Luxemburg / „Brauerei ist noch immer in der Krise“: Produktionskosten von Bier haben sich verdoppelt
Luxemburg ist eine Biertrinker-Nation. Doch die Coronakrise hat die Gewohnheiten der Konsumenten verändert. Die Bierbranche muss sich daran und an die gestiegenen Produktionskosten anpassen. Das Tageblatt hat mit zwei Verantwortlichen der Brasserie nationale über die Herausforderungen einer Brauerei gesprochen.
Für seine Größe hat Luxemburg erstaunlich viele Biersorten – doch die Produzenten stehen derzeit vor einer Herausforderung, mit der viele Branchen kämpfen: „Die Produktionskosten haben sich verdoppelt.“ Das sagt Maurice Treinen, Produktionsleiter der Brasserie Nationale. Strom, Zutaten, Flaschen: Seit der Pandemie sei alles teurer geworden. So würde eine Glasflasche im Einkauf doppelt so viel kosten wie noch 2019, Malz sei etwa 30 Prozent teurer und für den Strom musste das Unternehmen teilweise zehnmal mehr hinblättern. „Dieses Jahr war er nur fünfmal teurer“, sagt Treinen. „Und der Ukrainekrieg macht die Sache auch nicht leichter, weil die Getreidepreise an den Weizen gekoppelt sind“, sagt Treinen. Die meisten Preiserhöhungen stammen allerdings aus dem Jahr 2022 – die Situation habe sich mittlerweile auf einem hohen Niveau stabilisiert.
„Die freien Brauer“
Die Brasserie Nationale produziere 150.000 Hektoliter Bier im Jahr. Das sei im internationalen Kontext wenig. „Wir sind eine große Brauerei in Luxemburg, aber eigentlich klein“, sagt Mathias Lentz. Deswegen bündele die Luxemburger Brauerei ihre Bestellungen mit denen der „freien Brauer“. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von 44 mittelständischen Familienbrauereien aus Deutschland, Österreich und Luxemburg. „Wir haben dann eine Kaufkraft, die viel interessanter ist. Wenn wir allein zu den großen Mälzern gehen würden, das wäre etwas komplizierter“, sagt Lentz.
„Wir warten jetzt ab, wie es dieses Jahr wird“, sagt Treinen. Obwohl das Getreide jetzt schon zum größten Teil geerntet wurde, finden die Preisverhandlungen für Malz und Gerste erst im August statt. Wie viel die Zutaten schließlich kosten werden, hänge immer von der Ernte ab. Momentan sehe es danach aus, als sei die Qualität der diesjährigen Braugerste gut – doch der Ertrag sei kleiner ausgefallen. „Dann steigen die Preise“, sagt Treinen.
Die höheren Produktionskosten haben sich bis jetzt allerdings noch nicht richtig auf den Preis im Supermarkt oder Café ausgewirkt. „Wir können das nicht automatisch an den Konsumenten weitergeben“, sagt Mathias Lentz, Direktor bei der Brasserie nationale. Trotzdem: Die Luxemburger Bierpreise sind in den vergangenen zwei Jahren im Durchschnitt um zehn Prozent gestiegen. „Und nicht nur bei uns“, sagt Lentz. „Die Brauerei ist noch immer in der Krise – wir müssen kämpfen, um so billig wie möglich zu produzieren, damit wir dem Konsumenten nicht alle unsere Kosten weitergeben.“ Obwohl das Unternehmen weiterhin einen guten Absatz verzeichne, verdiene es viel weniger. Die Brauerei muss die zusätzlichen Kosten absorbieren.
Weniger Bier, mehr Gin
Natürlich trinken die Luxemburger weiterhin viel Bier. Doch: „Im Großen und Ganzen trinken sie weniger“, sagt Lentz. „Vor allem in Europa sinkt der Konsum von Pils um ein bis zwei Prozent pro Jahr.“ Die Coronakrise habe die Gewohnheiten der Konsumenten verändert. „Die Menschen trinken anders – sie trinken mehr Cocktails“, meint der Brauerei-Direktor. Die Menschen hätten sich während des Lockdowns beispielsweise angewöhnt, etwas mehr für eine gute Flasche Gin auszugeben. Das habe sich dann nach der Pandemie auch auf das Kaufverhalten im Café ausgewirkt. „Anstatt vier Bier in der Kneipe zu trinken, trinken sie dann einen Gin“, sagt Lentz.
Auch die klassischen Biertrinker würden nun anders konsumieren. „Sie trinken weniger Bier und der Verbraucher ist nicht so treu – er probiert mehrere Sorten und trinkt öfter Craftbeers“, sagt Lentz. Mittlerweile gebe es auch in Luxemburg eine große Auswahl an lokal produzierten Bieren, die in Mikrobrauereien hergestellt werden. Das bereitet den beiden Bierkennern allerdings keine Sorgen. „Das macht das Bier interessant“, meint Lentz. „Die Mikrobrauereien sind für uns eine Werbung, weil sie das Produkt Bier bewerben“, stimmt Maurice Treinen zu.
Auch die Brasserie Nationale muss diesem Bedürfnis der Kunden nachkommen. „Wir haben in den vergangenen fünf Jahren fast jedes Jahr eine neue Biersorte herausgebracht“, sagt Treinen. Der Bestseller bei den Spezialbieren der Brauerei sei „Battin Fruitée“ mit etwa 4.000 bis 5.000 Hektolitern pro Jahr. Trotzdem stellen die Klassiker Bofferding, Battin Gambrinus und Battin Pils 92 Prozent des in der Brasserie Nationale produzierten Volumens dar. Am beliebtesten sei Bofferding, doch die Verkaufszahlen von Battin Gambrinus würden nur knapp dahinter liegen. Weltweit sei Pils nach wie vor die bei weitem beliebteste Biersorte.
Bei den Verkaufszahlen spiele für die Brasserie Nationale der Export eine immer wichtigere Rolle. „42 Prozent unserer Fässer gehen in den Export – obwohl wir das eigentlich nicht Export nennen, weil das auch unser Markt ist“, präzisiert Lentz. Das Unternehmen sehe die „Grande Région“ nähmlich als Teil ihres Zielpublikums und versuche dort noch präsenter zu werden. Dieses Gebiet reiche von Luxemburg nach Brüssel, Lille, Reims, Troyes und dann an die Schweizer Grenze. Vor allem Frankreich sei ein Markt, der immer weiter wachse. „2022 war das erste Jahr, in dem die Franzosen mehr Bier als Wein getrunken haben“, sagt Lentz.
„Alles infrage stellen“
Auch wenn durch die Krisen etliche Probleme für die Brauindustrie entstanden sind, konnte das Unternehmen die Gelegenheit nutzen, um positive Veränderungen durchzuführen. So habe die Brauerei ihr Angebot mit einer neuen Mineralwasser-Marke diversifiziert. Außerdem habe die Brasserie Nationale ihre Vorgänge optimiert und energieeffizienter gestaltet. „Wir haben in der Not die Situation genutzt, um einmal alles infrage zu stellen“, sagt Treinen.
So wurden beispielsweise Zähler installiert, um herauszufinden, welche Maschinen wie viel Strom verbrauchen. Und: „Wir haben Wochen, in denen wir überhaupt nicht brauen, und welche, in denen wir viel brauen, anstatt regelmäßig durchzubrauen“, sagt Lentz. Das Unternehmen habe auch den Abfüllprozess optimiert. So werde nun länger hintereinander das gleiche Produkt in die Flaschen gefüllt. Dadurch muss die Maschine nicht mehrmals pro Tag neu eingestellt werden.
Auch die Wasserverarbeitung wurde verbessert. „Wir verbrauchen mittlerweile 50 Prozent weniger Wasser und haben die Qualität unseres Abwassers um 90 Prozent verbessert – und das wegen Covid“, sagt Lentz. „Wenn die Krisen vorbei sind und wir die vergangenen Preise wieder erreichen, dann haben wir einen guten Schritt nach vorn gemacht“, meint der Direktor.
- PAG abgeändert: Gemeinde erlaubt den Bau von Tiny Houses - 11. November 2024.
- Die Berichterstattung über „Dëppefester“ ist ein essenzieller Teil unserer Gesellschaft - 4. November 2024.
- Tierschutzverein stößt an seine Grenzen: „Schafft euch nur ein Tier an, wenn ihr Zeit habt“ - 31. Oktober 2024.
Wéi wär et dann mat engem alkoholfräiem Battin ? – vill Leit drénken êmmer manner Alkohol, virun allem wann se Auto fueren.
Jo Jongen, méi kann ech awer net machen, méi geet net. Ech sin ewell scho muerges um 11:30 Auer no 15 Humpen total besoff!