Transportwesen / Busunternehmen haben es in Krisenzeiten nicht leicht
Das Transportwesen ist eines der Opfer der Covid-19-Pandemie. Der Schülertransport stand während einigen Wochen still. Busfahrten wurden gestrichen. Das Reisegeschäft liegt komplett brach. Wie gehen die Unternehmen mit der Lage um? Wir sprachen mit den Verantwortlichen der Mobilitätsabteilung und der Reiseabteilung von Voyages Emile Weber, Cyrille Horper und Christiane Wagner.
Wurden Sie von der Corona-Krise überrascht?
Cyrille Horper: Bereits Mitte Februar konnten wir erste Anzeichen der sich anbahnenden Coronakrise feststellen: Unser Taxidienst „Webtaxi“ verbuchte bereits zu dieser Zeit einen deutlichen Rückgang. Mitte März kam dann der Lockdown, mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Wir wussten, dass die Krise Auswirkungen haben würde. Dass es allerdings so heftig ausfallen würde, damit hätte wohl niemand gerechnet.
Wie hat das Virus Ihre Arbeitsweise verändert?
C.H.: Bereits Mitte Februar haben wir damit angefangen, die aktuellsten Informationen sowie Sicherheitsregeln an unser Personal weiterzuleiten. Dieses Vorgehen behalten wir selbstverständlich bei, wenn es Neuerungen gibt, sowohl für unsere Kollegen im Büro als auch für unsere Fahrer und unsere Teams in den Werkstätten. Im März haben wir ein Drittel unserer Belegschaft ins „Home-Office“ geschickt, ein anderes Drittel auf andere Standorte unserer Firmengruppe verteilt. Die restlichen Mitarbeiter haben weiterhin an ihrem Arbeitsplatz gearbeitet, da diese sicherstellen müssen, dass die Aktivitäten (vor allem die Organisation der Fahrer und der Busse) weiterhin gewährleistet werden können. Des Weiteren haben wir uns umorganisiert und beispielsweise unsere Meetings per Videokonferenz abgehalten. Trotz der Krise haben wir versucht, das Beste daraus zu machen: So haben wir den öffentlichen Partnern unsere logistische Hilfe angeboten und bei „Webtaxi“ bieten wir weiterhin älteren sowie Covid-19-gefährdeten Personen in der Hauptstadt die Möglichkeit an, ihre Medikamente an der nächstgelegenen Apotheke für sie abzuholen.
Die Maske ist obligatorisch
Welche Schutzmaßnahmen haben Sie für Ihr Personal und für die Kunden ergriffen?
C.H.: In den Linienbussen bleibt bis auf weiteres die vordere Tür geschlossen und der vorderste Teil im Inneren des Fahrzeugs ist für Kunden nicht erreichbar. Mit dieser Maßnahme soll der Schutz unserer Fahrer und auch des Kunden gewährleistet werden. Unsere Busse werden jeden Tag gereinigt und desinfiziert. Hinzu kommt die Maskenpflicht für Kunden und Fahrer. Unsere Fahrer wurden bereits vor dem 13. März mit Desinfektionsmittel ausgestattet.
Sind Mitarbeiter infiziert? Was passiert, wenn ein Mitarbeiter positiv auf Corona getestet wird?
C.H.: Gegenwärtig sind keine Mitarbeiter infiziert. Sollte eine Person positiv auf Covid-19 getestet werden, werden umgehend festgelegte Prozeduren eingeleitet. Neben einer sofortigen Quarantäne des betroffenen Mitarbeiters sollen die Kolleginnen und Kollegen, die mit der betroffenen Person in Kontakt waren, getestet werden. Bei Verdachtsfällen bitten wir die Mitarbeiter, sicherheitshalber zu Hause zu bleiben.
Passierschein notwendig
Sie betreiben RGTR-Busse. Gibt es Einschränkungen?
C.H.: Beim RGTR (Überlandbusse) wurden für einige Wochen keine Schul- sowie Sonntagsfahrten durchgeführt und in den Spitzenzeiten wurden auch einige Fahrten gestrichen. Das wird sich aber in den kommenden Wochen ändern: Mit der Wiederaufnahme des Schulverkehrs werden die Schulfahrten wieder aufgenommen und der gesamte Verkehr wird wieder auf 100 Prozent hochgefahren. Bei den grenzüberschreitenden Linien bleibt aber weiterhin die Pflicht, einen Passierschein für den Grenzübertritt bei sich zu tragen – da ist es noch nicht möglich, sich frei zu bewegen.
Und was gilt für die Adapto-Busse?
C.H.: Der Adapto (Behindertentransport) wurde in den letzten Wochen sonntags nicht gefahren, wobei die Anfragen (die wir neuerdings über das Mobilitätsministerium bekommen) enorm abgenommen haben, was an sich auch ein gutes Zeichen ist: Viele Menschen, die auf die Adapto-Dienste zurückgreifen, gehören zur Risikogruppe und sind sicherheitshalber zu Hause geblieben. Ab dem 9. Mai soll der Adapto aber wieder normal fahren.
Fahrzeuge wurden abgemeldet
Wie sieht der Alltag in der Wartung/im Atelier Ihrer Firma aus?
C.H: Ein guter Teil unseres Fuhrparks stand wochenlang still und bei den betroffenen Fahrzeugen haben wir die Versicherung abgemeldet, um unnötige Kosten einzusparen. Bei unserem Werkstattpersonal wollten wir auf Nummer sicher gehen und haben für unser Atelier die Kolleginnen und Kollegen in drei Gruppen eingeteilt, die in zeitlich unterschiedlichen Schichten arbeiten und so gegenseitig nicht in Kontakt kommen. Unser Team hat trotz der Krise weitergearbeitet und jetzt, wo die ungeplante „Rentrée“ vor der Tür steht, werden alle Fahrzeuge fit gemacht, um für den Neuanfang bereit zu sein.
Die Reiseaktivitäten liegen brach. Ihre Reaktion?
Christiane Wagner: Die Reisebranche ist besonders stark von der Krise betroffen und wir mussten schnell reagieren und uns reorganisieren. Unsere Reisebüros bleiben bis auf weiteres für die Öffentlichkeit geschlossen. Auch wenn wir keine physische Präsenz in der aktuellen Lage anbieten können, bleibt es für uns sehr wichtig, für unsere Kunden stetig per Telefon oder E-Mail erreichbar zu bleiben und sie auch weiterhin professionell zu beraten. Wir versuchen die besten Lösungen zu finden, damit unsere Kunden ihre Reise stornieren oder verschieben können. Auch hier ein Appell an die Kunden, nicht vorzeitig die Reise ganz zu annullieren, sondern idealerweise umzubuchen. Außerdem nutzen wir diese Zeit, um uns neu zu erfinden, weitere Standbeine zu entwickeln und uns digital voranzubringen.
Haben Sie auf Kurzarbeit zurückgegriffen?
C.W.: Die aktuelle Krise hat erhebliche Auswirkungen auf unsere Wirtschaftstätigkeit und die Kurzarbeit ist für uns ein wichtiger Hebel, um diese schwierige Zeit zu überbrücken und Arbeitsplätze zu sichern.
Staatliche Hilfe
Welche Hilfen sind für Bus- und Reiseunternehmen wie Ihres möglich? Haben Sie Anträge gestellt?
C.W.: Wir haben Anträge für Kurzarbeit gestellt, auch haben einige unserer Mitarbeiter Urlaub aus familiären Gründen genommen. Zudem hat die luxemburgische Regierung die Rückerstattung, im Falle einer Stornierung des Pauschalreisevertrags, bis nach Ende der Krisenzeit auf Eis gelegt. Dies war eine äußert wichtige Maßnahme, um einerseits die Interessen der Reisenden und andererseits das Überleben einer ganzen Branche zu sichern. Es handelt sich hierbei um vorübergehende Maßnahmen, welche die Rückzahlung von Vorschüssen bis zum Ende des Krisenzustandes aufschieben.
Wird die Corona-Krise Ihre Aktivitäten verändern? Wenn ja, inwiefern?
C.W.: Wir werden in Zukunft noch flexibler und schneller reagieren müssen. Des Weiteren sind die Digitalisierung des Unternehmens und nachhaltiges Reisen Schwerpunkte in unserer Unternehmensstrategie.
Wie wird bei Ihnen die Wiederaufnahme aussehen?
C.H.: Wir müssen den Tatsachen in die Augen sehen: Die Wiederaufnahme wird beim Linienverkehr schnell erfolgen, beim Reisegeschäft werden wahrscheinlich noch harte Wochen und Monate auf uns zukommen. Nichtsdestotrotz möchten wir uns bei unseren Kunden für ihr Verständnis und für ihre Treue bedanken. Wir werden alles daran setzen, so schnell wie möglich mit unseren Dienstleistungen wieder verfügbar zu sein. Des Weiteren sind wir sehr stolz auf den Zusammenhalt und die Willenskraft unseres Personals, diese Krise gemeinsam durchzustehen.
Die Kunden
Wir fragten einige Kunden des Busunternehmens, was sie von der augenblicklichen Lage halten. Mario aus Luxemburg reist immer mit Voyages Weber. „In diesem Jahr werden sie wohl vor allem im Reisebereich tiefrote Zahlen schreiben. Es tut mit leid für die Firma. Ich habe auch noch nicht gebucht, weil niemand weiß, wie es weitergeht.“ Auf Facebook wird viel Verständnis für die Reaktion des Transport- und Reiseunternehmens gezeigt. Es gibt viele Einträge mit „Daumen-hoch-Emojis“ und „Merci“. Eine Userin schreibt zum Beispiel: „Lieber per Telefon eine Reise buchen, als vom Coronavirus angesteckt zu werden. Passt alle gut auf euch auf und bleibt gesund.“ Die progressive Wiederaufnahme des Personentransports wird aber allgemein begrüßt. „Es ist eine gute Sache, solange alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen respektiert werden“, sagt Gisèle aus Grevemacher.
Das Unternehmen
Die Geschichte von Voyages Emile Weber beginnt im Jahr 1875, als Firmengründer Nicolas Weber-Reiland ins Personentransportgeschäft einsteigt. Im Laufe der Jahre baut das Familienunternehmen sein Aktivitätsfeld stetig aus. Heute zählt das Unternehmen sowohl im Personentransport als auch im Tourismus zu den Branchenführern in Luxemburg und der Großregion. Voyages Emile Weber beschäftigt in Canach und Bettemburg rund 1.300 Mitarbeiter, verfügt über fast 500 Fahrzeuge – vom Minibus über Taxis bis hin zum Luxus-Reisebus – und betreibt ein großes Netz von Reisebüros.
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Wir werden ja sehen ob sie die Zeit genutzt haben und die Fahrersitze von den Passagieren getrennt haben, Zeit genug haben sie ja gehabt.
Respekt fir all dei