Coronavirus / Busfahrer beklagen Zustände bei CFL: „Fühlen uns im Stich gelassen“
In den sozialen Medien kursieren seit zwei Tagen Fotos von Mitarbeitern der CFL, die sich mit einem scheinbar handelsüblichen Schal das Gesicht vermummen – scheinbar als Maßnahme gegen ein mögliche Ansteckung mit dem Coronavirus.
Ein Foto von einem Mann mit einem dunkelblauen Schal bis zu den Augen hochgezogen. Auf dem Schal und dem weißen Hemd prangen das Logo der CFL. Ähnliche Fotos sind seit zwei Tagen in den sozialen Medien in Umlauf und werfen einiges an Fragen auf. Verteilt die CFL etwa handelsübliche Schals, um ihre Mitarbeiter vor einer eventuellen Ansteckung zu schützen?
Ein Busfahrer, der namentlich nicht genannt werden will, bestätigt uns, dass Anfang dieser Woche solche Schals verteilt wurden. „Das sind Schals, die benutzt man eigentlich zum Fahrradfahren oder zum Wandern.“ Warum die gerade jetzt verteilt werden, weiß niemand so genau. Die Gerüchteküche brodelte angesichts der angespannten sanitären Situation. Recht schnell war eine Erklärung gefunden: Diese Schals seien zum Schutz vor dem Coronavirus, weil keine Masken vorhanden sind.
Und tatsächlich: Im offizielle Schreiben, das dem Tageblatt vorliegt, steht: „Les caches col/nez dénommés „Buff“ peuvent être portés afin d’éviter de propager le virus COVID-19 mais ne sont pas une protection contre une éventuelle infection.“ Ob diese wohl die Verbreitung des Virus verhindern können, muss in Frage gestellt werden. Das lenkt dann auch schnell von der Tatsache ab, dass das von der CFL bezeichnete „Covid-19-Virus“ gar nicht existiert. Covid-19 ist eine Lungenkrankheit, die durch das Coronavirus ausgelöst wird.
Auf die Schals angesprochen, ist man in den oberen Etagen scheinbar verwundert: „Diese Schals gehören eigentlich zur Uniform. Wie überall gingen bei uns die Vorräte an Masken zu Ende. Die Schals können als zusätzliche Barriere dienen. Das ist jedoch wohl wissend kein umfänglicher Schutz vor dem Virus“, heißt es von offizieller Seite. Auch von den Anweisungen, dass die Busfahrer die Schals nur zum Essen und Trinken ablegen sollen, weiß man nichts. Kommunikationsfehler passieren, in der derzeitigen Krise wohl jedoch nicht angebracht.
Vordere Reihen abgesperrt
Seit Beginn der Corona-Krise sind für Busfahrer eigentlich spezielle Maßnahmen vorgesehen. Die Leute, die den öffentlichen Transport noch nutzen, dürfen nicht mehr vorne einsteigen, die vorderen Sitzreihen sind abgesperrt, um einen minimalen Sicherheitsabstand zwischen dem Busfahrer und den Passagieren zu gewährleisten. Das teilt uns die Presseabteilung der CFL mit. „Wir informieren alle unsere Mitarbeiter mit E-Mails und über unser Intranet über die Hygienevorschriften und Vorkehrungen während der Krise.“
In der Realität sieht die Sache jedoch wieder anders aus. „Die Fahrerkabine ist vom Rest des Busses mit Baustellenbändern abgesperrt worden. In manchen Bussen wurde direkt hinter der Fahrerwand abgesperrt, in anderen Bussen sind zwei bis drei Sitzreihen nicht mehr zugänglich.“ Der dadurch erzwungene Sicherheitsabstand variiere dementsprechend von Bus zu Bus. „Die zwei Meter können nicht in jedem Bus eingehalten werden.“
Insgesamt fühlen sich die Busfahrer im Stich gelassen. Sie sind dazu angehalten, ihre Busse sauber zu halten. Dazu wurden ihnen auch schwarze Latex-Handschuhe zur Verfügung gestellt. „Fir de grobe Knascht wéi zum Beispill Nuesschnappecher.“ Masken? Wie oben bereits erwähnt: Mangelware. Desinfektionsmittel? Fehlanzeige. „Viele Busfahrer trauen sich so nicht mehr richtig in die Busse rein.“ Die Busse sollen dann abends von einer Reinigungsfirma desinfiziert werden. In Echternach werden jeden Abend drei Busse desinfiziert – bei 20 Bussen im Lager wird jeder Bus also nur einmal pro Woche gründlich gereinigt und desinfiziert.
Insgesamt wurden in den Gemeinschaftsräumen – in denen Fahrer den Mindestabstand ebenso einhalten sollen – Poster verteilt, die auf die gängigen Hygieneregeln aufmerksam machen sollen. Doch auch hier gebe es kein Desinfektionsmittel.
Bei den Zugführern zeigt sich ein ähnliches Bild. „Masken haben wir nicht, aber die sind bei uns auch nicht so nötig. Wir sitzen ja in einer eigenen Kabine“, erklärt ein Zugführer. „Die Schaffner hingegen, die durch die Züge laufen, haben leider auch keine Masken.“ Die CFL konnte auf Nachfrage nicht genau sagen, wie viele Mitarbeiter vom Coronavirus direkt oder indirekt betroffen seien. „Wir haben jedoch genug Personal – denen wir übrigens einen großen Dank für ihren Einsatz aussprechen wollen –, um unseren Fahrplan weiterhin zu gewährleisten“, lautet die Antwort der Pressesprecherin.
Wie schützt man sich am besten vor einer Ansteckung?
Die Schutzmaßnahmen sind die gleichen wie bei anderen Infektionen der Atemwege: Hände regelmäßig und gründlich waschen, in den Ellbogen oder in ein Papiertaschentuch niesen und das Taschentuch sofort in einem abgedeckten Mülleimer entsorgen, Händeschütteln und Küssen vermeiden, von engem Kontakt mit kranken Menschen absehen, zu Hause bleiben, wenn man krank ist, und es unterlassen, das Gesicht mit den Händen zu berühren.
Seit dem 2. März 2020 ist eine Hotline für die Öffentlichkeit unter der Nummer 80 02 80 80 in Betrieb.
Menschen mit Symptomen einer Infektion oder solche, die aus einem Risikogebiet zurückkehren, sollen nicht zum Arzt oder in die Notaufnahme gehen, sondern die Nummer 80 02 80 80 (oder im Notfall 112) anrufen. Darüber hinaus sollten sie von Besuchen bei gefährdeten Personen absehen.
Das Coronavirus im Steckbrief
– Name: Coronavirus, Covid-19
– Übertragungsweg: Tröpfcheninfektion
– Am meisten betroffene Körperregion: Lungen
– Symptome: trockener Husten, Fieber, Atemnot
– Inkubationszeit: bis zu 14 Tagen
– Gefährlich besonders für ältere Menschen oder Personen, die schon (schwere) gesundheitliche Probleme haben
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Diese Schals sind wenigstens auf der Seite zu, nicht wie die dämliche Chirurgenmasken.
In der Krise kommen die Schwachstellen zu Tage: CFL ist ein schlecht geführter Betrieb.
Die dämlichen Chirurgen- resp. OP Masken, sind allerdings wesentlich effizienter, weshalb sonst werden sie bei OPs getragen?
@titi
„Die dämlichen Chirurgen- resp. OP Masken, sind allerdings wesentlich effizienter, weshalb sonst werden sie bei OPs getragen?“
Um den Patienten mit der offenen Wunde vor dem Arzt zu schützen, nicht umgekehrt. Solche Masken schützen den Träger überhaupt nicht, sie sind links und rechts offen.