Chamber / Black Box der Entscheidungen: PwC schiebt Verantwortung in Sonderkommission von sich

Charel Weiler übernimmt den Vorsitz des Caritas-Sonderausschusses
PricewaterhouseCoopers, besser bekannt unter dem Akronym PwC, ist am Montag in der Caritas-Kommission vorstellig geworden. Doch auch nach der Sitzung unter dem neuen Präsidenten Charel Weiler ist nicht klar, wer letztendlich die Entscheidungen getroffen hat.
Eins direkt vorweg: Der CSV-Abgeordnete Charel Weiler ist zwar gelernter Jurist, seit 2022 jedoch nicht mehr am „Barreau“ eingeschrieben und seitdem nicht mehr als Anwalt tätig. „Es liegt weder ein Interessenkonflikt vor, noch bin ich anderweitig in dem Sinne angreifbar“, versichert der neue Präsident der Caritas-Kommission Weiler auf Tageblatt-Anfrage. Weiler ist mittlerweile der dritte Präsident des Sonderausschusses. Laurent Zeimet zog sich zu Beginn der Caritas-Kommission aus freien Stücken zurück. An seine Stelle trat Stéphanie Weydert, die ihr Amt ebenfalls niederlegte, nachdem der Ethikausschuss festgehalten hatte, dass der Abgeordneten in Bezug auf ihre ruhende Tätigkeit als Anwältin durchaus eine „Zweideutigkeit“ angelastet werden könnte.
Eine Historie, die auch bei der Opposition einiges an Gelächter auslöste. „Wir haben für den neuen Präsidenten gestimmt in der Hoffnung, dass der Vorwurf des Interessenkonflikts nicht noch ein drittes Mal hervorgebracht werden kann“, meint Taina Bofferding. Für die CSV werde es ja langsam „peinlich“. Die Oppositionspolitikerin hofft, dass sich der Ausschuss in Zukunft auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren kann.
Wenig neue Erkenntnisse
Eine Aufgabe, die auch nach den Aussagen der PwC-Vertreter nicht leichter werden dürfte. „Sie haben bei vielen interessanten Fragen immer nur auf das Geschäftsgeheimnis verwiesen“, sagt etwa der Linken-Politiker Marc Baum. „Die PwC-Verantwortlichen haben hinsichtlich der Entscheidungen im Caritas-Skandal immer wieder auf die Caritas und das Krisenkomitee verwiesen.“ Für den Linken-Politiker besonders ärgerlich: „Es hat sich niemand bei PwC, nicht einmal die Ansprechpartnerin der Gewerkschaften im Krisenkomitee, für arbeitsrechtliche Fragen zuständig gesehen“, sagt Baum. Die Frage, wie viel die Beratungsdienste von PwC letzten Endes gekostet haben, wollten die Anwesenden ebenfalls nicht beantworten.
„Es gab nie einen Plan, die Caritas zu retten“, sagt LSAP-Politikerin Taina Bofferding. „Das wurde nie in der PwC zugeteilten Mission festgeschrieben.“ Dass die Caritas sich mit PwC und den politisch Verantwortlichen zusammen an einen Tisch setzen und nach Auswegen aus der Krise suchen, sei demnach nie angedacht gewesen, so Bofferdings Urteil. Ansonsten hätte PwC immer nur auf interne Governance-Probleme bei der Caritas hingewiesen und auch einige Vorschläge zur Verbesserung vorgelegt. „Es hat ein bisschen so geklungen, als wollten sie ihr eigentliches Produkt verkaufen“, sagt Bofferding.
Insgesamt seien die Entscheidungswege in der Caritas-Krise jedoch auch nach der Montagssitzung noch weiterhin unklar. PwC, Verwaltungsrat, Krisenkomitee oder eine nicht mehr aktive Direktion: „Es ist wichtig, dass die entsprechenden Leute befragt werden.“ Am kommenden Mittwoch wird die Nachfolgestruktur der Caritas, HUT, in der Kommission empfangen. „Wir brauchen jedoch die Verantwortlichen der Caritas und das Bistum“, fordert Bofferding.
Historie: Interessenkonflikte
In der ersten Sitzung der Caritas-Kommission am 23. Oktober 2024 wurde Weyderts Parteikollege Laurent Zeimet (CSV) zum Vorsitzenden der Kommission ernannt. Am 13. November zog sich Zeimet aus eigenen Stücken aus der Kommission zurück. Gegenüber dem Tageblatt erklärte Zeimet, dass ein möglicher Interessenkonflikt der Grund für diese Entscheidung war. Er sei bei der Anwaltskanzlei Schiltz&Schiltz eingeschrieben und habe nach Überprüfung der von der Kanzlei betreuten Akten geschlussfolgert, dass es besser sei, wenn er nicht Teil der Kommission ist. Er selbst habe zwar nie Akten der Kanzlei betreut, wolle aber jegliche Möglichkeit eines Verdachts auf Interessenkonflikt vermeiden. Sieben Tage später, am 20. November, wurde dann Zeimets Parteikollegin Stéphanie Weydert zur neuen Vorsitzenden der Kommission bestimmt. In einem Brief der Caritas wurde Weydert jedoch ein möglicher Interessenkonflikt unterstellt. Weydert meinte daraufhin, dass die Caritas die Einladung der Chamber mit einem impliziten Nein beantworten wolle. Die Caritas signalisiert in ihrem Schreiben jedoch ihre Kooperationsbereitschaft, unter der Voraussetzung, dass „sachliche und rechtliche Klärungen“ erfolgen würden. (siw)
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