Luxemburg / Brillante Köpfe zu Gast: Wissenschaftswettbewerb für junge Menschen hat begonnen
Rund zwei Jahre wurde darauf hingearbeitet, nun ist der Startschuss gefallen: Seit Montag läuft in Luxemburg ganz offiziell die „European Olympiad Of Experimental Science“ (EOES). Rund 140 junge Menschen und etwa 90 Begleitpersonen aus 25 europäischen Ländern sind dabei – und lernten sich am Montag kennen.
„Das klingt etwas banal, doch ich bin neugierig darauf, zu verstehen, wie die Dinge funktionieren“, erklärt Nicolas Bourg Rodrigues als Antwort auf die Frage, was ihn an Chemie und Physik interessiert. Obwohl der 15 Jahre junge Mann dort nicht zur Schule geht, hat er an diesem Montag in den Osterferien in der Mensa des Lycée Bel-Val zu Mittag gegessen – gemeinsam mit den fünf anderen Teammitgliedern, die diese Woche Luxemburg bei der „European Olympiad Of Experimental Science“ (EOES) vertreten werden. Die letzte Ausgabe des Wissenschaftswettbewerbs fand in Deutschland statt, 2024 ist nun Luxemburg Gastgeber. Junge Menschen bis 17 Jahre stellen diese Woche ihre Fähigkeiten in Biologie, Chemie und Physik auf die Probe.
„In Chemie weiß ich gut Bescheid, auch Physik mag ich. Nur Biologie interessiert mich weniger“, erklärt Nicolas nach dem gemeinsamen Mittagessen. Wie er haben sich die anderen Teammitglieder für Luxemburg bei Tests und praktischen Übungen gegen ihre Mitschülerinnen und Mitschüler durchgesetzt. Ebenso wie die Vertreterinnen und Vertreter der anderen Länder. „Ein bisschen haben wir schon miteinander gesprochen, meist auf Englisch. Mit den beiden Gruppen aus Österreich konnten wir uns auf Deutsch unterhalten. Alle sind sehr freundlich“, stellt der Schüler des Lycée Aline Mayrisch fest. Ihm wurde vom Lehrpersonal mit auf den Weg gegeben, sich keinen Druck zu machen und Spaß zu haben.
Nationale Wettbewerbe
Rund 140 junge Menschen und etwa 90 Begleitpersonen aus 25 europäischen Ländern und aus dem Gastland Ukraine sind dabei – und lernten sich am Montag bei einer Eröffnungsrallye auf dem Universitätscampus Belval kennen. Sie kommen aus Nachbarländern des Großherzogtums, aber auch aus Griechenland, Finnland oder Zypern. Oder, wie Tisa Lombar, aus Slowenien: „Ich war bei unserem nationalen Wettbewerb unter den Top zehn und ich glaube, ich habe das gut gemacht. Ich wurde dann ausgewählt“, erzählt die 16-Jährige. Chemie ist ihre Lieblingsdisziplin, auch mit Physik beschäftigt sie sich gerne. „Biologie mag ich allerdings nicht, niemand mag Bio“, stellt sie unter zustimmendem Lachen ihres Teams fest.
Sie erklärt: „Da geht es nur darum, Sachen zu wissen, es gibt aber keine Logik. Ich leite mir lieber Dinge vom Alltagswissen ab.“ Am ersten Tag der Veranstaltung freut die freundliche Schülerin sich laut eigener Aussage irgendwie auch auf deren Ende. Denn, so erklärt sie: „Ich weiß, dass ich viel Spaß haben werde, aber ich bin voller Adrenalin und will es gut machen. Meine Familie hat mir zwar gesagt, dass ich mich amüsieren soll und die Ergebnisse egal sind. Aber ich mache mir da selbst schon Druck.“ Wie die anderen Teilnehmer aus Slowenien ist auch sie zum ersten Mal in Luxemburg.
„Manche sind schon gestresst, weil sie gewinnen wollen. Ich habe ihnen beim Essen zugehört und sie haben dabei über Chemie geredet. Andere haben noch schnell ein bisschen gelernt“, stellt Lea Vogel fest. Die 19-Jährige aus Luxemburg studiert Umweltnaturwissenschaften im Bereich der Geoökologie in Bayreuth. Die langjährige Pfadfinderin ist eine von 28 sogenannten „Guides“, die sich während der einwöchigen Veranstaltung um die Teams der verschiedenen Länder oder ums Logistische kümmern. Und sagt: „Ich will Jugendliche fördern, die sich für Naturwissenschaften interessieren.“
„Je nachdem, aus welchem Land sie kommen, kann ein Gewinn hier durchaus heißen, dass sie an ihrer Wunschuniversität angenommen werden“, erklärt Liss Weber, stellvertretende Organisationsleiterin der diesjährigen EOES. „Wegen des Wettbewerbes sind sie jetzt sehr aufgeregt, aber ich bin mir sicher, dass sie am Donnerstagabend beim Bowling viel entspannter sein werden.“ Während rund zwei Jahren hat die 43-Jährige mit den sechs anderen Mitgliedern des Exekutivkomitees die Woche geplant. „Zunächst mussten Unterkünfte mit ausreichend Platz gefunden werden, dann Locations, in denen so viele Leute zusammen essen und feiern können. Danach haben wir nach und nach das Programm zusammengestellt.“
Jetzt freut die Chemie-Lehrerin des Lycée Nic Biever in Düdelingen sich auf die kommenden Tage. Schon 2013 hat sie die elfte Ausgabe der Veranstaltung – damals noch unter dem Namen „European Union Science Olympiad“ (EUSO) – in Luxemburg mit organisiert. Als Mentorin war sie außerdem unter anderem in Griechenland und Litauen mit Teams aus dem Großherzogtum dabei. Prognosen dazu, wer in diesem Jahr gewinnen wird und wie die Chancen für das Gastgeberland stehen, will sie nicht machen: „Wir haben zwei ganz neue Teams dabei und es ist alles offen.“
Die Veranstaltung
Bei der „European Olympiad Of Experimental Science“ (EOES) kommen pro Land meist zwei Dreierteams zusammen, um in den Disziplinen Biologie, Chemie und Physik gegeneinander anzutreten. Ziel der Veranstaltung ist es, junge Talente im Bereich der Naturwissenschaften zu fördern. Außerdem sind die Treffen eine Möglichkeit zum Austausch. Neben dem Durchführen von Experimenten und dem Lösen wissenschaftlicher Aufgaben stehen nämlich auch Besichtigungen sowie Aktivitäten zum Kennenlernen auf dem Programm. Zwischen 2003 und 2019 wurden unter dem damaligen Namen „European Union Science Olympiad“ (EUSO) 17 Ausgaben des Wissenschaftswettbewerbes organisiert. 2013 wurde die elfte Ausgabe in Luxemburg organisiert. Im Jahr 2020 wurde dann die EOES gegründet. Mehr Informationen zur Veranstaltung in Luxemburg gibt es unter eoes24.lu
In den kommenden Tagen werden die Wissbegierigen allerdings nicht nur die Prüfungen am Dienstag und am Donnerstag in Luxemburg-Stadt absolvieren. Auch kulturelle Ateliers, Besichtigungen oder eine Quizabend stehen auf dem Programm. Denn, so Liss Weber: „Es geht darum, junge Menschen zusammenzubringen, damit sie sich austauschen können. So sehen sie, dass auch andere sich für Wissenschaften interessieren und das cool sein kann.“ Nach einer großen Abschlussfeier am Samstag geht es für die brillanten Köpfe aus dem Ausland am Sonntag dann wieder in Richtung Heimat.
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