Luxemburg / Burgbrennen: Über Nachwuchssorgen, kreative Ideen und die Suche nach einem Feld
Den Menschen in Luxemburg reicht es so langsam mit dem trüben Winterwetter und passend dazu soll in drei Wochen mit den traditionellen Burgbrennen der Winter verjagt werden. Ob überhaupt und wie genau Vereine die Veranstaltungen organisieren, hängt allerdings nicht nur von den geltenden Sicherheitsmaßnahmen ab. Denn in den Clubs hat man auch mit anderen Herausforderungen zu kämpfen – wie die Gespräche mit drei Vereinsmitgliedern zeigen.
Nachdem 2021 in vielen Ortschaften wegen der Pandemie darauf verzichtet oder Alternativen organisiert wurden, brennen in knapp drei Wochen landesweit wieder die sogenannten „Burgen“ – normalerweise am ersten Fastensonntag, manchmal aber auch einen Tag zuvor am Samstag. Nach alter Tradition werden dann in Luxemburg mit Geäst und Stroh umwickelte Kreuze meist auf einer Erhöhung im Dorf angezündet, um symbolisch den Winter zu vertreiben.
Unter anderem in Niederanven wird am 6. März dann wieder eine an eine Burg erinnernde Konstruktion aus vorwiegend Paletten angezündet – nachdem die Veranstaltung im vergangenen Jahr wegen Corona abgesagt werden musste. „Zu uns kommen normalerweise zwischen 1.500 und 1.800 Zuschauer. Mit Sitzplätzen und Abstand für all diese Menschen war das auf unserem Platz letztes Jahr einfach nicht möglich“, sagt Ben Millmeister, Sekretär der „Buergfrënn Nidderaanwen“, die die Veranstaltung gemeinsam mit den „Lëtzebuerger Guiden a Scouten Nidderaanwen“ organisieren.
Im Vorfeld wurde ein sanitäres Konzept ausgearbeitet, um dieses gegebenenfalls bei der „Santé“ einzureichen. Nach den angekündigten Lockerungen durch die Regierung wollte man allerdings erst das Stimmen des neuen Gesetzestextes am Freitag abwarten. Sicher ist: Es wird ein Burgbrennen geben und in den kommenden Tagen wird nun geklärt, wie genau dieses ablaufen wird. „Wir freuen uns, es wieder organisieren zu können. Unser Verein macht ja nur das, und im vergangenen Jahr hatten wir etwa 2.000 Euro Lagerkosten für Maschinen und Material – ohne Einnahmen. Das Genick hat uns das aber nicht gebrochen“, sagt Millmeister.
Burgenbauer fehlen
Stattdessen haben die Niederanvener Burgfreunde laut dem 31-Jährigen mit einem anderen Problem zu kämpfen: „Es werden wohl weniger Leute da sein, um zu helfen. Durch Corona haben manche die Motivation verloren. Die Menschen haben sich zum Teil daran gewöhnt, nichts zu unternehmen oder gemerkt, dass sie auch ohne die Freizeitaktivitäten eines gemeinnützigen Vereins auskommen.“ Zwischen sechs bis acht Stunden wird in der Woche vor der Veranstaltung tagtäglich an der Burg gearbeitet – so einige der Helfer mit Altersdurchschnitt von etwa 30 Jahren nehmen sich dafür sogar frei.
Da viele allerdings im Schulwesen arbeiten, fallen diese unterstützenden Hände in diesem Jahr bei den Vorbereitungen aus. „Einige sind mittlerweile auch Eltern und nehmen ihren Urlaub während der Schulferien“, erzählt Millmeister. Schon fast paradox: Gleichzeitig hat der Verein mit Nachwuchssorgen zu kämpfen, da junge Burgenbauer fehlen. Rund 15 Mitglieder werden in diesem Jahr anpacken – sonst waren es mindestens 20. Daran passt man sich an: Statt einer Burg von einst bis zu 24 Metern Höhe wird diese 2022 etwas kleiner ausfallen. Immerhin bis zu 16 Metern Höhe könnten es laut Millmeister dennoch werden.
Im nördlicheren Teil des Landes geht man auch beim „Club des jeunes Gilsdorf“ davon aus, dass das Burgbrennen am 5. März – also einen Tag vor dem traditionellen Termin – stattfinden kann. Wie das ganz genau ablaufen wird, ist noch nicht geklärt. Denn auch hier wollte der Vorstand nach den angekündigten Lockerungen die Abstimmung des neuen Gesetzestextes abwarten. „Wir passen uns spontan an. Etwas anderes bleibt uns ja kaum übrig“, erklärt lachend der Sekretär des Jugendvereins, Noé Hoffmann.
Einfallsreichtum gefragt
Eines aber steht fest: Auch in Gilsdorf will man die Tradition aufrechterhalten. „Diese ist ein Pfeiler des Dorflebens, dabei treffen sich Jung und Alt. In der Pandemie ist der soziale Kontakt ja auch verloren gegangen“, sagt der 18-jährige Noé Hoffmann, der seit drei Jahren im Jugendverein ist. Der Vorstand wolle aber auch den Mitgliedern etwas bieten, die sich unter anderem zum Sammeln von Brennmaterial endlich wieder treffen. Rund 60 hat der Verein insgesamt, etwa 20 von ihnen helfen beim Burgbrennen.
Schon 2021 hat der Gilsdorfer Jugendverein an einer alternativen Version der Veranstaltung festgehalten – als andere Clubs ihre Burgbrennen komplett absagten. Unter strengem Einhalten von Maskenpflicht und Sicherheitsabständen wurde damals Brennmaterial gesammelt und das Kreuz vorbereitet. Am Ende wurde dieses ohne Publikum vor Ort angezündet. Stattdessen gab es einen Livestream in den sozialen Medien bei „Facebook“, unter dem die Zuschauer in der Kommentarfunktion miteinander interagieren konnten.
Zuvor waren die Bürger darüber informiert worden, dass die Burg ohne Gäste angezündet werden würde. „Unsere Devise war immer: Kreativ werden und mit maximaler Sicherheit so viele Aktivitäten wie möglich organisieren. Damit das Vereinsleben nicht einbricht“, sagt Sekretär Noé Hoffmann. Ihm zufolge sei es so bisher gelungen, dass das Burgbrennen nie ausfallen musste. Das wäre aber unter anderem ohne die Hilfe der lokalen Bauern nicht möglich gewesen, die jedes Jahr technisches Material zur Verfügung stellen.
Feld gesucht
Wie wichtig deren Unterstützung ist, weiß man im Süden des Landes beim FC Progrès Niederkorn. Denn das Burgbrennen des Fußballvereins muss in diesem Jahr ausfallen, da kein passender Ort dafür gefunden werden konnte. Vom Besitzer des Feldes am „Hondsterrain“ – auf dem die Veranstaltung bisher stattfand – gab es in diesem Jahr keine Nutzungserlaubnis. „Wir haben nach anderen Stücken gesucht, aber da die Burg nicht in der Nähe von Hochspannungsleitungen oder einem Naturschutzgebiet abbrennen kann, haben wir nichts Geeignetes gefunden“, sagt Slyvain Rossi, Verantwortlicher für die Organisation von Veranstaltungen.
Orte von früheren Burgbrennen wurden sich angesehen, es wurde bei anderen Leuten nachgefragt – ohne Erfolg. „Mit der ganzen Ungewissheit hatten wir bis Ende Dezember auch noch keine Firmen kontaktiert, von denen wir normalerweise Holzreste bekommen. Sonst haben wir bereits im August damit angefangen. Selbst wenn wir jetzt ein Feld hätten, wäre es zu spät, da uns das Brennmaterial fehlt“, erklärt der 52-jährige Rossi. Dabei musste das Burgbrennen bereits im vergangenen Jahr wegen Corona ausfallen.
Deshalb wird das Veranstaltungs-Team des Vereins schon bald zusammenkommen, um über andere Events nachzudenken, mit deren Einnahmen man das Defizit in der Kasse ausgleichen kann. „Dabei bleibt immer die große Unbekannte, wie es mit der Pandemie weitergeht“, so Rossi. Den Mut will man trotzdem nicht verlieren, denn: „Wir wollen wieder Menschen zusammenbringen, um schöne Moment zu erleben.“ So hofft der Verantwortliche für Veranstaltungen, dass es dann im nächsten Jahr wieder mit dem Burgbrennen klappt.
Regeln am Burgsonntag
Am Wochenende des „Buergsonndeg“ werden voraussichtlich die Regeln für öffentliche Versammlungen gelten, die am Freitag gestimmt wurden:
– Versammlungen von 11 bis einschließlich 50 Personen: obligatorische Maskenpflicht sowie Sicherheitsabstand von zwei Metern oder Covid-Check
– Versammlungen von 51 bis einschließlich 2.000 Personen: Obligatorische Maskenpflicht, Sicherheitsabstand von zwei Metern sowie Sitzplätze oder Covid-Check
– Versammlungen ab 2.001 Personen: Nur nach genehmigtem, sanitärem Konzept durch die „Santé“ möglich
– Statt wie bisher 2G+ gilt bei Veranstaltungen dann 3G (geimpft, genesen oder getestet):
Zertifikate von komplett Geimpften dürfen laut „Santé“ dabei nicht älter als 270 Tage sein. Die Booster-Bescheinigungen sind hingegen unbegrenzt gültig. Zertifikate zu einer Genesung dürfen nicht älter als 180 Tage sein. Ungeimpfte oder auch Menschen mit einem nicht kompletten Impf-Schema müssen ein zertifiziertes, negatives Test-Ergebnis vorlegen. Die Möglichkeit eines vor Ort ausgeführten Schnelltests haben ausschließlich Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Ausgenommen von 3G sind Kinder, die jünger als zwölf Jahre und zwei Monate sind.
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wat do ewell ofgeet huet näischt méi mat der Traditioun Buergbrennen ze din.
dat as Folies des Grandeurs.
Wer beim Burgbrennen mit macht, darf dann aber weder grün wählen oder an einer Klimademo teilnehmen… Dasselbe gilt für den Führerschein. Der ist abzugeben falls man grün wählt oder auf Klimademos herumprotestiert.
Wenn ich Blätter im Garten verbrenne kommt die Polizei und die Nachbarn regen sich auf!
Was bei diesem altunwürdigen Spektakel in die Luft geblasen wird müsste doch glatt unsere Greta wieder auf den Plan rufen. Wie schon erwähnt,wenn Traditionen sich auf Dauer als Schwachsinn oder als schädlich erweisen, sollte man davon ablassen.
N.B. Böllern zu Sylvester ist verboten,aber in einem Streich landesweit Feuer abzufackeln um “ den Winter zu vertreiben“(sic),das ist erlaubt. Anfahrt aber bitte mit dem E-Auto! Oh mei!
CO2, Feinstaub…….nur im heimischen Kamin???
Cross-burnings sollen verboten werden.
Ech kann all deene Komentatoren hei nëmmen zustëmmen.
Do as näischt méi bäi ze fügen.