Tokyo 2020 / Bloß nicht überhitzen: Radsportlerin Christine Majerus über das olympische Rennen
Am Sonntagmorgen um 6.00 Uhr MESZ geht Radsportlerin Christine Majerus an den Start des Straßenrennens. Die Strecke sowie die äußeren Bedingungen liegen der Luxemburgerin nicht unbedingt. Dennoch ist sie froh, dass die Spiele stattfinden, hat aber zugleich Verständnis für die japanische Bevölkerung.
Am Freitag durfte Christine Majerus bei der Eröffnungsfeier die Luxemburger Fahne ins Olympia-Stadion tragen. „Eine große Ehre, die nur wenigen Sportlern zuteilwird“, wie sie sagte. Doch nach den Feierlichkeiten konzentriert sich die 34-Jährige wieder voll und ganz auf das Sportliche.
Tageblatt: Sie nehmen nach 2012 und 2016 an Ihren dritten Olympischen Spielen teil. Wie erleben Sie die Zeit in Japan?
Christine Majerus: Durch die Pandemie und die Einschränkungen kommt natürlich nicht das gleiche Olympia-Feeling auf als sonst. Dennoch ist es Olympia und dadurch ein spezielles Rennen. Da wir ohnehin in Fuji untergebracht sind, hätten wir die Stimmung im Olympischen Dorf ohnehin nicht so mitbekommen.
Sind Sie froh, dass die Spiele überhaupt stattfinden können?
Als Sportlerin schon. Man investiert sehr viel in die Qualifikation für Olympische Spiele. Eine Absage wäre schon sehr enttäuschend gewesen. Ich habe aber vollstes Verständnis dafür, dass ein Großteil der japanischen Bevölkerung gegen die Austragung ist und Angst vor einem Wiederaufflammen der Pandemie hat.
Sie haben die Corona-Maßnahmen bereits angesprochen. Wie war die Reise nach Tokio?
Der Flug war noch fast der kürzeste Teil (lacht). Es gab schon viele Sicherheitskontrollen und Formulare auszufüllen. Aber die Menschen waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Da die Radrennen außerhalb Tokios stattfinden, war die zweistündige Busfahrt am Ende der langen Reise noch das Schlimmste.
Ich muss im Rennen einfach so lange wie möglich im Eco-Modus fahrenRadprofi
Die Straßenrennen finden in Fuji statt. Welche Eindrücke konnten Sie von der Streckenbesichtigung sammeln?
Zum einen, dass es vom Verkehr her ganz angenehm war. Die Autofahrer waren sehr respektvoll. Vom Profil her ist es ein sehr schweres Rennen (2.692 Höhenmeter auf 137 Kilometer, Anm. d. Red.). Was mir aber noch mehr Sorgen bereitet, ist die Hitze. 35 Grad mit einer hohen Luftfeuchtigkeit sind schon grenzwertig. Ich hoffe darauf, dass es vielleicht noch das eine oder andere Grad abkühlt.
Haben Sie sich speziell auf die äußeren Bedingungen vorbereitet?
Ich habe zwei Trainingseinheiten in der Thermokammer der Coque absolviert. Es war ein guter Versuch (lacht). Die Hitze liegt mir nicht und ich habe immer mit hohen Temperaturen zu kämpfen. Ich muss im Rennen einfach so lange wie möglich im Eco-Modus fahren. Wenn man erst mal in den roten Bereich geht, bekommt man die Körpertemperatur nicht mehr gesenkt und dann kann man gleich in den Schuppen fahren.
Als Einzelstarterin haben Sie ohnehin keinen einfachen Stand.
Ich werde dem Rennen sicherlich nicht meinen Stempel aufdrücken können. Ich muss einfach schauen, wie die großen Nationen fahren und mich anpassen. Der Kurs ist auch zu schwer für mich. Eine konkrete Zielsetzung ist nicht möglich. Ich muss einfach versuchen, clever zu fahren und alles zu geben, damit ich mir nichts vorzuwerfen habe.
Neben dem Straßenrennen gehen Sie am 28. Juli auch noch im Zeitfahren an den Start. Welche Ambitionen haben Sie für dieses Rennen?
Da ist es noch weitaus schwieriger für mich. Ich gehöre nicht zu den besten Zeitfahrerinnen, aber da ich mich für den Wettbewerb qualifiziert habe, ist es selbstverständlich, dass ich auch an den Start gehe.
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