Editorial / Beziehungsstatus: schwierig – Die Stadt Esch und ihre Kommunikation
Dass sich die Stadt Esch mit der Kommunikation schwertut, ist keine neue Erkenntnis und wurde bereits mehrfach thematisiert, zuletzt im Zusammenhang mit der Baustelle am Boulevard Grande-Duchesse Charlotte. Nicht immer sei das der Fall, hieß es damals an dieser Stelle. Denn wenn es darum gehe, die Auftritte des Schöffenrats werbewirksam mit schönen Bildern in den sozialen Netzwerken zu präsentieren, spiele man in Esch in der obersten Liga mit. In der untersten Amateurklasse komme man allerdings an, wenn Bürger über wirklich wichtige Dinge informiert werden sollen.
Daran hat sich eineinhalb Jahre und ein Bürgermeisterwechsel später nicht viel geändert. Am Mittwoch war es zu einer größeren Strompanne im Zentrum gekommen, deren Ursprung recht mysteriös zu sein scheint und die bei einigen Geschäftsleuten für Schäden sorgte. Auf den Kommunikationskanälen der Stadt herrschte Funkstille. Das war bereits bei den Überschwemmungen Ende Juni der Fall gewesen. An einem Samstag waren in Esch zahlreiche Keller vollgelaufen, Straßen geflutet und Bäume umgekippt. Erst am Montag kommunizierte die Stadt und forderte die Bürger u.a. dazu auf, den Wald aus Sicherheitsgründen zu meiden. Eine solche Warnung wäre spätestens am frühen Sonntagmorgen angebracht gewesen.
Ein ewiges Ärgernis in Esch sind die vielen Baustellen, über die nur sehr unregelmäßig informiert wird. Wenn wie unlängst eine Hauptverkehrsachse wie die Luxemburger Straße ein ganzes Wochenende wegen der Verlegung eines neuen Belags gesperrt wird, dann müssen die Bürger auf allen Kommunikationskanälen der Stadt darüber informiert werden. Ganz unabhängig davon, wer hier der Bauherr ist. Zu finden war die Information übrigens auf der weiterhin unübersichtlichen Homepage der Stadt in einer Unterrubrik, in der kein Mensch danach suchen dürfte. Unverständlich sind solche Pannen schon, denn die schwarz-blau-grüne Mehrheit im Rathaus hat in den letzten Jahren immer wieder Besserung gelobt, nachdem eine unangekündigte Rodungsaktion in Wobrécken Anfang 2019 die Volksseele zum Kochen gebracht hatte.
In anderen Fällen kann der Mangel an Kommunikation aber auch politisch gewollt sein. Im September 2022 versprach der Schöffenrat unter Bürgermeister Georges Mischo (CSV) auf schriftliche Anfrage der damaligen Gemeinderätin Line Wies („déi Lénk“) das Comeback des „Gemengebuet“, des analytischen Berichts über die Gemeinderatssitzungen. Seit dem Escher Machtwechsel 2017 schaffte es genau ein Bericht in die Öffentlichkeit, nämlich der vom 11. Juni 2021. Die darauffolgenden Sitzungen versprach der Schöffenrat nachzureichen, auch wolle man ab jetzt alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um in Zukunft den Bericht in luxemburgischer und französischer Sprache spätestens zwei Monate nach der Sitzung zu publizieren. Geschehen ist nichts.
Dass ein Bürger die mitunter fünfstündigen Sitzungen im Nachhinein streamt, ist eher unwahrscheinlich. Und auch nicht immer möglich. Heute will sich der Schöffenrat auf einer Pressekonferenz zum Urteil des Verwaltungsgerichts in Sachen Einliegerwohnungen äußern. Über den Bebauungsplan wollte die schwarz-grün-blaue Mehrheit regulieren, wer wo wie wohnen darf. Was nicht gesetzeskonform ist. Die Aufzeichnung der Gemeinderatssitzung von damals ist auf der Homepage der Stadt unter der Rubrik „conseil communal“ nicht zu finden. Als einziger Mitschnitt der Sitzungen der letzten Jahre. Man muss sie umständlich über esch.tv suchen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
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