Schobermesse / Betreiber auf der „Fouer“: „Hinter einer Runde Karussellfahren steckt viel mehr“
Es ist ein Termin mit Tradition: Jedes Jahr lädt die „Fédération nationale des commerçants forains“ (FNCF) während der Schobermesse zur Pressekonferenz auf den hauptstädtischen Glacis ein, um die Öffentlichkeit über alles Wichtige rund um das beliebte Volksfest zu informieren. Und obwohl das Eröffnungswochenende der seit 682 Jahren stattfindenden Großveranstaltung bei bestem Wetter stattfand, wurde die Stimmung der Organisatoren und Schaustellenden doch etwas getrübt.
„Das wird dann sicherlich viele interessieren: Am Mittwoch ist der Familientag“, hob der Präsident des Luxemburger Schaustellerverbandes, Charles Hary, bei der Pressekonferenz am Montagmorgen hervor. Wie es seit Jahren üblich ist, wird es am kommenden Mittwoch wieder ermäßigte Preise an den Attraktionen, Fahrgeschäften und in den Spielhallen geben. Gleiches gilt für den letzten Tag der „Fouer“, am 7. September – dann allerdings gibt es die günstigeren Preise nur bis 20 Uhr.
Das dürfte vor allem Familien mit Kindern in diesem Jahr besonders freuen. Denn mit dem offiziellem Beginn der Schobermesse am Freitag wurde vor allem in den sozialen Medien – aber auch vor Ort – reichlich über die Preise der seit 1340 stattfindenden Kirmes diskutiert. Vor allem die Preisliste eines Lokales, das auf der „Fouer“ neben Essen und Getränken auch Unterhaltung mit Liveauftritten anbietet, geriet dabei in den Fokus der Userinnen sowie User und erntete Kritik.
Zu Unrecht, wie der bei der Stadt Luxemburg für Veranstaltungen zuständige Schöffe, Patrick Goldschmidt (DP), auf der Pressekonferenz erklärte: „Man muss miteinander vergleichen, was auch vergleichbar ist: Dieser Betrieb hat beispielsweise mehr Ausgaben für die Sicherheit, es wird allerdings kein Eintritt verlangt.“ Da man sich dort demnach kostenlos Konzerte verschiedener Künstlerinnen und Künstler vor allem aus dem Schlagerbereich ansehen kann, sind die Kosten für ein kühles Bier oder einen gebackenen Fisch eben höher.
Kosten für Energie, Personal und Sprit
Auch der Präsident der „Fédération nationale des commerçants forains“ (FNCF), Charles Hary, wies am Montagmorgen darauf hin, dass man nicht alles so einfach in einen Topf werfen könne: „Manche Attraktionen werden mit 20 Lastwagen hergefahren. Da wird bereits ein Vermögen investiert, bevor der Betrieb überhaupt läuft. Die können das nicht kostenlos anbieten, hinter einer Runde Karussellfahren für fünf Euro steckt ja viel mehr.“ Denn bei den 223 Schaustellenden – von denen rund 70 Prozent aus dem Ausland anreisen – fallen unter anderem Ausgaben für Benzin, Reparaturarbeiten und Personal an. Hinzu kommen die gestiegenen Preise für Energie, aber auch Lebensmittel.
Aus dem Grund waren Preiserhöhungen bei manchen Betrieben in diesem Jahr unausweichlich – laut den Verantwortlichen der Schobermesse allerdings in einem moderaten Bereich. „Die Schausteller sagen nicht: ‚Jetzt hatten wir während zwei Jahren keine Schobermesse, jetzt können die Leute mal bezahlen.’ So ist es nicht. Das sind Handelstreibende und die wissen, dass bei zu hohen Preisen keiner mehr kommt“, erklärte Schöffe Patrick Goldschmidt und erinnerte daran, dass der Eintritt zur Großveranstaltung, mit deren Planung ein Jahr im Voraus begonnen wird, kostenlos ist.
Pandemiebedingt war schon vor etwa einem halben Jahr klar, dass die Stadt Luxemburg in diesem Jahr kein Standgeld von den Schaustellenden verlangen würde. Viele hätten ihre Preise in diesem Jahr auch gar nicht erhöht. So erklärte Charles Hary bei der Pressekonferenz beispielsweise, dass sich bei seinen eigenen Betrieben – Autoscooter und Süßigkeitenverkauf – im Vergleich zu 2019 nichts verändert hätte. Nach wie vor koste eine Fahrt mit dem Autoscooter bei ihm drei Euro. Und nirgends gebe es aktuell Betriebe, bei denen die Dinge billiger würden, meinte der Präsident des Schaustellerverbandes weiter.
Kritik aus der Nachbarschaft
Die Kritik um die Preise scheint nicht die einzige, der sich die Verantwortlichen der Schobermesse stellen müssen. Denn in einem an die Gemeinde Luxemburg adressierten und dem Tageblatt vorliegenden Schreiben bemängelt ein aufmerksamer Einwohner der Hauptstadt unter anderem, dass auf dem Glacis in unmittelbarer Nähe von Baumkronen installierte Leuchten das Brandrisiko erhöhen. Bei der Pressekonferenz auf das Schreiben – das am vergangenen Freitag bei der Gemeinde einging und an diesem Tag auch an verschiedene Medien verschickt wurde – angesprochen, erklärte Laurent Schwaller vom „Service espace public, fêtes et marchés“ der Stadt, dass gleich mehrere Kontrollinstanzen für die Sicherheit vor Ort sorgen.
„So dürfen beispielsweise keine leicht entflammbaren Materialien verwendet werden. Die Leuchten sind meist LEDs“, so Laurent Schwaller. Auch Charles Hary wies darauf hin, dass gewöhnlich mit diesen Lichtquellen gearbeitet wird, die sich nicht erhitzen und zudem Energie sparen. Mit Beginn der traditionellen Kirmes auf dem Glacis bezieht dann auch ein Team des „Corps grand-ducal d’incendie et de secours (CGDIS) am Haupteingang einen Posten, um in Notfällen gleich vor Ort zu sein und erste Flammen löschen zu können – bevor überhaupt ein größerer Brand entstehen kann.
Allen negativen Echos zum Trotz, und auch wenn es in diesem Jahr etwas früher losging (zum Vergleich: Die letzte „Fouer“ begann am 23. August 2019), hat es nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause am ersten Wochenende laut Laurent Schwaller wieder viele Menschen auf den Glacis gezogen: „Es gab kein enges Gedränge und doch war es gut gefüllt. Wir haben wieder den Zulauf wie 2019 und sind zufrieden.“ Und auch Charles Hary stellte fest: „Wir haben gut angefangen, mit gutem Wetter – und so kann es weitergehen.“ Wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen will der Schausteller sich nun auf das konzentrieren, was ihm wichtig ist: auch in schwierigen Zeiten Menschen Momente der Freude zu schenken.
Fouer: ULC verurteilt Preispraktiken
Die Preisdiskussion auf der Schueberfouer wird immer mehr zum Politikum. Nun hat sich auch die Luxemburger Verbraucherzentrale eingeschaltet. Diese habe nämlich den Eindruck, dass manche Standinhaber „vom allgemeinen inflationären Trend“ profitieren, um ihre Gewinnspannen „kräftig zu erhöhen“. Man werde den Verdacht nicht los, dass bei manchen Schaustellern kräftig abgesahnt werde, heißt es in einer Mitteilung der „Union luxembourgeoise des consommateurs“ (ULC).
Zwar sei das Volksfest seit jeher nicht unbedingt für soziale Preise bekannt. Doch treffe es dieses Jahr vor allem Familien mit Kindern und einkommensschwache Haushalte. Bei den aktuellen Preisen sei es klar, dass Familien mit Kindern abwinken müssten: „Denn die Kinder wollen nicht nur Pommes essen, sondern auch noch auf die Fahrgeschäfte, zumindest auf zwei oder drei“.
Die ULC weise auch die „unqualifizierte Äußerung“ eines hauptstädtischen Schöffen zurück, dass jeder für sich entscheiden könnte, ob er zur Schueberfouer geht oder nicht. Gemeint ist damit Stadtschöffe Patrick Goldschmidt (DP). Dieser hatte u.a. im Interview mit dem Tageblatt darauf hingewiesen, dass bei mehr als 200 Buden und Attraktionen für jedes Portemonnaie etwas dabei sei. Außerdem werde niemand gezwungen, die Fouer zu besuchen.
Die ULC verurteilt die Preispraktiken und rät allen Besuchern, Preislisten zu vergleichen – sowohl bei Restaurants, als auch bei Fahrgeschäften. Nicht alle Betreiber versuchten, ihre Gewinnspanne zusätzlich zu erhöhen. (ham)
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