/ Buongiorno Lussemburgo: „Italienesche Wäin vun engem Lëtzebuerger Wënzer“
Bei unserem Rundgang auf der „Expovin“ in den Hallen der „Luxexpo The Box“ ist er aufgefallen. Ein Stand wirbt mit dem Slogan „Italienische Wäin vun engem Lëtzebuerger Wënzer“. Dahinter steckt eine Geschichte, die in Luxemburg beginnt und in Italien endet.
Von Herbert Becker
Wir treffen auf Cedric Meyer und seine Mutter Ineke Meyer. Cedric betreibt seit 2002 im Städtchen San Gimignano, in der Toskana zwischen Florenz und Siena gelegen, ein etwa zwei Hektar großes Weingut mit Namen „Il Borraccio“, auf dem er qualitativ hochwertige Rot- und Weißweine, Olivenöle und Brände produziert. Alles so gewollt, so geplant? Mitnichten! Also erzählen wir die Erfolgsstory gerne von Anfang an.
Ineke lädt uns zu sich nach Hause ein, sie lebt mit ihrem Gatten Fernand in Hesperingen. Cedric ist auch noch im Lande, jedoch auf dem Sprung in die Toskana. „Zuhause wartet eine Menge Arbeit, ich fahre heute noch zurück.“ Nun denn, zu den Anfängen. Ineke und Fernand Meyer machen in den 80ern des öfteren Urlaub in der Toskana. 1986 entschließen sie sich, dort ein Anwesen als Sommerhaus zu kaufen. Der damals fast 100-jährige Vorbesitzer macht bei den Kaufverhandlungen jedoch eine Bedingung: zum Haus gehören vier Hektar Weinberge, „ihr müsst meine Weinberge weiter bewirtschaften“, lässt er verlauten. „Wir hatten jedoch keine Ahnung vom Weinbau“, erklärt Ineke. „Wir fanden jedoch einen Winzer, der die Trauben für uns gekeltert, den Wein ausgebaut und vertrieben hat, die Lese haben wir alljährlich selbst durchgeführt. Sohn Cedric war von Anfang an begeistert, durfte mit dem Traktor mitfahren und interessierte sich fürs Weinmachen.
„Wenn ich groß bin, lerne ich das richtig, das kann man besser machen!“ Sprach es, und nach dem Abschluss an der Europaschule studierte er Weinbau an der Weinbauschule in Bad Kreuznach und anschließend noch vier Semester Önologie an der Universität in Florenz. Im Jahr 2002 startete er mit seinem Weingut „Il Borraccio“ in San Gimignano.
Mit einem Sommerhaus fängt alles an
„Wie kommen Ihre Weine in Italien an?“, möchten wir gerne wissen. „Überhaupt nicht“, ist die spontane Antwort. „Ich habe von Beginn an auf qualitativ hochwertige Erzeugnisse gesetzt, ich nutze die moderne Technik, produziere jedoch traditionelle Weine. Dass ein „Ausländer“ in ihrem Revier wildert, mag der Italiener zum einen schon gar nicht. Dazu kommt, dass meine Weine eher im oberen Preissegment angesiedelt sind – Preise, die der normale Weinkonsument dort nicht bereit ist, zu zahlen. Ich liefere meine komplette Produktion ausschließlich nach Luxemburg, habe mir im Laufe der Jahre dort eine Stammkundschaft aufgebaut und beliefere auch einige gastronomische Betriebe. Kontakte habe ich in erster Linie über die hiesigen Messen geknüpft, an denen ich seit über zehn Jahren partizipiere.“ „Diva“, „Diva Riserva“ und „Colpo di Grazia Bianco“, vorrangig aus Trebbiano-, Malvasia- und Vernaccia-Trauben gekeltert, reifen größtenteils 6-8 Monate in Barriquefässern, die er, u.a. auch aus luxemburgischer Eiche hergestellt, bezieht. Seine Gaumenschmeichler allerdings sind seine satten, tiefroten Rotweine, „Sangre Royal“, „Sangre Royal Riserva“ sowie die rote Version des „Colpo di Grazia“.
Hier verarbeitet sind vornehmlich Sangiovese, dazu die seltenen, autochthonen Rebsorten Colorino und Canaiolo. Wir degustieren den roten „Colpo di Grazia“ – Nomen est Omen – fürwahr ein „Coup de grâce“ oder ein „Gnadenstoß“ mit 16 Prozent Vol. Das Lesegut lässt er vier Wochen lang trocknen, die Mazeration dauert rund 30 Tage, danach kommt der Wein für bis zu 30 Monate ins Barrique. In seinem Portfolio findet sich auch hochwertiges, kalt gepresstes Olivenöl. 600 Bäume pflegt er hierfür, das Erntegut wird in einer genossenschaftlich betriebenen Ölmühle verarbeitet.
Ein weiteres Highlight ist Cedrics „Kina“, ähnlich hergestellt wie der bekannte „Barolo Chinato“, ein aromatisierter Wein, angereichert mit zahlreichen Kräutern und Gewürzen wie Chinarinde, Nelken, Zimt oder Holunder – fein ausbalanciert zwischen Bitterkeit und Süßigkeit, ein idealer Aperitif oder Digestif. Auf seinem Weingut empfängt Cedric Meyer auch Feriengäste. „In unseren Appartements bieten wir Platz für maximal zehn Personen, wir haben alljährlich zahlreiche Luxemburger Urlauber bei uns zu Gast.“
Familientradition lebt auf
Fernand Meyer klinkt sich in die Gesprächsrunde ein. „Weinbau gab es in unserer Familie allerdings schon um das Jahr 1900. Meine Großmutter hat seinerzeit eigenhändig in Bürmeringen einen Weinberg bepflanzt“, lässt er uns wissen. „Und überhaupt: ich habe vor 50 Jahren auch schon für das Tageblatt gearbeitet.“ Da haken wir natürlich noch einmal nach, erfragen Details.
Fünf Jahre lang ist er zwischen 1968 und 1973 als Korrespondent unterwegs. „Letztlich bin ich dem Angebot, in der Redaktion zu verbleiben, doch nicht gefolgt, habe in Saarbrücken mein Studium absolviert und fortan als Diplom-Dolmetscher gearbeitet“, erzählt Fernand. Cedric drängt zum Aufbruch. „Ich habe noch eine zehnstündige Fahrt vor mir und, wie schon erwähnt: Es gibt viel zu tun in den Weinbergen.“ „Italienische Wäin vun engem Lëtzebuerger Wënzer“ – eine Erfolgsstory!
Info
IL BORRACCIO di Cedric Meyer, San Gimignano (Italien),Telefon: +39-338 741 7433
www.ilborraccio.com
Kontakt:
Fernand & Ineke Meyer
13, Holleschberg
L-5831 Hesperingen
Telefon 00352-369 607
meyer.ineke@gmail.com
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