegen die Krise / „Benu Village“ in Esch produziert spezielle Kindermasken
Im „Benu Village“, im Escher Grenz-Viertel, geht es in erster Reihe darum, nichts wegzuschmeißen. Das bunte Gebäude auf dem Parkplatz des ehemaligen Aldi beherbergt unter anderem den Nähbetrieb „Benu-Couture“. Hier wurde die Produktion vor knapp drei Wochen zu 100 Prozent von Kleidungsstücken auf Masken umgestellt.
Georges Kieffer ist der Gründer der kreiswirtschaftlichen Initiative Benu. Bereits ganz am Anfang der Krise sei er darauf angesprochen worden, ob „Benu-Couture“ keine Masken nähen könnte. „Ich habe mit dem Ministerium telefoniert und dort wurde verlangt, dass wir die Masken umsonst zur Verfügung stellen“, sagt Kieffer. Das Argument: Es gebe bereits genügend Freiwillige, die Masken umsonst herstellen.
Dazu war der 53-Jährige allerdings nicht bereit. Schließlich würden Einweg-Plastik-Masken, die unter grauenhaften Bedingungen hergestellt würden, auch bezahlt. Benu entscheidet sich also dazu, erst einmal keine Masken anzufertigen. „Damit haben wir ein Zeichen gesetzt.“
Denn Georges Kieffer ist der Überzeugung, dass das Ministerium mit dieser Entscheidung eine Chance verpasst hat, den lokalen Markt und dessen Handwerker zu unterstützen. „All die professionellen Schneider, die auch von der Krise betroffen sind, hätten tausende von Masken herstellen und dafür bezahlt werden können“, sagt er.
Große Nachfrage
Nachdem „Benu-Couture“ immer mehr Nachfragen von privaten Kunden erhielt, beschloss Kieffer nachzugeben. „Bei den Menschen bestand der Wunsch nach waschbaren Masken“, sagt er. Vor knapp drei Wochen startete sein Team eine Testphase, in der 200 Masken genäht wurden. Dabei hielten sich die Schneider strikt an die Vorgaben des „Centre hospitalier universitaire de Grenoble“, kurz CHU.
Die Benu-Masken werden nach dem gewohnten Modell von „Benu-Couture“ verkauft. Demnach kostet eine Arbeitsstunde 30 Euro. Der Stoff, der ausschließlich aus zweiter Hand kommt, bleibt gratis. Je nach Maskenform, Band und ob mit oder ohne Filter kostet eine Maske zwischen 8 und 15 Euro. Für den Versand kommen noch einmal 5 Euro dazu.
Nur Naturmaterialien
Das Highlight der Produktion: Benu stellt spezielle Kindermasken her. Damit diese gut aussehen, gibt sich das Team besonders Mühe. „Es soll nichts Tristes sein, besonders bei Kindern“, betont Kieffer. Angeboten werden Masken für Kinder zwischen drei und sieben Jahren sowie zwischen acht und 13 Jahren.
Benu verwendet ausschließlich Naturmaterialien wie Baumwolle und Leinen. Beim Fixierband haben Kunden die Wahl zwischen einem Gummi oder einer Schnur. Wer will, kann sich einen engmaschigen Filter einnähen lassen. Dieser kann nicht verrutschen und wird einfach mitgewaschen. Dadurch gibt es, passend zur Benu-Philosophie, auch keinen Abfall. Außerdem sind die Stoffe bereits gewaschen und damit weniger chemisch belastet. Das CHU empfiehlt, die Masken bei 30 Grad zu waschen und anschließend zu bügeln. „Es soll auch kein zusätzliches Mittel wie zum Beispiel Weichspüler verwendet werden“, rät Kieffer.
Demnach bleiben Themen, die Benu wichtig sind, weiterhin aktuell: Geringe Wasserbelastung und Zero Waste. „Wir bieten eine Lösung, die unsere Ethik respektiert“, sagt der Gründer. Das Konzept hat Erfolg. Das Team näht über 200 Masken am Tag und hat inzwischen bereits die 3.000-Stück-Marke geknackt. Um der Nachfrage gerecht zu werden, wurden sogar noch zwei Personen eingestellt und auch externe Handwerker helfen bei der Produktion. Für Georges Kieffer sind die Benu-Masken mehr als das. „Es soll etwas Schönes sein, was die Menschen nicht wegschmeißen.“
Praktische Infos
Je nach Maskenform kosten diese zwischen 8 und 15 Euro. Der Versand kostet zusätzlich 5 Euro. Wahlweise können die Masken nach Terminvereinbarung im Benu-Gebäude im Escher Grenz-Viertel abgeholt werden. Georges Kieffer rät dazu, mindestens zwei Masken pro Kopf zu haben. Benu bietet auch Packages mit vier Masken an. Für die Kindermasken gibt es zwei Größen: für die Kleinen zwischen drei und sieben Jahren und für Kinder zwischen acht und 13 Jahren. Wer seine Maske sauber zu Benu zurückbringt, erhält im Gegenzug einen Euro. Bestellungen können per Telefon unter der Nummer 27 91 19 49 oder per Mail an benu@benuvillageesch.lu aufgegeben werden. Nötige Angaben sind Name, Anschrift (falls Sie die Masken zugeschickt bekommen möchten), das Modell und die entsprechende Ausführung (mit/ohne Filter, Gummi/Baumwollschnüre) sowie die gewünschte Anzahl.
Aufruf
Bettwäsche hat sich als ein idealer Stoff für die Maskenproduktion herausgestellt. Deshalb bittet Georges Kieffer jeden, der alte oder nicht mehr gebrauchte Bettwäsche zu Hause hat, diese an Benu zu spenden. Wer helfen kann, soll sich unter der Nummer 27 91 19 49 oder der E-Mail-Adresse benu@benuvillageesch.lu melden.
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