Protest bei null Grad / Bürgerinitiativen mobilisieren gegen Hotel-Pläne der Petinger Gemeinde
Rund 150 Personen trotzten am Donnerstagabend der Kälte und hatten sich beim Pfadfinderchalet in Rodange eingefunden, um über das Projekt eines Wellnesshotels „am Doihl“ zu diskutieren. Entgegen den ursprünglichen Plänen musste die Versammlung im Freien stattfinden. Auf Druck des Bürgermeisters war ihnen die Nutzung des Scouts-Chalets verwehrt worden.
Unweit des Schwimmbads „PiKo Kordall“ und des dortigen Fußballfeldes plant die Gemeinde ein Hotel mit 60 Zimmern, und in unmittelbarer Nähe ein Wellnesszentrum. Der Plan stößt jedoch bei Anwohnern auf Widerstand, vor allem da das Areal direkt an eine Natura-2000-Zone angrenzt. Die Gegner des Projekts kritisieren, dass sich der Schöffenrat hinter einer korrekten PAG-Prozedur und einer im Sommer erteilten Umweltgenehmigung versteckt. Gleich zwei Bürgerinitiativen – „Doihl“ und „Kordall“ – hatten zu einer Protest- und Informationsversammlung beim Rodinger Pfadfinderchalet aufgerufen. Kurz vorher hatten sich die Organisatoren entschuldigt, dass die Versammlung unter freiem Himmel stattfinden musste: Die Nutzung des Pfadfinderhauses sei ihnen auf Druck des Bürgermeisters hin verwehrt worden, schrieb Henri Krecké, einer der Organisatoren, in einer Pressemitteilung.
Einer der Verantwortlichen der Rodinger Pfadfinder, Gary Schuller, erklärt: Am Montagabend habe er einen Anruf vom Bürgermeister Pierre Melina erhalten, der sich erkundigte, wer die Informationsversammlung genehmigt habe. „Sie müssen wissen, dass uns das Areal per Konvention von der Gemeinde zur Nutzung zur Verfügung gestellt wird“, erklärt Schuller. „Artikel 6 dieser Konvention besagt, dass wir dort nur Aktivitäten organisieren dürfen, die im Zusammenhang mit dem Scoutismus stehen. Andere Aktivitäten bedürften der Genehmigung der Gemeinde. Halten wir uns nicht daran, könnte der Schöffenrat uns die Genehmigung für die Nutzung des Grundstücks entziehen. Der Bürgermeister hat uns darauf aufmerksam gemacht und gesagt, dass gegebenenfalls der Schöffenrat eine entsprechende Entscheidung treffen müsste. Infolgedessen haben wir beschlossen, unsere Räume nicht zur Verfügung zu stellen.“
Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass die Pfadfinder ihr Chalet anderen Organisationen vermieten. „Auch für die Versammlung am Donnerstagabend hätten wir wie üblich den Saal vermietet“, sagt Schuller. „Das haben wir schon öfters gemacht, und das wusste auch jeder in der Gemeindeverwaltung, und bis dato hat sich niemand daran gestört.“
Auf Nachfrage bestätigte Pierre Mellina dem Tageblatt, dass er die Pfadfinder auf den Sachverhalt aufmerksam gemacht habe. Nachdem er einen Flyer in seinem Briefkasten gefunden hatte, der die Versammlung ankündigte, sei er als Bürgermeister gezwungen gewesen, dafür zu sorgen, dass der Entscheidung des Gemeinderats bezüglich der Nutzung des Areals Rechnung getragen werde.
Bodenversiegelung, Fledermäuse und Lichtverschmutzung
Die Bürgerinitiativen sorgen sich vor allem um die Fauna in der Grünzone. Der Lebensraum der dort lebenden Fledermäuse werde stark behindert und könnte zu deren Aussterben führen. Auch wenn der Komplex nicht in der Grünzone selbst, sondern nebendran gebaut werde, müsse mit Auswirkungen auf die Umwelt gerechnet werden. „Wie steht es mit einer notwendigen Pufferzone, um ein Schutzgebiet atmen und im Gleichgewicht zu lassen?“, lautet eine der Grundfragen. Neben den Gefahren für die Fledermäuse werde sich offensichtlich weder Gedanken über das zusätzliche Verkehrsaufkommen noch um die zusätzliche Lichtverschmutzung gemacht. Kritik gibt es auch bezüglich der Umweltverträglichkeitsstudie zur Natura-2000-Zone, da diese bereits 13 Jahre alt ist. Seitdem gebe es aber ein neues Naturschutzgesetz. „Es gibt mehr Auflagen zu erfüllen, wenn Sie ein Gartenhäuschen errichten wollen“, sagt Henri Krecké.
Man sei nicht grundsätzlich gegen die Idee des Hotels, doch warum an dieser Stelle? „Wie steht es um das Vermeiden von unnützer Bodenversiegelung?“, fragen sich die Aktivisten. Immerhin betrage die bebaute Fläche insgesamt 72 Ar. Man habe Alternativvorschläge, sagt Krecké, wie z.B. die Industriebrache „Trax“, da bräuchte kein zusätzliches Land versiegelt zu werden. Doch seit November suche man vergeblich den Dialog mit den Gemeindeverantwortlichen.
Die Sicht des Bürgermeisters
Das sei falsch, sagt Bürgermeister Pierre Mellina. Er sei sehr wohl mit Henri Krecké in Kontakt gewesen und habe ihm klar mitgeteilt, dass das „Trax“-Gelände auf keinen Fall infrage komme. Das habe bereits der ehemalige Umweltminister Lucien Lux im Juli 2008 bei einer Besichtigung des Geländes gesagt. Ein Hotel dort komme überhaupt nicht infrage, u.a. weil das Gelände mitten im Wald liege. Zudem stände die Anlage unter Denkmalschutz. Es dürfe dort nichts verändert werden. „Dieser Standort, der übrigens dem Staat gehört, ist definitiv nicht realistisch“, sagt Mellina.
Das Argument, dass nun wieder einmal unnützes Land versiegelt werde, lässt Mellina auch nicht gelten. „In den letzten 20 Jahren wurde der Bauperimeter nicht erweitert. Die Bürgerinitiativen spielen hier mit falschen Karten.“ Im Allgemeinen lehnt er die Kritiken mit Bezug auf die Umwelt ab: „Im Juli 2022 erteilte das Umweltministerium sein Einverständnis für das Projekt, unter gewissen Auflagen. Es ist nicht meine Aufgabe, die Umweltkompetenz des Ministeriums infrage zu stellen.“ Mellina glaubt, dass die Initiatoren des Protests andere Motive hegen und kritisiert deren „Nimby“ (Nicht in meinem Hinterhof)-Attitüde. „Ich kann verstehen, dass Menschen sich Sorgen machen, dass vielleicht zu viel Verkehr dort aufkommt. Darüber kann man reden, aber eine Gemeinde muss sich entwickeln.“
Am Mittwoch hatte Pierre Mellina bereits in einer Pressemitteilung den Standpunkt der Gemeinde dargelegt. Das Hotel werde weder in einer Grünzone, noch in einer Zone, die frei bleiben soll, gebaut, sondern in einer Sport- und Freizeitzone, konform zum Allgemeinen Bebauungsplan (PAG), der im September 2017 einstimmig vom Gemeinderat gutgeheißen wurde. Man befinde sich derzeit in einem Genehmigungsverfahren des privaten Hotelbauprojekts, bei dem Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, die entsprechenden Pläne innerhalb vorgegebener Fristen einzusehen. Der Bürgermeister verpflichte sich, alle eingehenden Bemerkungen zu prüfen und treffe dann eine Entscheidung unter Einhaltung des rechtlichen Rahmens.
Dem Tageblatt gegenüber wundert sich Mellina außerdem, dass gerade jetzt Protest aufkomme, nachdem u.a. der Gemeinderat bereits dreimal einstimmig darüber befunden habe. Am Projekt arbeite man seit 2002. „Wir wollen einen ‚Soft-Tourismus‘ rund um den Fond-de-Gras.“ Es sei ein Projekt, das gut für die Region sei. Auf den Druck, wie er jetzt ausgeübt werde, reagiere er nicht. „Wir leben in einem Rechtsstaat. Wenn ein Richter entscheidet, dass etwas falsch lief, dann ziehen wir unsere Konsequenzen. Aber ich glaube nicht, dass das der Fall sein wird. In fünf Monaten bin ich nicht mehr Bürgermeister. Wenn einer meint, er könne es besser …, bitte.“
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Noch einmal die Frage, welche Leute stecken hinter dem Projekt?