/ Billigware Hund und Katz: Kaum Kontrolle gegen illegale Händler im Netz
Ob Hunde, Katzen, Kaninchen oder Meerschweinchen: Wer sich ein Haustier anschaffen möchte, kann auf jede Menge Angebote zurückgreifen. Züchter bieten Rassetiere an, in Tierheimen warten ausgesetzte oder abgegebene Tiere auf ein neues Zuhause und per Anzeigen versuchen auch viele Privatleute, Tiere zu vermitteln. Doch der Tierhandel hat viele dunkle Seiten.
Ein Leben ohne Haustiere? Das ist für viele Tierliebhaber nicht vorstellbar. Doch gerade bei der Suche nach dem Wunsch-Haustier warten viele Fallen auf künftige Besitzer. Denn neben gewissenhaften Züchtern, Tierheimen und tierlieben Privatpersonen handeln auch Kriminelle mit Haustieren. Tierschutzorganisationen wie beispielsweise die „Internationale Organisation zum Schutz der Tiere“, kurz OIPA, warnen vor der sogenannten Welpenmafia.
Die Netzwerke bestehen zum einen aus illegalen Züchtern, die ihre Farmen oft in osteuropäischen Ländern betreiben. Beliebte Hunde- und Katzenrassen werden unter schlimmsten Bedingungen gehalten und ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Elterntiere zur Zucht genutzt. Welpen und Kätzchen werden meist viel zu jung von ihren Müttern getrennt und anschließend nach Westeuropa gebracht. Dort übernehmen dann illegale Händler, die entweder aus dem Kofferraum oder im Internet die Tierbabys für mehrere Hundert Euro anbieten, dabei aber unter dem Preis eines geprüften Züchters bleiben.
Handel über Facebook
In Facebook-Gruppen, wie beispielsweise „Luxembourg/Lëtzebuerg-Chats à donner, à vendre/Katzen ze verginn, verkafen“, Handelsplattformen wie Ebay oder markt.de und in Zeitungen tauchen regelmäßig Anzeigen für den Verkauf von Tierbabys auf. „Über Facebook kriegt man mittlerweile alles“, sagt Lilian Serron von der Luxemburger Tierschutzliga (LNPA). „Aber gegen den illegalen Handel im Internet sind uns die Hände gebunden. Am Ende landen viele der dort angebotenen Tiere bei uns im Tierheim.“
Mit dem neuen Tierschutzgesetz wurde eine ministerielle Genehmigung für den Handel mit den Haustieren eingeführt. Für die Veterinärinspektion fallen aber Privatpersonen, die unregelmäßig Tiere zu einem geringen Entgelt anbieten, nicht unter dieses Gesetz. „Die meisten Privatpersonen wollen nur etwas Geld, um für die Tierarztkosten und ähnliches aufzukommen. Als Kommerz gelten für uns Geschäfte und richtige Tierhändler“, sagt Dr. Félix Wildschutz von der Veterinärinspektion. Außerdem sei es schwer zu kontrollieren, wer übers Internet mit Tieren handelt: „Wir müssen da auf europäischem Niveau handeln.“
Keine proaktiven Kontrollen
Proaktiv geht die Abteilung des Landwirtschaftsministeriums nicht gegen illegale Händler und Züchter im Internet vor. „Wenn gemeldet wird, dass verbotene Tierarten gehandelt werden, versuchen wir, das zu unterbinden. Außerdem führen wir Kontrollen durch, wenn dubiose Aktivitäten gemeldet werden“, sagt Félix Wildschutz. Als Beispiel nennt er Personen, die häufig und für höhere Summen über Facebook Tiere verkaufen. „Wir versuchen dann, herauszufinden, wer dahintersteckt.“ Erschwert wird ihr Vorgehen dadurch, dass illegale Züchter und Händler meist aus dem Ausland ihre Ware in Luxemburg anbieten.
„Das neue Tierschutzgesetz reicht noch längst nicht aus“, urteilt Lilian Serron von der LNPA. Auch geprüften Züchtern geht der illegale Online-Handel gegen den Strich. „Wir haben uns gegenüber dem Ministerium dafür eingesetzt, dass man sich wegen dieses Themas zusammensetzt“, sagt der Präsident des Luxemburger Verbandes der Hundezüchter (FCL), Raymond Jung. Laut Dr. Wildschutz wolle man sich des Themas demnächst annehmen.
Genehmigungen für Züchter
Neben den Handelslizenzen führt das neue Tierschutzgesetz auch Genehmigungen für die Zucht von Hunden und Katzen ein. Seit 2018 wurden elf Genehmigungen an Katzenzüchter vergeben, neun an Hundezüchter. „Im ersten Jahr haben wir nicht so viele Dossiers erhalten, doch vor einigen Monaten haben mehrere Zuchtvereine uns die Dossiers ihrer Mitglieder eingereicht. Es werden viele weitere Genehmigungen dazukommen, sobald wir die Züchter überprüft haben“, sagt Wildschutz. Man müsse den Züchtern auch eine Chance geben, sich zu registrieren. Nach Angaben von Jung hat beispielsweise der FCL 130 Dossiers zur Überprüfung im Ministerium eingereicht.
Arlette Remackel aus Esch ist seit 13 Jahren Katzenzüchterin und gerade dabei, ihre ministerielle Genehmigung als Züchterin zu beantragen. Ihr Herz hängt an Britisch-Kurzhaar-Katzen. Zwölf Tiere hat sie selbst zu Hause. „Das ist jede Menge Arbeit, eine echte Vollzeitbeschäftigung“, sagt die Escherin. Eine große Zucht ist es nicht: „Zwei bis drei Würfe im Jahr, wenn alles gutgeht.“ Und Profit macht sie mit ihren Kätzchen auch nicht. „Reich wird man als Züchter sicher nicht“, sagt Remackel. Sie verkauft ihre Kitten für 800 bis 850 Euro. Dafür sind die kleinen Katzen aber auch gechipt, geimpft und Remackel gibt ihren Kunden Futter und Spielzeuge für die ersten Wochen mit. Außerdem gibt es natürlich den ausführlichen Stammbaum einer reinrassigen Katze, auch Pedigree genannt. Wer ein Rassetier kaufen und dabei nicht auf Betrüger hereinfallen möchte, dem rät die Escherin, bei den Zuchtclubs nachzufragen, ob Züchter für eine gewünschte Rasse bei ihnen registriert sind. „Die Vereine helfen einem dann weiter.“
Worauf man als künftiger Tierhalter achten sollte:
- Einen gültigen EU-Heimtierausweis für Tiere aus dem Ausland
- Einen Impfpass mit schlüssigen Eintragungen und einem Verzeichnis von allen wichtigen Impfungen
- Einen Mikrochip
- Den generellen Gesundheitszustand des Tieres
- Das Alter des Tieres
Außerdem ist es wichtig, einen Eindruck vom Verkäufer zu bekommen und ihn sowie das Tier persönlich zu Hause zu treffen.
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Wie immer: Der Kunde ist König.
Und wenn der die Finger davon lässt ist alles in Butter.