Editorial / Besser spät als nie: Teure Umgestaltung von Belval ist leider nötig
Belval braucht besseren Urbanismus – das ist jeder Person klar, die schon einmal durch die Betonwüste wandern musste. Das alte Industriegebiet soll in den kommenden zehn Jahren im Rahmen des Mobilitätplans PNM2035 komplett umgestaltet werden. Bis zum Abschluss der Arbeiten muss also noch viel Zeit investiert werden – und Geld. Doch die Investitionen sind nötig.
Es ist unglaublich, wie schlecht das Viertel geplant wurde. Grünes findet man kaum und die Betonplätze werden im Sommer zu unerträglichen Hochöfen. Hinzu kommt eine sechsspurige „Porte de France“, die in ihrer Breite absolut unnötig ist. Das ist keine Stadtplanung – das ist ein mit Asphalt gemaltes Wunschbild eines pseudo-fortschrittlichen Hochhausviertels im Süden. Oder wie der vergangene Mobilitätsminister François Bausch („déi gréng“) oft und gerne wiederholte: „So wurden Viertel im vergangenen Jahrhundert geplant.“ Dabei war während der Planung der Infrastruktur schon abzusehen, dass ein Kirchberg 2.0 auf diesem Gebiet wenig Sinn ergibt.
Nun gut, die Fehler der Vergangenheit sollen jetzt mit etlichen Millionen Euro Steuergeld und jahrelangen Baustellen rückgängig gemacht werden. Das bisher Vorgestellte sieht jedenfalls gut aus: mehr sanfte Mobilität, mehr Grün und vor allem mehr Platz für den Menschen. Ein bisschen Sorgen bereiten allerdings die ersten Entwürfe. Zwar sind mehr Grünflachen vorgesehen, trotzdem dominiert in vielen Bereichen weiterhin der Beton. Vor allem rund um die Hochöfen scheint sich nicht viel an der mangelnden Begrünung zu verändern. So oder so: Der Weg bis zu den abgeschlossenen Umgestaltungen wird schmerzhaft sein. Belval hatte sowieso noch immer Baustellen-Charme, und das wird sich in den nächsten Jahren noch verschlimmern.
Deswegen ist es unabdinglich, die Bewohner des Viertels über das Vorhaben aufzuklären. „Wenn man offensiv kommuniziert, wie es nachher aussieht, dann akzeptieren sie es auch“, sagte Bausch während der Vorstellung des neuen Konzeptes vergangenes Jahr. Die Entwicklungsgesellschaft Agora hat die offensive Kommunikationskampagne mit der ausgebuchten Informationsveranstaltung am Mittwochabend eingeläutet. Das Interesse war groß und die animierte Diskussionsrunde am Ende der Präsentation zeigt, wie wichtig die geplanten Veränderungen sind. Auch die nicht repräsentative Umfrage bestätigte das, was jeder wusste: Das Viertel soll den Menschen gehören, nicht den Autos. Immerhin sind sie es, die mitten in den Baustellen wohnen und arbeiten müssen.
Dabei könnte das alte Industriegebiet viel besser aussehen. Wo auf der Welt kann man direkt neben einem riesigen Hochofen wohnen? Jede Person, die regelmäßig dort vorbeigeht, weiß, wie viel Potenzial dieses Viertel hat. Dass wir Jahrzehnte auf ein lebenswertes Viertel warten mussten, ist einem falschen Verständnis von Urbanismus geschuldet. Es wird höchste Zeit, die Fehler rückgängig zu machen, auch wenn es schmerzhaft ist.
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