Cannabis / Beschwerden wegen schlechter Qualität: Kein Risiko für Cannabis-Patienten
Seit 2019 dürfen in Luxemburg speziell ausgebildete Ärzte schwer kranken Patienten medizinisches Cannabis verschreiben. Nachdem vergangenen Sommer der Lieferant gewechselt wurde, beschweren sich nun einige Patienten über die schlechte Qualität ihres medizinischen Cannabis. Dem zuständigen Ministerium sind die Beschwerden bekannt. Sie wurden an den Lieferanten weitergegeben. Einen neuen sucht man zurzeit allerdings noch nicht.
Vergangenes Jahr haben spezialisierte Ärzte insgesamt 4.881 Rezepte für medizinisches Cannabis ausgestellt. 2021 waren es lediglich 2.378. Diese Verschreibung muss der Patient in einer der Krankenhausapotheken abgeben. Im Gegenzug erhält er dann sein medizinisches Cannabis.
Um den Einkauf des medizinischen Cannabis kümmert sich das Gesundheitsministerium. Die Kontrakte mit den Lieferanten sind immer zeitlich begrenzt. In der Regel laufen sie zwei Jahre. Um ausgewählt zu werden, müssen sich die Anbieter bei einer öffentlichen Ausschreibung durchsetzen. Das klappte bislang ganz gut, von einigen Engpässen mal abgesehen. Im Sommer wurde der Lieferant zum letzten Mal gewechselt. „Der Vertrag mit Tilray ist am 3. August ausgelaufen. Wir haben deshalb im Mai eine öffentliche Ausschreibung gestartet, die von der Firma Schroll Medical gewonnen wurde“, teilte die damalige Gesundheitsministerin Paulette Lenert vergangenen Oktober in einer parlamentarischen Antwort mit.
Seitdem haben sich mehrere Patienten beim Tageblatt gemeldet und sich über die schlechte Qualität ihrer Medizin beschwert. So u.a. ein Mann Ende 30. Er leidet an einer Nervenkrankheit. Seit zwei Jahren ist er Cannabis-Patient. „Qualitätsprobleme hat es bislang noch nie gegeben. Das hat sich jedoch schlagartig geändert, seit das medizinische Cannabis nicht mehr aus Kanada, sondern aus Dänemark kommt. Die Blüten sind nicht richtig grün, sondern eher gelblich. Außerdem riechen sie wie Heu. Obwohl ich die THC-dominante Variante habe, bleibt das High leider meistens aus. Zudem wurde es in Plastikbechern geliefert, die den typischen Plastikgeruch auf die Blüten übertragen“, schilderte der Mann.
Ein anderer Patient machte ebenfalls identische Angaben gegenüber dem Tageblatt. Nach einem schweren Arbeitsunfall wurde ihm medizinisches Cannabis verschrieben, weil er die chemischen Schmerzmittel nicht mehr vertrug. „Ich würde dieses Cannabis am liebsten nicht konsumieren. Doch das ist nicht so einfach. Ich brauche es nämlich, damit ich die Schmerzen aushalte“, sagte der Patient.
„Quality defect“
Auch beim zuständigen Ministerium hat man von Qualitätsproblemen gehört, das bestätigte Martine Deprez, die neue Gesundheitsministerin, in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Sven Clement. „Diese negativen Rückmeldungen der Patienten wurden von der „Division de la pharmacie et des médicaments“ (DPM) von der Gesundheitsdirektion angenommen und als ‚Quality defect’ an den Lieferanten weitergegeben“, teilte die Gesundheitsministerin mit. Sollte sich die Qualität in Zukunft nicht bessern, werde man kurzfristig über weitere Schritte nachdenken, fügte sie noch hinzu.
Nach einem alternativen Anbieter für medizinisches Cannabis wird sich jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht umgesehen, denn noch ist ausreichend medizinischer Hanf auf Lager. Zwischen August und November hat das Gesundheitsministerium insgesamt 84,4 Kilogramm bei dem Unternehmen Schroll Medical zum Grammpreis von 2,48 Euro gekauft. Schroll Medical wurde 2018 von den Brüdern Carsten und Sören Schroll gegründet. Das Familienunternehmen mit Sitz im dänischen Odense hat sich auf die Züchtung und den Verkauf von medizinischem Cannabis spezialisiert. Aktuell zählt es rund 40 Mitarbeiter und liefert neben Luxemburg auch nach Großbritannien, Deutschland, in die Schweiz und nach Australien. Cannabis-Öl, das ebenfalls unheilbaren Patienten verschrieben wird, kommt weiterhin von der kanadischen Firma Tilray. „Das Qualitätsproblem wirkt sich allerdings nicht auf die Gesundheit der Patienten aus“, betonte die Gesundheitsministerin noch.
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Es ist mit Abstand das schlechteste medizinische Cannabis seit Einführung. Die Blüten sind viel viel zu trocken. So trocken, dass man nicht mal einen Grinder benötigt. Ich bin seit mehreren Jahren nun Cannabis-Patient/Konsument und muss ganz klar sagen; noch nie hatte ich so einen Schrott zum konsumieren. Bei so einer Qualität brauchen die den Leuten auch gar nichts anzubieten. Eine absolute Frechheit was der Staat seit 2019 in puncto Cannabis anbieten. Amateurhaft und offensichtlich sind Leute am Werk die absolut keine Ahnung von der Materie haben!
Schön, dass zumindest eine Redaktion in LU das Thema anspricht.