/ Brücke zwischen Ost und West: Seit einem Jahr gibt es ein Konfuzius-Institut in Luxemburg
Weltweit existieren über 500 Konfuzius-Institute, davon 182 in Europa. Jenes in Luxemburg hat vor einem Jahr seine Türen geöffnet. Die Institute sehen sich als Botschafter der chinesischen Kultur, als Bindeglied zwischen Osten und Westen.
„In weniger als einem Jahr haben wir ziemlich viel erreicht“, sagt der luxemburgische Institutsdirektor Jauffrey Bareille. Die Bildungseinrichtung funktioniert mit doppelter Leitung. Professorin Zhu Wei hat letztes Jahr das chinesische Direktoramt übernommen. Das Konfuzius-Programm besteht seit 2004. Einerseits funktionieren die Bildungsorganisationen als Sprachzentrum, Ziel ist es andererseits aber auch, die chinesische Kultur näherzubringen. Sie werden dem Hanban zugeordnet, dem Büro zur Förderung der chinesischen Sprache und Kultur – insbesondere im Ausland. Diese außenpolitische Kulturorganisation ist an das chinesische Bildungsministerium angeschlossen.
Zhu Wei lebt nun seit fast einem Jahr in Luxemburg. Sie erklärt das Konzept der Institute aus chinesischer Sicht. In China wüssten viele nicht, dass die Institute überhaupt existieren. Die allgemeine Meinung sei wohl, dass es nur darum gehe, die chinesische Sprache in Übersee zu unterrichten. „In China denken viele, dass es zwischen Osten und Westen eine Kluft gibt und dass wir uns untereinander nicht verstehen.“ Deswegen habe die chinesische Regierung die Institute etabliert, damit die restliche Welt das Reich der Mitte zu verstehen lernt. Ab 1978 hat das Land den Weg einer Reform- und Öffnungspolitik eingeschlagen. „In der Zeit haben wir die Türen geöffnet, damit andere zu uns kommen.“ Doch das habe nicht gereicht. „Das KonfuziusInstitut bildet eine Brücke, um sich gegenseitig besser zu verstehen.“
Dieser Meinung ist auch Jauffrey Bareille. In den letzten Jahren standen die Institute in einigen Ländern in der Kritik, Staatspropaganda zu verbreiten. Der Direktor weist dies, zumindest für die Einrichtung in Luxemburg, von sich. Er könne die Sorgen der Kritiker durchaus verstehen, betont jedoch, dass die Kultureinrichtungen auf freiem Austausch basieren. „Wir sind dafür da, um mit den Menschen zu diskutieren und ihnen die chinesische Kultur und Sprache in ihrer Gesamtheit näherzubringen.“ Außerdem sei jedes Institut verschieden, unterstreicht Bareille. Andere könne er nicht beurteilen.
Manche der weltweiten Konfuzius-Institute bestehen seit über 15 Jahren. Auch die Einrichtung in Luxemburg ist auf eine langfristige Zusammenarbeit ausgerichtet. Die Institute sind an die jeweiligen Universitäten angegliedert und müssen eine Partneruni in China haben. Für Luxemburg ist dies die Fudan-Universität in Schanghai. Die angestellten Lehrer stammen größtenteils von dort. Zurzeit sind drei Lehrkräfte in Vollzeit angestellt, zwei weitere werden punktuell eingesetzt. Neben chinesischem Sprachunterricht – dazu gehört auch Business-Chinesisch – stehen Kurse zur Kultur, beispielsweise zu Kalligrafie und Tai Chi, auf dem Programm. Das Angebot ist nicht nur für Lehrpersonal und Studenten gedacht, sondern steht der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.
Bei einem Konferenzzyklus kommen einmal pro Monat Experten zu Wort. Die behandelten Themen kommen aus dem sprachlichen oder dem kulturellen Bereich und reichen von der Wirtschaft bis hin zur Harmonielehre Feng Shui. Bisher haben sich etwa 70 Interessierte an einem der Kurse beteiligt. Seit diesem Semester werden diese nicht nur auf Belval angeboten, sondern auch auf Limpertsberg und Kirchberg. Für die nächste „rentrée“ hoffen die Verantwortlichen, Kurse für alle Schwierigkeitsgrade anbieten zu können.
Zu den traditionellen chinesischen Festen wie dem Neujahr, dem Drachenboot- oder Mondfest organisiert das Institut Aktivitäten, um die Einwohner Luxemburgs und die chinesische Gemeinschaft hierzulande zusammenzuführen. Mittlerweile leben über 3.700 Chinesen im Großherzogtum. Das Institut arbeitet eng mit der 2013 gegründeten chinesisch-luxemburgischen Handelskammer „Chinalux“ zusammen. Ebenfalls Partner ist die Agentur „Luxembourg for Finance“.
Für diejenigen, die bereits Chinesisch lernen, bietet das Kulturinstitut zum ersten Mal den HSK-Test (Hanyu Shuiping Kaoshi) an – den internationalen Referenztext für die chinesische Sprache. das Examen wird im Mai auf Kirchberg abgelegt und hierzulande ausschließlich vom Konfuzius-Institut organisiert. Bisher haben sich um die 100 Kandidaten angemeldet. Dieser Test hilft dabei, Stipendien zu ergattern, und erlaubt es ebenfalls, sich auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren. Darüber hinaus ermöglicht das Institut Studenten Sprachreisen nach China für ein Sommercamp oder sogar für ein ganzes Semester.
Das Gefühl, zu Hause zu sein
Zhu Wei, die chinesische Direktorin des Konfuzius-Instituts, stammt aus der 26-Millionen-Einwohner-Stadt Schanghai. Seit Mai 2018 lebt sie in Luxemburg. Ein Land, von dem sie vorher nicht wusste, welche Sprache hier gesprochen wird. Hier sei alles viel ruhiger und friedlicher.
Die Luxemburger empfindet sie als freundlich. „Auch wenn wir in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind, habe ich trotzdem das Gefühl, zu Hause zu sein.“
Hier werde, ähnlich wie in China, viel Wert auf menschliche Verbindungen gelegt. Sie war vor allem neugierig auf ein reiches Land, von dem sie nicht wusste, wie reich es wirklich sei. Ihr Eindruck: In Luxemburg seien arme Menschen nicht ganz so arm, findet die Direktorin.
China hat sein Leben geprägt
Der Werdegang von Jauffrey Bareille, dem Direktor des luxemburgischen Konfuzius-Instituts, ist eng mit China verbunden. Chinesisch war nach Englisch seine zweite Fremdsprache. Damit kam er aus reiner Neugier in Verbindung.
„Ich hatte das Glück, dass es mir gefallen hat. Danach wollte ich meine Kenntnisse vertiefen“, erzählt der heute 30-Jährige. Seine Universitätsstudien – Bachelor und Master – hatten mit der chinesischen Sprache und Kultur zu tun.
Sechs Jahre lang hat er im Konfuzius-Institut in Angers gearbeitet. „Und dann bin ich hier in Luxemburg gelandet. Eigentlich hätte ich es mich nicht besser treffen können.“
Seit Januar 2018 ist er Direktor des luxemburgischen Instituts. Ein- bis zweimal pro Jahr verschlägt es ihn ins Reich der Mitte. Das Institut neu aufzubauen, ist eine Herausforderung. Dadurch werden aber Partnerschaften auf kultureller, wirtschaftlicher und akademischer Ebene ermöglicht.
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