Jobmesse / Besuch bei „Unicareers“: Wie die Pandemie und hohe Wohnungspreise das Leben der jungen Generation beeinflussen
Die Jobmesse „Unicareers“ – für Berufseinsteiger und solche, die es werden wollen – fand am Freitag in Kirchberg statt. Gespräche mit den jungen Menschen dort zeigen, mit welchen Schwierigkeiten sie in Luxemburg aktuell konfrontiert sind.
Eine lange Schlange hat sich an diesem Freitagmorgen vor der Messehalle auf Kirchberg gebildet. Vorwiegend Jüngere haben sich nacheinander vor dem Haupteingang eingereiht und unterhalten sich. Andere lesen im Stehen Zeitung. Sie tragen Hemden, Hosenanzüge und schicke Kleidung und halten ihre Lebensläufe in der Hand. Denn die Studenten oder Berufsanfänger wollen sich über ihre Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt informieren – und warten darauf, dass sich die Türen zur „Unicareers“ der Universität Luxemburg öffnen.
Eine feste Stelle finden – das ist momentan gar nicht so einfach, wie Vanessa Schequenne berichtet. Am Eingang der Jobmesse beantwortet die Expertin im Bereich Personalressourcen am Stand der Universität Luxemburg Fragen der Gäste und erklärt, dass aktuell durch die Pandemie Diplomierte mehrerer Abschlussjahrgänge gleichzeitig Arbeit suchen: „Während Corona stand der Arbeitsmarkt quasi still, es wurde kaum eingestellt. Während dieser Zeit haben aber drei Jahrgänge ihren Abschluss gemacht. Sie stehen nun in Konkurrenz zueinander.“
So habe es zum Beispiel auf eine kürzlich ausgeschriebene Stelle der Universität 151 Bewerbungen gegeben. „Wenn man dann keine Erfahrung hat, ist es schwer“, erklärt Vanessa Schequenne, die immer öfters bemerkt, dass vor allem Jüngere durch die Pandemie Lücken in ihrem Lebenslauf haben. Weil sie in dieser Zeit keine Arbeit oder einen Praktikumsplatz fanden. Die Personalerin – die zudem feststellt, dass die berufliche Orientierungshilfe generell besser werden muss – rät zu Praktika und Schulungen, um so Erfahrung zu gewinnen.
Schwieriger Wohnungsmarkt
Dass aller Anfang schwer ist, hat die Arbeitssuche Laurent Libar gezeigt. Der 27-Jährige aus Steinfort hat in Luxemburg einen Master im Maschinenbau absolviert und sucht seit zwei Monaten nach einer Stelle in diesem Bereich. Doch das ist seiner Aussage nach kompliziert: „Während der Uni wurde uns immer gesagt, es wäre besser, einen Master zu machen. Jetzt bekomme ich auf dem Arbeitsmarkt zu hören, ich wäre überqualifiziert“, berichtet der freundliche Mann. Gleichzeitig sei in dem Bereich aber oft viel Berufserfahrung gefordert.
Momentan lebt Laurent Libar noch bei seinen Eltern. Bereit für einen Auszug ist er, um „richtig raus ins Leben zu starten“. Doch angesichts der aussichtslosen Suche bisher und den hohen Wohnpreisen sei die Situation aktuell eben so, wie sie ist. Mit Blick auf die anstehenden Parlamentswahlen am 8. Oktober erhofft er sich von der künftigen Politik eine bessere Unterstützung für seine Generation – vor allem, was die Lage auf dem Wohnungsmarkt angeht. „Sodass man nicht zwei Drittel des Lohnes für die Wohnung ausgeben muss. Und eigentlich nur noch lebt, um zu arbeiten – um sich überhaupt ein Dach über dem Kopf leisten zu können.“
Die Wohnungssuche war auch für Redison Kukeli schwer. Der 24-Jährige ist aus Albanien zum Studieren nach Luxemburg gekommen, lebt mittlerweile seit einem Jahr im Land und hat zuerst während sechs Monaten im hauptstädtischen Viertel Bonneweg zur Miete gewohnt: „Über den Privatmarkt hatte ich ein Zimmer gefunden, 800 Euro habe ich dafür gezahlt. Das war zu teuer.“ Nun lebt er für 445 Euro im Monat in einer Unterkunft für Studierende, die ihm über die Universität zur Verfügung gestellt wurde – wie der Masterstudent und angehende Ingenieur erzählt.
Praktikum als Türöffner
Studienkollegin Andrea Kiss sagt dazu: „Über die Uni habe ich für 740 Euro Miete etwas in Belval gefunden. Aber das Angebot der Universität ist begrenzt und ich habe von vielen anderen gehört, dass sie Probleme bei der Suche hatten.“ Die 25-Jährige aus Ungarn lebt ebenfalls seit einem Jahr in Luxemburg und hofft, wie ihr Kommilitone in dem Land Arbeit zu finden. „Bei der Jobsuche bereitet mir die Tatsache etwas Sorge, dass ich nicht so viele Sprachen kann. Aber ich gebe mein Bestes“, erklärt sie lächelnd. Mit Redison Kukeli und einem weiteren Studienkollegen ist sie zur Jobmesse gekommen, um ein Praktikum zu finden und so Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln.
Auch Jeronimo Kadar hat die Suche nach einem Praktikum oder bezahlten Studentenjob auf die Jobmesse geführt. Nach erfolgreichem Abschluss der Europäischen Schule in Luxemburg wird der 18-Jährige in einigen Wochen sein Studium in Trier beginnen. „Durch einen Nebenjob könnte ich Geld verdienen und selbstständiger sein“, erzählt Kadar, der aktuell noch bei seinen Eltern in Bonneweg lebt. Er hofft, im kommenden Jahr den Eignungstest für die Ausbildung zum Fluglotsen in der Schweiz zu schaffen und würde in dem Fall dann auch dort hinziehen.
„Den Test bestehen leider aber nur vier Prozent. Sollte es nicht klappen, werde ich zu Hause wohnen bleiben, da alles andere einfach zu teuer ist“, erklärt Jeronimo Kadar. Mit Blick auf andere Länder sagt der 18-Jährige allerdings, dass er glücklich über das Leben in Luxemburg ist. Und Studenten zum Beispiel eine gute finanzielle Unterstützung erhalten. Im Juni hat er zum ersten Mal an Wahlen teilgenommen und erklärt, was die Politik in Zukunft noch besser machen könnte: „Die Menschen sollten mehr zu Wort kommen. Zum Teil ist das bereits der Fall, aber allgemein sollte noch mehr Politik im Sinne des Volkes gemacht werden.“
Und dann zieht es den Studienanfänger weiter zu den Ständen, in der Hoffnung, einen Nebenjob zu finden.
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