Tourismus in der Hauptstadt / Bock-Kasematten öffnen, Tourist-Info-Chef Tom Bellion geht in Rente und macht Politik
Seit einigen Tagen haben die Kasematten am Bockfelsen wieder geöffnet. Im November 2019 schlossen sie ihre Türen. Einer, der sich stets für ihre Wiedereröffnung einsetzte, ist Tom Bellion, Direktor des hauptstädtischen Tourismusbüros LCTO. Diese Woche wird er 60 und geht in Rente. Seine Zukunft dürfte er im Gemeinderat Schengen verbringen: Seit gestern Abend ist er offizieller LSAP-Kandidat für die Landeswahlen im Oktober. Ein Überblick.
Nach den Bock-Kasematten wurde in den vergangenen Jahren im Tourismusbüro der Hauptstadt öfters gefragt. Tom Bellion, Direktor des LCTO (Luxembourg City Tourist Office), gab sich stets alle Mühe, zu erklären, warum sie immer noch geschlossen seien. Renovation und Pandemie hätten vieles verzögert, sagt(e) er. Froh schien er nie darüber. Die unterirdische Befestigungsanlage am Bockfelsen, in direkter Nachbarschaft zu Michelskirche und Fischmarkt, gehört nämlich, neben den Petruss-Kasematten am Fuße der „Gëlle Fra“, zu einem der Highlights des touristischen Angebotes in Luxemburg-Stadt.
Seit November 2019 geschlossen, wurden die Bock-Kasematten erst vergangene Woche wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf den ersten Blick ist bei einem Besuch am Montagmorgen nicht direkt erkennbar, was anders ist. Das sei durchaus normal, gibt Tom Bellion zu verstehen: „Es wurde allerdings vieles geändert, was sicherheitsmäßig nicht mehr zeitgemäß war. Die Notbeleuchtung oder die Möglichkeit, einen Verletzten zu evakuieren, zum Beispiel. Ansonsten wurde der alten Anlage nichts hinzugefügt und nichts weggenommen.“ Einen Besuch sind die auf mehreren Ebenen gelegenen, in den Fels gehauenen Gänge trotzdem mehr als wert. Alleine schon wegen der zahlreichen Aussichten auf die Stadt Luxemburg.
Seit einigen Tagen sind die Kasematten also nun wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Tourismus-Direktor Tom Bellion aber schließt „seine“ Tür im LCTO und geht in Rente. Am Nationalfeiertag wird er 60.
2013 hat er die Stelle als Nachfolger von Roland Pinnel angetreten. Jetzt geht er, „mit einem gemischten Gefühl. Ich freue mich auf das, was jetzt kommt, andererseits war es ein wirklich schöner Job, für den Tourismus in der Hauptstadt zu arbeiten.“ Eine gewisse Traurigkeit bringt er dabei schon zum Ausdruck.
Über die Wiedereröffnung der Kasematten freut er sich natürlich. Vor allem darüber, dass sowohl Bock- wie auch Petruss-Kasematten nun das ganze Jahr über, sieben Tage die Woche, geöffnet haben. „Das ist eine Bereicherung für den Tourismus im Land, besonders in den Wintermonaten, wo es nicht selten an einem gewichtigen touristischen Angebot fehlte.“
Tradition, Innovation und Kooperation wollte er bei seinem Antritt vor zehn Jahren stärken. Alles sei ihm nicht gelungen, gibt er zu verstehen. „Ich habe aber gemeinsam mit anderen Akteuren helfen können, der Stadt Luxemburg einen anderen Platz auf der touristischen Landkarte zu geben.“
Dass nicht alles immer so geklappt hat, liegt an den Luxemburger Verwaltungsmühlen. Obendrein sei es so, dass dort, wo viele Entscheidungsträger beisammensäßen, es viele Meinungen und viele Geschwindigkeiten gebe. „Das ist keine Schuldzuweisung, sondern eine Feststellung, dass es manchmal eben nicht so schnell vorangeht, wie erhofft.“
Bock-Kasematten: Wann und wie?
Die Bock-Kasematten sind dort, wo die Wiege des Landes und der Hauptstadt liegt, nämlich im „Bockfelsen“. Auf jenem baute im Jahre 963 Graf Siegfried eine Burg, Grundstein der späteren Stadt Luxemburg. Gegen 1640 legten die Spanier erste unterirdische Gänge an, Festungsbauer Vauban erweiterte diese Kasematten, die dann Mitte des 18. Jahrhunderts von den Österreichern auf insgesamt 23 Kilometer ausgedehnt wurden.
Diese eindrucksvollen Verteidigungsanlagen vermitteln ein besseres Verständnis der großartigen Festungsmaschinerie, die das „Gibraltar des Nordens“ darstellte. 1994 wurden die Kasematten von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Ab jetzt haben sie 12 Monate lang, täglich von 10 bis 17 Uhr, geöffnet. Mehr Informationen (Preise, Reservierung) unter: touristinfo@lcto.lu.
Das scheint auch für die Nutzung neuer Medien und Kommunikationstechnologien zu gelten, um das touristische Angebot besser darzustellen und besser unter die Leute zu bringen – im In- wie im Ausland: „Da hätte man durchaus etwas weitergehen können“, sagt Tom Bellion rückblickend auf seine Zeit im LCTO. „Was man aber sagen muss, ist, dass es uns gerade während der Pandemie bewusst wurde, dass wir etwas unternehmen müssen, damit auch die Einheimischen ihr Land entdecken, wiederentdecken. Das gilt auch für die Bock-Kasematten, wo man sich vorstellen kann, eine andere, interaktivere Begegnung mit der Geschichte zu schaffen. Der Kostenpunkt darf dabei keine Rolle spielen.“
Die Konzerte, die auch dieses Jahr wieder im Sommer auf der „Kinnekswiss“ organisiert werden und den Stadtpark zu einem Konzertsaal unter freiem Himmel machen, zählt er zu den Highlights seines Schaffens. Traurig ist er über den Tod eines kleinen Jungen während des Weihnachtsmarktes 2019 auf dem Knuedler: „Das ist nicht schön, das bleibt hängen.“
Tom Bellions Nachfolgerin wird Antje Voss. Sie hat einst beim Tourismusbüro gearbeitet, ging dann zur Air Rescue, um letztes Jahr wieder zurückzukommen. Was gibt Tom Bellion ihr mit auf den Weg? „Sie soll sich nicht scheuen, als Direktorin des Tourismusbüros der Hauptstadt ihre Ideen mit ihrem Team durchzusetzen.“ Ja, vielleicht gehört da auch eine multimediale Aufwertung der Kasematten mit dazu?
Tom Bellion schließt jetzt ein Kapitel ab – und öffnet eine neues. In der Gemeinde Schengen wurde er zum Ratsmitglied gewählt. Darauf freut er sich, nicht nur, weil er puncto Tourismus im Dreiländereck einige Ideen hat. Freuen tut er sich aber auch darüber, endlich wieder in einer Rock- oder Big Band Musik machen zu können: „Was abendliche Proben anbelangt, stehe ich ab nächster Woche zur Verfügung.“ Hoffentlich macht ihm dabei der kommende Wahlkampf keinen Strich durch die Rechnung. Bellion ist nämlich einer der sieben Kandidaten der LSAP-Liste für die Landeswahlen im Oktober.
Tom Bellion
Tom Bellion ist seit April 2013 Direktor des hauptstädtischen Tourismusbüros (LCTO). Diese Woche geht er in Pension. Am Nationalfeiertag feiert er seinen 60. Geburtstag. Bei der Cargolux ist er ins Berufsleben eingestiegen. Er hat später unter anderem beim Roten Kreuz gearbeitet sowie bei der Stiftung „Kräizbierg“.
Er gehört zum Gründungsteam der Rockhal sowie des gemeinnützigen Vereins „Don en confiance“. Als Kommunalpolitiker von Wellenstein trug er zur Schaffung der Fusionsgemeinde Schengen bei. Dort wurde er am vergangenen 11. Juni als Mitglied einer Bürgerliste gewählt. Außerdem ist er seit gestern Abend offiziell Kandidat für die Landeswahlen im Oktober – auf der Bezirksliste Osten seiner Partei, der LSAP.
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