Medien / Berlusconi-Holding MFE zeigt bei ProSiebenSat.1 Muskeln
Der italienische Medienkonzern MFE MediaForEurope baut seine Machtposition bei ProSiebenSat.1 aus und schürt damit Spekulationen um eine Übernahme des bayerischen Konkurrenten.
Die von der Familie des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi beherrschte MFE (ehemals Mediaset) erklärte am Mittwochabend, sie habe sich über Derivate Zugriff auf weitere vier Prozent an ProSiebenSat.1 gesichert und könne damit auf bis zu 29,01 Prozent der Anteile kommen. Auf der Hauptversammlung könnte sie sogar 29,9 Prozent in die Waagschale werfen. Mit einem Überschreiten der Schwelle von 30 Prozent der Stimmrechte wäre ein Übernahmeangebot fällig.
Bei ProSieben hatte erst am Dienstag der neue Vorstandschef Bert Habets sein Amt angetreten. Der ehemalige Chef des Rivalen RTL löste Rainer Beaujean ab, der sich stets gegen die Übernahmegelüste der Berlusconi-Holding gewehrt hatte. Auch die bayerische Landesregierung wehrt sich gegen einen zunehmenden Einfluss aus Italien. MFE schwebt eine paneuropäische Fernseh-Allianz vor, um dem Vormarsch der Streaming-Dienste Paroli zu bieten. Habets, der bisher im Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 saß, hat sich zu seinen Vorstellungen noch nicht geäußert.
Aktie hat an Wert verloren
Die Italiener hatten zuletzt eine Beteiligung von 25,01 Prozent an der Senderkette (ProSieben, Sat.1 und Kabel 1) aus Unterföhring bei München gemeldet, davon 24,26 Prozent direkt, den Rest über Derivate. Nach einer Stimmrechtsmitteilung vom Mittwochabend hat die Berlusconi-Holding ihren Aktienanteil sogar leicht auf 22,72 Prozent gesenkt, über Optionen käme sie auf weitere 6,29 Prozent. Die ProSieben-Aktie hat innerhalb der vergangenen zwölf Monate mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren, der Konzern ist an der Börse noch gut 1,6 Milliarden Euro wert.
Im Aufsichtsrat ist MFE bisher als größter Aktionär nicht vertreten. MFE hatte Anfang Oktober die TV-Managerin Katharina Behrends von NBC Universal Networks geholt und zur Statthalterin für Deutschland, Österreich und die Schweiz ernannt.
Thomas Rabe, der Chef von RTL und Bertelsmann ist, hatte wiederholt ein Zusammengehen von RTL mit ProSiebenSat.1 ins Spiel gebracht – zumindest für die mittlere Frist. Seit geraumer Zeit verfolgt der Konzern das Ziel der Schaffung cross-medialer, nationaler Champions auf Länderebene – etwa durch Verkäufe oder Fusionen. Der Konzern hat hier bereits Lösungen in seinen Märkten Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Kroatien auf den Weg gebracht. Europäische Medienhäuser und Fernsehketten sehen sich wegen des Erfolgs der neuen Streaming- und Videodienste – also globale Plattformen wie Netflix & Co, die den traditionellen Fernsehsendern immer mehr Zuschauer abluchsen – unter wachsendem Druck.
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