Luxemburg / Bis zu zweieinhalb Jahre Wartezeit beim Kauf eines Neuwagens
Gestiegene Preise und lange Lieferzeiten sind die Auswirkungen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs auf den Automarkt. Bei einigen Modellen kann es mittlerweile zu Wartezeiten von bis zu zweieinhalb Jahren kommen. Der Käufer muss sich entscheiden: Ist er bereit, lange auf sein Wunschauto zu warten, oder will er schnell einen Neuwagen und ist deswegen zu Kompromissen bei der Wahl des Modells bereit? Das Tageblatt sprach mit Philippe Mersch, dem Präsidenten des Garagistenverbandes Fegarlux.
Der Kunde staunte nicht schlecht, als man ihm den Preis der anstehenden Reparatur nannte: Zündspulen, die noch vor vier Monaten um die 35 Euro das Stück kosteten, sollten nun um die 100 Euro zu Buche schlagen. Daran seien eben die zwei Krisen schuld, meinte der Angestellte in der Werkstatt.
Philippe Mersch, Präsident der „Fédération des garagistes du Grand-Duché de Luxembourg“, bestätigt, dass die Preise bei Ersatzteilen stark gestiegen sind. Die oben erwähnte Steigerung sei aber doch eher eine Ausnahme. „Bei den Ersatzteilen stellen wir eine Preissteigerung von 10-15 Prozent fest“, sagt er. Und diese sei in der Tat zum großen Teil eine Folge des Ukraine-Kriegs, da etliche Ersatzteile in der Tat in Russland oder der Ukraine hergestellt würden. Und es sei wahrscheinlich, dass europäische Konstrukteure noch stärker davon betroffen seien als asiatische. Die Situation führt dann eben zu Lieferengpässen bei den Einzelteilen. Die Konstrukteure setzten die vorhandenen Teile dann bei den Modellen ein, auf denen sie die größten Gewinnspannen haben.
Der Mangel an Einzelteilen beeinträchtigt auch die Produktion, sodass weniger Neuwagen auf dem Markt zur Verfügung stehen. Die Neuimmatrikulationen verzeichneten Ende Juni einen Rückgang von minus 12 Prozent gegenüber 2021; gegenüber 2019 sind sie, laut Mersch, sogar um 30 Prozent gefallen.
Die Auftragsbücher seien zwar momentan wieder gut gefüllt, aber die Wartezeiten könnten extrem lang sein. „Bei einigen Marken und Modellen muss man mittlerweile bis zu zweieinhalb Jahre warten.“ Einerseits kommen die Konstrukteure wegen Lieferengpässen nicht mit der Produktion nach, also verlängern sie die Lieferzeiten, um so den Druck der Bestellungen zu senken, erklärt Mersch. „Aber es kann durchaus sein, dass die Situation von Modell zu Modell innerhalb einer Marke schnell ändert. Aber darauf haben die Händler keinen Einfluss, das entscheidet allein der Konstrukteur.“
Flexibilität gefragt
Eine gute Nachricht hat Philippe Mersch allerdings: „Jede Marke hat Autos auf Lager, die relativ schnell lieferbar sind, nur muss man dann eben Kompromisse eingehen … und bekommt vielleicht nicht das Modell in der Ausführung, die man wünscht. Ist man flexibel, kann man sehr schnell einen Neuwagen haben.“ Einige Marken hätten auch schon ihr Angebot dementsprechend reduziert, und führten nicht mehr so viele Motorenvarianten und Optionen im Angebot.
Einen erheblichen Einfluss habe der Krieg auf den Reifenmarkt, wo auch sehr lange Lieferzeiten bestehen. Dies, weil ein bestimmter Rohstoff, nämlich Ruß, fehle, erklärt das deutsche Nachrichtenportal focus.de: Drei Kilo dieses als Abfallprodukt der Industrie anfallenden Materials, auch „Carbon Black“ genannt, stecken in einem Autoreifen. Und vieles davon kam bislang aus der Ukraine.
Lieferengpässe gibt es u.a. auch bei den Halbleitern, die in den Autos verbaut werden. Diese Schwierigkeiten sind allerdings zum Teil noch coronabedingt. Während der Pandemie mussten in Asien etliche Fabriken von Chipherstellern schließen. Und da während der Pandemie zugleich die Nachfrage nach Autos sank, wurden die vorhandenen Chipproduktionen vor allem für Smartphones eingesetzt – ein Sektor, auf dem die Nachfrage nicht gesunken ist. Und der Ukraine-Krieg scheint die Chipproduktion weiter zu beeinträchtigen. Laut der deutschen Autozeitschrift auto motor sport kommt mindestens die Hälfte des weltweiten Bedarfs am Edelgas Neon (das für die Produktion von Halbleitern benötigt wird) aus der Ukraine.
Was die Kosten der Neuwagen zusätzlich in die Höhe treibt, sind die Transportkosten, die wiederum wegen der Spritpreise steigen. „Die Autos, die aus Asien kommen, werden per Container geliefert, und diese Transportkosten haben sich teilweise fast verdoppelt“, sagt Mersch.
Gebrauchtwagen
Ein Sektor, der von den langen Lieferzeiten der Neuwagen profitiert, ist der Gebrauchtwagenmarkt. 2021 gab es rund 44.000 Neuwagenimmatrikulationen, gegenüber rund 40.000 verkauften Gebrauchtwagen. Das war eine Steigerung von rund sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Laut Philippe Mersch geht der Trend auch weiter in Richtung zu mehr Gebrauchtwagen.
Die Nachfrage nach Gebrauchtwagen steige u.a. dadurch, dass einige Menschen sich nicht nur einen anderen Wagen kaufen wollen, sondern müssen … und nicht Monate warten können. Dass die Preise für Gebrauchtwagen steigen, scheint nur logisch. „Für einen Gebrauchtwagen mit 10.000 Kilometern auf dem Tacho bezahlen sie mittlerweile so viel wie sonst für einen Neuwagen“, erklärt der Händler.
Ein Tipp bezüglich hoher Reparaturkosten: Falls die Werkstatt nicht vertraglich an einen Lieferanten gebunden ist, kann der Kunde sich auf dem Markt umsehen, und eventuell bessere Angebote einholen, sagt Philippe Mersch. Und in der Tat, der Kunde in dem obigen Beispiel hatte Glück: Bei einer anderen Werkstatt wurde ihm die gleiche Arbeit um die Hälfte billiger angeboten.
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Der durchschnittliche Neuwagenkäufer ist 58, die haben Zeit.
Bei Lieferung schon ein Auslaufmodel!
Haben wir keine anderen Probleme?
Ma da fuert dach einfach mam Velo oder mam Ö.T. oder op Schuster’s Rappen.