/ Bettina Ballmann: Porträt der neuen Roeser Gemeinderätin
„Ich habe mich schon sehr früh für Politik interessiert. Also eigentlich nicht so sehr für Politik an sich, sondern für die Möglichkeit, Ideen zu entwickeln und diese dann auch umsetzen zu können. Und zwar zeitnah umsetzen zu können. Denn ich bin eigentlich ein sehr ungeduldiger Mensch!“ Ende August ersetzte Bettina Ballmann auf der LSAP-Bank im Gemeinderat von Roeser Carlos Marques, der seinen Posten wegen Umzugs in eine andere Kommune aufgeben musste.
Sie ist Vorschullehrerin, nicht nur von Beruf, sondern von ganzem Herzen. „Das war auch einer der Gründe, weshalb ich mich schon 2007 in der LSAP engagierte und in den Vorstand der lokalen Sektion eintrat: Als Lehrerin war es mir schließlich nicht egal, in welchem Zustand sich beispielsweise die Schulen in der Gemeinde befinden. Und es war mir wichtig, an Entscheidungen, die zu einer Verbesserung beitragen können, mitzuwirken.“
In diesem Sinne ist Bettina Ballmann glücklich darüber, dass nun ein neuer Campus zwischen ihrem Heimatdorf Biwingen und dem Nachbarort Berchem entsteht. Auch wenn sie – streng gesehen – selbst eigentlich nichts mehr davon hat. Denn bevor sie dem Gemeinderat beitreten konnte, musste sie zuerst einmal ihren Beruf als Vorschullehrerin in Roeser, den sie dort seit 2006 ausgeübt hatte, aufgeben, was nicht leicht für sie war.
„Das fiel mir wirklich sehr schwer“
Zwölf Jahre lang hatte sie zuvor in ihrer Gemeinde unterrichtet. „Es war keine leichte Entscheidung, die lokale Schulwelt zu verlassen. Das fiel mir wirklich sehr schwer“, betont sie. Eigentlich hätte sie schon 2011 bei den Kommunalwahlen antreten können, doch damals war sie noch nicht dazu bereit: „Erstens waren meine beiden Kinder noch sehr klein und zweitens konnte ich mir gar nicht vorstellen, meine Vorschule zu verlassen.“
Ballmanns Engagement in Roeser ging nämlich von Anfang an weit über das rein Berufliche hinaus. Sie war beispielsweise Präsidentin der lokalen Vereinigung „Colonies de vacances“, die allen – auch minderbemittelten – Kindern aus der Gemeinde Ferienaufenthalte ermöglicht. Außerdem hat sie während fünf Jahren die Nachwuchssportler im Berchemer Handballklub trainiert, wo sie selber lange aktive Spielerin gewesen war. „Und ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Arbeitskollegen, genauso wie zu den Eltern der Kinder.“
Drittgewählte gleich nach Jungen und Quintus
Bei den Kommunalwahlen von 2017 schließlich sollte Bettina Ballmann dann doch auf der Kandidatenliste der LSAP auftauchen. „Meine Kinder waren nun bereits größer und die Lust am Mitgestalten war ungebrochen“, begründet sie die Entscheidung. „Ich habe von Anfang an auch gesagt, dass ich den Posten als Vorschullehrerin in Roeser aufgeben würde, sollte ich gewählt werden, denn es gab nicht wenige, die davon ausgingen, dass ich nur kandidierte, um der Partei Stimmen zu besorgen.“
Der Name Ballmann ist in der Tat in Roeser sehr bekannt: Schon Bettinas Vater, René Ballmann, war in der LSAP aktiv gewesen. „Doch ich hätte nie damit gerechnet, dass ich ein solches Resultat erzielen würde.“ Die junge Frau wurde auf Anhieb Drittgewählte auf der Liste der Sozialisten, gleich nach Bürgermeister Tom Jungen und Schöffin Renée Quintus.
Es ging schneller als erwartet
Antreten konnte sie ihr Amt dennoch nicht sofort. Schließlich war das Unterrichtsjahr bereits voll im Gange und sie wollte Schule und Kinder nicht von heute auf morgen im Stich lassen. So kam es dazu, dass schließlich der siebtgewählte Carlos Marques den Platz im Gemeinderat einnahm. „Doch ich löste, sobald es möglich war, das Versprechen, das ich vor dem Urnengang gegeben hatte, ein.“ Bettina Ballmann verließ schweren Herzens die ihr vertraute Schulwelt und wechselte 2018 zu derjenigen der Nachbargemeinde Weiler-la-Tour. „Das war wirklich Glück, dass ich dort einen Posten bekam.“
Durch diesen Schritt stand einer Karriere in der Kommunalpolitik nun nichts mehr im Wege. „Auch wenn ich nicht damit gerechnet hatte, dass es nun so rasch dazu kommen würde!“ In der Tat ging nicht nur sie selbst davon aus, dass früher oder später eines der älteren Ratsmitglieder zu ihren Gunsten zurücktreten würde. Doch dann kam alles anders. „In den Sommerferien rief mich Tom Jungen an und fragte, ob ich bereit sei. Carlos Marques würde in eine andere Gemeinde umziehen.“
Keine Ambitionen auf nationaler Ebene
Am 29. August wurde sie so als neue Rätin von Bürgermeister Jungen vereidigt, am 30. September fand ihre erste Gemeinderatssitzung statt. „Nun muss ich mich erst einmal in alles einarbeiten“, betont Ballmann. Am Herzen liegen ihr vor allem schulische und soziale Fragen. „Aber auch die Umweltproblematik ist für mich sehr wichtig“, erklärt sie. Daran ist nicht zuletzt der neunjährige Sohn Maxim schuld: „Der klopft uns zu Hause ganz schön auf die Finger, achtet etwa darauf, dass wir so wenig Plastikmüll wie möglich hinterlassen.“
Was ihre politischen Ambitionen angeht, kann sich Bettina Ballmann vorstellen, nachdem sie ausreichend Erfahrung gesammelt hat, auch im Schöffenrat ihrer Kommune aktiv zu werden. Aber auf nationaler Ebene hegt sie keine politischen Ambitionen. „Allein schon deswegen, weil es mir zu lange dauert, bis Entscheidungen dort auch umgesetzt werden können. Auf kommunaler Ebene kann man viel schneller handeln und ich habe ja schon gesagt, dass ich ungeduldig bin.“
Nur wenig Zeit für Hobbys
Zweifache Mutter, Vorschullehrerin, Gemeinderätin: Da bleibt nicht mehr allzu viel Zeit für Hobbys, oder? „Nein, meine Tage sind eh schon viel zu kurz.“ Zur Familie zählt nämlich auch eine ganze Menagerie an Tieren, für die es auf der riesigen Wiese hinter dem Haus in der Edward-Steichen-Straße viel, sehr viel Platz gibt. 14 Ziegen sind es, zwei Ponys und mittlerweile drei Esel. Der dritte hat das Licht der Welt übrigens erst am Dienstag letzter Woche erblickt. „Die Tiere machen wirklich sehr viel Arbeit, aber wir und vor allem die Kinder lieben sie.“
So sind die Tage in der Familie Ballmann mehr als ausgefüllt. „Wenn ich etwas Zeit habe, dann gehe ich sehr gerne laufen“, erzählt die sportliche Gemeinderätin. „Am Wochenende habe ich in Köln meinen ersten Halbmarathon absolviert.“ Zwar würde es sie schon reizen, noch einmal mit dem Handball anzufangen, aber für ein regelmäßiges Training reiche die Zeit nun einmal nicht mehr aus.
Zur Person
Bettina Ballmann wurde am 28. September 1983 in Luxemburg-Stadt als eine von drei Töchtern von Gina und René Ballmann-Gillen aus Crauthem geboren. Nach dem Besuch der Grundschule in ihrer Heimatgemeinde absolvierte sie den Sekundarunterricht am hauptstädtischen „Kolléisch“. Anschließend folgte ein Studium in Bastogne, wo Ballmann zur Vorschullehrerin ausgebildet wurde, ein Beruf, den sie ab 2006 in Roeser und seit 2018 in Weiler-la-Tour ausübt. Die neue Gemeinderätin war zwölf Jahre lang beim Handballklub Berchem als Spielerin aktiv, davor als Turnerin in Bettemburg. 2007 heiratete sie den Landschaftsgärtner Tom Schaeffer aus Biwingen, wo das Paar auch heute noch gemeinsam mit den Kindern Janina (7) und Maxim (9) lebt.
www.roeser.lu
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