Esch / Bürger hätten über Abriss der „Keeseminnen“ informiert werden sollen
Fakt ist, dass diese Woche begonnen wurde, den Erzbunker, die sogenannten „Keeseminnen“, in Esch abzureißen. Die Zerstörung dieses Teils der Schmelz „Terre rouge“ regt nicht nur Bürger der angrenzenden rue Barbourg in der „Hiehl“ auf. Die Vereinigung „Industriekultur CNCI“ hat am Mittwoch von Kulturministerin Sam Tanson einen direkten Stopp der Abrissarbeiten gefordert. Und die Escher LSAP-Sektion verlangt dringendst Erklärungen vom CSV-DP-„déi gréng“-Schöffenrat. Der hat sich zumindest am Mittwochmorgen etwas erstaunt gezeigt. Zu keinem Zeitpunkt sei etwas anderes als der Abriss geplant gewesen, betonen die Verantwortlichen der Escher Gemeinde in einem Pressegespräch. Es sei wegen des Ausnahmezustands nicht möglich gewesen, die Bürger, wie geplant, vollumfänglich zu informieren. Hervorgehoben wird aber, dass einzelne Elemente der Erzbunkeranlage erhalten bleiben und in die Gestaltung des neuen Viertels „Rout Lëns“ integriert würden.
Ein lauter Knall am Montagmorgen und eine dichte Staubwolke am Dienstagmorgen sorgen für Aufregung. Zunächst bei Bewohnern der rue Barbourg im Viertel „Hiehl“, dann aber zunehmend auch bei Freunden der Escher Industriekultur und vor allem bei der Vereinigung „Industriekultur-CNCI“ .
Letztere spricht von einem handfesten Skandal. Denn Knall und Staub würden von einer Abrissaktion zeugen, die eigentlich so nicht stattfinden dürfe. Es geht um die „Keeseminnen“, eine Erzbunkeranlage, die zur Schmelz „Terre rouge“ gehörte und die „Hiehl“ seit über hundert Jahren prägt.
Augenscheinlich handelt es sich in der Tat um eine Abrissaktion, wie man sich am Mittwochmorgen vor Ort überzeugen kann. In der zur rue Barbourg gewandten Seite Fassade der Anlage klaffen große Löcher. Überall liegt Schutt. Der war am Sonntag noch nicht da. Die Löcher auch noch nicht. Allerdings: am Mittwochmorgen sind keine weiteren (Abriss-)Arbeiten an dem markanten Gebäude zu erkennen. Darf man das als ein Zeichen später Einsicht werten? Als Zeichen, vielleicht auf dem Holzweg zu sein? Arbeiter und Maschinen sind jedenfalls eher weiter hinten auf dem Areal auszumachen – bei der Gebläsehalle zum Beispiel oder noch weiter hinten auf dem „Crassier“, wo die „Handwerkergasse“ liegt.
Bürger nicht informiert
Szenenwechsel. Escher Rathaus. Mittwochmorgen um 11.30 Uhr. Von Skandal ist keine Rede. Schöffe André Zwally, zuständig für Industriekultur, und Schöffe Martin Kox, verantwortlich für Bauten und Urbanismus, sowie Stadtarchitekt Luc Everling betonen: „Es verläuft eigentlich alles wie geplant!“ Bürgermeister Georges Mischo, der etwas später hinzustößt, widerspricht dem nicht. Pressesprecher Luc Schloesser auch nicht.
Alles also kein Problem, oder? Jein. Dass die „Keeseminnen“ als Ganzes erhalten bleiben, sei nie Bestandteil der urbanistischen Entwicklung des Areals gewesen, sagt Martin Kox. Im Verlaufe der Prozeduren und nach Input vieler interessierter Bürger sowie dem Abhalten von Workshops sei man dann zur Überzeugung gelangt, dass zumindest Teile dieser Anlage bestehen bleiben sollten. Allerdings sei noch nicht entschieden, ob sie am aktuellen Ort oder anderswo auf dem Gelände der Nachwelt erhalten bleiben.
Im Klartext heißt das wohl, dass der Erzbunker jetzt abgerissen wird. Die Instandsetzung des Gebäudes sei mit hohen Kosten verbunden. Und weil es schwierig sei, den „Keeseminnen“ eine neue Bestimmung zu geben, stünden sie in ihrer jetzigen Form und am aktuellen Ort der Entwicklung des Projektes „Rout Lëns“ im Wege oder seien ihr zumindest nicht förderlich. So kann man die Verantwortlichen der Gemeinde Esch verstehen. „Rout Lëns“, das neue Escher Stadtviertel, soll ja auf dem Gelände der früheren Schmelz „Terre rouge“ entstehen.
Abriss-Stopp gefordert
„Einwand“, werden Freunde der Escher Industriekultur jetzt rufen: Der Erhalt des Erzbunkers sei durchaus erwogen worden. Zudem habe die Vereinigung „Industriekultur CNCI – Eise’Stol“ Anfang März einen Antrag auf eine Klassierung des Industrieerbes gestellt. Auf eine Antwort von Minister Sam Tanson warten sie, ebenso auf die Rückmeldung für den am Mittwoch gestellten Antrag auf Stopp der Abrissarbeiten, wie Historiker Denis Scuto berichtet.
Die Anfrage auf Klassierung sei eine private Initiative, so die Gemeindeverantwortlichen. Darüber hinaus, betont Schöffe Kox, habe es nie eine Zusage für den integralen Erhalt der „Keeseminnen“ gegeben. Vielmehr sei der Abriss quasi beschlossen gewesen. Letztendlich – und dank der Einwände vieler Interessierter in zahlreichen Diskussionen, vor allem in speziell veranstalteten Workshops – habe man sich als Gemeinde dazu entschlossen, Teile des Erzbunkers in das zukünftige Bild des neuen Viertels zu integrieren. Jene Teile, die auf der Rückseite des Gebäudes liegen, sollen so abgetragen werden, dass sie nachher wieder aufgebaut werden können. Im Raum stehe allerdings noch die Frage, ob an selber Stelle oder anderswo auf dem Gelände.
Warum also jetzt die Aufregung? Laut Verantwortlichen der Escher Gemeinde liege das wohl daran, dass das, was jetzt passiert, wohl so geplant gewesen sei, den Bürgern bisher aber so nicht vermittelt wurde. In den Erklärungen der Stadtverantwortlichen kann man ein „leider“ raushören. Denn eine große Versammlung sei geplant gewesen, doch dann habe Corona dazwischengefunkt.
Stadtviertel „Rout Lëns“
Bei dieser Bürgerversammlung habe man mitteilen wollen, wann die Arbeiten beginnen und woraus sie im Einzelnen bestehen. Dass diese Arbeiten jetzt begonnen haben und auch beginnen haben müssen, liege an weiteren prozeduralen Schritten, die in einem festgelegten Zeitraum erfolgen müssten. Dazu gehöre beispielsweise die Frage, wo der Bauschutt hingebracht werden soll.
Die Gemeindeverantwortlichen betonen auch, dass die Arbeiten unter Berücksichtigung aller sanitären Auflagen durchgeführt werden. Dort, wo Asbest entfernt werden müsse, würde nicht ohne die nötige Abschirmung gearbeitet. Die Staubwolke am Montag und Dienstag bedeute also keine Gefährdung der Gesundheit der Bürger. Sie sei unter anderem auch auf die Trockenheit der letzten Wochen zurückzuführen.
Mit den eigentlichen Arbeiten am neuen Projekt „Rout Lëns“ dürfte den Verantwortlichen der Gemeinde Esch zufolge der Privatinvestor kaum vor Mai 2021 beginnen können. Vorher muss die von ArcelorMittal durchgeführte Sanierung abgeschlossen und die genauen Pläne sprich der Masterplan des zukünftigen Stadtviertels mit Geschäften, Wohnungen sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen müssen der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden.
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