Rückkehr einer „Prinzessin“ / Berühmtes früheres Mosel-Schiff „Marie Astrid“ könnte ein Comeback erleben
Mit der Unterschrift unter die Schengener Verträge wurde 1985 und 1990 auf der „Princesse Marie-Astrid II“ Geschichte geschrieben. Das damalige Flaggschiff der Moselschifffahrt fährt heute noch unter dem Namen „Regensburg“ auf der Donau. Es steht zum Verkauf. Nicht ausgeschlossen, dass es nach Luxemburg zurückkehrt und als Touristenmagnet in Schengen einen sicheren Hafen findet.
Regensburg in Deutschland. Über die Donau tuckert ein Schiff, das sich „Regensburg“ nennt. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine alte Bekannte. Nämlich jene „Princesse Marie-Astrid“, die von 1985 bis 1993 die Zierde der Mosel ist. Es ist nicht irgendein Passagierschiff. 1985 und 1990 werden an Bord der „Marie-Astrid“ die beiden Abkommen von Schengen unterschrieben. Am Quai des gleichnamigen Moseldorfes wird damals der Grundstein zum grenzenlosen Verkehr in der Europäischen Union gelegt. Dieses Schiff, ein Meilenstein EU-europäischer Geschichte, soll nun zurück nach Luxemburg kommen, heißt es. Zurück an die Mosel, nach Schengen ins Dreiländereck Frankreich, Deutschland und Luxemburg.
Die Sache scheint konkret, wie Recherchen ergeben. Nicht alle Gesprächspartner wollen namentlich erwähnt werden, aber ihre Aussagen klingen glaubwürdig und sind oft ziemlich deckungsgleich.
Schwimmendes Museum
Es würde darüber nachgedacht, das Schiff nach Luxemburg an die Mosel zurückzuholen, wird erzählt. Nahe Schengen soll ein neuer Quai gebaut werden. Ein sicherer Hafen für das Schiff, das als Botschafter des grenzenlosen Europas über die Mosel auch nach Deutschland und Frankreich fahren könnte. An Bord soll die Zeremonie der Unterschrift des ersten Vertrages nachgestellt werden (siehe Foto) und eine Ausstellung soll im Detail über die beiden Schengener Abkommen informieren.
Klingt gut. Neu ist die Idee aber nicht wirklich. Vor Jahren hatte bereits der damalige Bürgermeister von Schengen Roger Weber den Wunsch, das Schiff zurückholen und für touristische Zwecke zu nutzen. Daraus ist leider nie etwas geworden. Gleiches gilt für die Idee, die „Marie-Astrid II“ auf ein Trockendock in den Kräutergarten von Schloss Schengen zu verfrachten.
Die Diskussion jetzt scheint aber mehr als nur Wunschdenken. Bürgermeister Michel Gloden sagt, dass er sich sehr freuen würde, das Schiff definitiv in Schengen begrüßen zu können: „Da können sich jede Menge neue Möglichkeiten für die Belebung des Tourismus ergeben.“ Weitere Details sind ihm nicht zu entlocken.
Hinter der Rückholaktion stecke auch nicht die Gemeinde, sondern das Tourismusministerium, heißt es. Auf unsere Nachfrage hin heißt es dort, es sei dem Minister im Augenblick nicht möglich, sich zu einem Projekt „Marie-Astrid“ zu äußern. Die Generaldirektion für Tourismus arbeite aktuell an einer Vielzahl an Projekten, um den Tourismus im ländlichen Raum zu fördern. Sollte es zu einem dieser Projekte etwas Neues geben, würde der Minister sich zum gegebenen Zeitpunkt äußern. Nach einem Dementi klingt das nicht.
Schiff steht zum Verkauf
Ein Telefonat nach Regensburg fügt ein weiteres Puzzleteil hinzu: „Die ‚Regensburg‘ steht zum Verkauf“, teilt Susanne Völkl von der Klinger Schifffahrt GmbH dem Tageblatt mit. Die Vertreterin des heutigen Eigners der früheren „Marie-Astrid“ streitet auch nicht ab, dass es bereits Gespräche mit Luxemburg gegeben habe. Details verrät aber auch sie nicht, doch: „Lassen Sie sich das doch alles am besten von den Behörden in Luxemburg erklären.“ Bingo! Da läuft doch wirklich was.
Alles nur eine Frage der Zeit – und des Geldes. Und später wohl auch des Namens. Denn unter welchem Namen soll das Schiff nach seiner Heimkehr an die Mosel fahren? Am Quai in Grevenmacher liegt ja bereits eine „Princesse Marie-Astrid“ …
Diese Verwirrung ist darauf zurückzuführen, dass das Flaggschiff der „Entente touristique de la Moselle luxembourgeoise“ immer diesen Namen trägt, seit Marie-Astrid, die Schwester des heutigen Großherzogs, damals als 12-Jährige, das erste Schiff der Reihe getauft hat – und seither weitere vier Mal. Heute fährt die „Marie-Astrid V“ über die Mosel.
Alles beginnt mit der Einweihung des Moselkanals 1964 und der Freigabe des Flusses für die Großschifffahrt von Koblenz bis Thionville. Damals wächst in Luxemburg der Wunsch, Touristen die Mosel per Schiff näherzubringen. Am Pfingstsamstag 1966 wird die erste „Marie-Astrid“ offiziell in Betrieb genommen. Fast 20 Jahre lang verrichtet das Schiff seinen Dienst, ehe es in einer Juni-Nacht des Jahres 1984 ein Raub der Flammen wird.
Immer größer
Der Rumpf kann gerettet werden und wird nach Deutschland verkauft. Ab 1985 fährt die ehemalige „Prinzessin“ als Touristenboot namens „Siebengebirge“ auf dem Rhein. Später kommt sie nach Belgien, wo sie nahe Dinant als „Le Sax“ unterwegs ist.
Im April 1985 wird an der Mosel dann jene „Marie-Astrid“ in Betrieb genommen, die nun nach Luxemburg zurückkehren soll. Bis zum Ende der Saison 1992 steht das Schiff im Dienst der Mosel-Entente. 1993 wird es von der Rössler-Linie am Rhein erworben, die es später an die Klinger GmbH mit Sitz in Regensburg verkauft, wo es seither als „Regensburg“ fährt.
1993 kommt die dritte „Marie-Astrid“. Länger, breiter und höher. Zum ersten Mal verfügt das Schiff über eine Galerie, die neue Möglichkeiten bietet, um Events zu organisieren. Aber auch dieses Schiff wird zu klein und wird 1999 verkauft. Als „Gutenberg“ fährt es zunächst in Mainz über den Rhein, bis es ab 2004 als „River Star“ seinen Dienst in Hamburg verrichtet.
Um den rasch gestiegenen Anforderungen der Kunden zu genügen, kommt 2000 die vierte „Marie-Astrid“ an die Mosel. Nach der Ausmusterung 2009 fährt diese nun als „Rheinprinzessin“ nahe Bonn.
Im April 2010 kommt dann „Marie-Astrid V“, die bis heute unter Luxemburger Flagge unterwegs ist. Sie entspricht vor allem dem Wunsch, einen barrierelosen Zugang zu allen Decks des Schiffes zu gewähren.
Geplanter Saisonstart dieses Schiffes ist im März nächsten Jahres. Bis dahin weiß man wohl auch mehr über die Rückkehr ihrer bis heute rüstigen Vorgängerin. In dem Sinne: Schiff ahoi!
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Um Gottes Willen, nicht noch ein Museum.
Wenn die Leute ein Boot besuchen wollen, dann nehmt eins das tatsächlich umher fährt.
Dieses alte Flaggschift von damals als historisches Museumsschiff
in Schengen zu ankern,wäre eine nicht so schlechte Idee als
Turistenattraktion, jedenfalls viel besser als dieser jetziger teurer
unpassender „Horrorponton“ aus abschreckender Betonarchitektur,
der bis jetzt nur von Unkosten getragen wird.
Kommentar iwerflëssëg , oder ?