Luxemburg / Automarkt entwickelt sich besser, als die Zahlen erkennen lassen
Es sind keine einfachen Zeiten für Autohändler. Nachdem ihr Absatz 2020 Corona-bedingt heftig eingebrochen war, gingen die Zulassungszahlen im Jahr 2021 überraschenderweise noch einmal weiter zurück. Auch 2022 blieb die Erholung aus. Dafür gibt es jedoch Erklärungen. Der Anteil der Elektroautos an den Neuzulassungen legt derweil weiter zu.
In normalen Zeiten wächst in Luxemburg die Zahl der verkauften Autos stetig weiter. Seit 1999 wurden hierzulande jährlich mehr als 40.000 Stück verkauft. Seit 2004 waren es mehr als 45.000 pro Jahr. Ab 2016 sogar mehr als 50.000. Ein absoluter historischer Rekord wurde 2019, mit 55.008 neu zugelassenen Autos, erreicht.
Doch dann kam Corona, und seit 2020 läuft es nicht mehr so rund für die Branche. Ende Dezember 2020 standen nur 45.189 verkaufte Autos in den Büchern. Ein Rückgang von satten 17,9 Prozent (oder 9.819 Autos), verglichen mit dem Vorjahr. Wegen Schwierigkeiten in den Lieferketten haben sich die Neuzulassungen dann auch 2021, trotz Wirtschaftsboom, nicht erholt. Sie sind weiter, auf 44.372, zurückgegangen. So wenig wie zuletzt im Jahr 2003.
Im ersten Halbjahr 2022 wurden nun 21.812 Neuzulassungen gezählt, wie neue Zahlen von Statec zeigen. Das ist ein Rückgang von weiteren 13,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Verglichen mit dem Jahr 2019, das nicht von der Pandemie betroffen war, beträgt der Rückgang der Zulassungen sogar 30 Prozent.
Die Branche gibt sich dennoch zuversichtlich. „Die Zulassungszahlen werden weiterhin stark von den wiederkehrenden Lieferschwierigkeiten auf dem Automobilmarkt in Luxemburg wie auch in Europa beeinflusst“, hat der Verband „House of Automobile“ vergangene Woche in einer Pressemeldung mitgeteilt. „Der Auftragsbestand der Händler erreicht ein Niveau, das weit über dem des Jahres 2021 liegt.“ Man sei erfreut, dass „die Kunden sich nicht von den anhaltend langen Lieferzeiten entmutigen lassen“, so der Branchenverband weiter. Die Fahrzeugverkäufe seien stabil.
Elektrofahrzeuge weiter auf Siegeszug
Trotz des Rückgangs bei den Neuzulassungen insgesamt sind Zahl und Anteil der neu verkauften Elektroautos auch zu Beginn des Jahres 2022 weiter deutlich gestiegen. Insgesamt 3.209 Stromer wurden in den ersten sechs Monaten hierzulande neu zugelassen, zwei Drittel davon waren Firmenwagen und ein Drittel Privatwagen. Deutlich mehr als die 2.071 vom Vorjahreszeitraum. Und auch deutlich mehr als im Gesamtjahr 2020 (2.473 Elektroautos) oder als im Gesamtjahr 2019, als nur 986 Elektroautos neu hinzugekommen waren.
Die Wachstumsraten sind beachtlich. In den letzten paar Jahren ist der Anteil der E-Autos an den Neuzulassungen deutlich gestiegen. Im ersten Halbjahr 2022 lag er bei fast 15 Prozent. Im Gesamtjahr 2021 waren es 10,5 Prozent. 2020 waren es noch 5,5 Prozent gewesen – nach mageren 1,8 Prozent im Jahr 2019.
Der Anteil der Diesel-Autos unter den Neuzulassungen ist derweil nur noch leicht rückläufig, auf 23,5 Prozent. Im Vorjahr war er deutlicher, und zwar von 36,8 auf 25,4 Prozent gefallen. Auch der Anteil der Benziner unter den Neuzulassungen war leicht rückläufig, auf 36,1 Prozent. Im Vorjahr war er von 43,4 auf 38,2 Prozent gefallen.
Wachstum stockt bei Hybridfahrzeugen
Hybridfahrzeuge stehen zwar, wie in den vergangenen Monaten, immer noch für einen beachtlichen Teil der Neuzulassungen (26,8 Prozent), das Wachstum der Verkaufszahlen scheint aber zu stocken. Hintergrund soll eine Veränderung bei den staatlichen Beihilfen sein.
Von den insgesamt 439.837 Autos, die zu Beginn des Jahres 2022 in Luxemburg angemeldet waren, bleibt der Anteil der Elektroautos derweil überaus gering, auch wenn er sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt hat. Ihr Anteil ist von 1,03 auf 1,94 Prozent aller Autos gestiegen. Das sind insgesamt 8.528 Fahrzeuge (Vorjahr: 4.444). Die Zahl der hybriden Fahrzeuge (Benzin/Strom) stand zu Beginn dieses Jahres für 4 Prozent der Automobilflotte der Luxemburger.
Den mit Abstand größten Teil des Luxemburger Autofuhrparks bilden derweil weiterhin Dieselfahrzeuge. Trotz eines erneuten Rückgangs um mehr als 10.000 Fahrzeuge (auf insgesamt 213.922 Stück) stehen sie für einen Marktanteil von 48,6 Prozent. Der Trend weg vom Diesel ist jedoch beachtlich: 2014 stand Diesel noch für 65,68 Prozent des gesamten Fuhrparks.
Unter den in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 21.812 neu angemeldeten Autos waren unter anderem vier Rolls-Royce, elf Lotus, 17 Maserati, 22 Bentley, 32 Aston Martin, 43 Lamborghini, 69 Ferrari, 84 Jaguar, 355 Tesla und 576 Porsche. Die am häufigsten neu angemeldeten Marken waren Volkswagen (2.492), Peugeot (1.884), Audi (1.878) und BMW (1.806).
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