Medienbericht / Caritas-Affäre: Welche Rolle spielte die Finanzdirektorin?
In der Geschichte um den Millionendiebstahl bei der Caritas kommen neue Details ans Licht. Der Radiosender 100,7 berichtet über Informationen, die auf eine aktive Rolle der Finanzdirektorin hinweisen.
In der Affäre um veruntreute Gelder bei der Caritas hat 100,7 am Donnerstag über neue Erkenntnisse zur Rolle der Finanzdirektorin im Millionendiebstahl berichtet. Laut Informationen, die dem Radiosender vorliegen, soll die betreffende Person eine aktive Rolle gespielt haben. Es stelle sich die Frage, wie eine Finanzdirektorin so systematisch über einen langen Zeitraum auf einen Betrug von außerhalb der Organisation habe reinfallen können – ohne Zweifel innerhalb des Betriebs anzumelden.
Zwischen Februar und Juli wurden bei der Caritas insgesamt 61 Millionen Euro veruntreut – und in mehr als hundert Paketen von nicht mehr als 500.000 Euro auf verschiedene Konten in Spanien überwiesen. Damit solch eine Überweisung durchgeht, muss sie laut 100,7-Informationen von drei Personen gezeichnet werden: vom Finanzservice der Caritas und zwei Mitgliedern der Generaldirektion. Die Unterschrift der Finanzdirektorin, selbst Mitglied der Generaldirektion, befinde sich unter fast jeder Überweisung, so der Medienbericht weiter. Warum die Veruntreuung aber nicht bei der zweiten Unterschrift auffiel, ist weiterhin unklar.
Keine Untersuchungshaft für Finanzdirektorin
Intern steht der Finanzservice der Caritas schon länger in der Kritik, wie aus den Informationen von 100,7 hervorgeht. Es gebe strukturelle Probleme und einen mangelhaften Gesamtüberblick über die Finanzsituation. Die Finanzdirektorin, 2019 von vorangegangenen Direktor der Stiftung angestellt, habe laut Medienbericht in den vergangenen beiden Jahren vom Stiftungsrat den Auftrag erhalten, das zu verbessern. 2023 sei außerdem ein externer Berater hinzugezogen worden, um Verbesserungsmöglichkeiten im Finanzservice auszuarbeiten. Dessen Bericht sei, so der Radiosender, der Finanzdirektorin im Februar dieses Jahres vorgestellt worden. Darin seien ein weniger hierarchischer Führungsstil, klarere Prozeduren und ein klares Organigramm gefordert worden, wer im Finanzservice was machen dürfe. Wenige Tage vor der Präsentation des Berichts soll die erste Überweisung nach Spanien getätigt worden sein.
Die Stimmung in der Abteilung ist angespannt, das geht aus dem Bericht des externen Beraters hervor, den 100,7 zitiert: „Die Mitglieder des Finanzteams sind sich einig, dass der Ton, in dem die Kommunikation mit Frau (…) verläuft, sehr, wenn nicht zu direkt ist und dass es möglich sein sollte, das Feedback auf weniger abrasive Weise zu geben.“ Ob und wer aus dem Finanzservice zumindest teilweise über die Überweisungen nach Spanien Bescheid wusste, ist unklar. Nach Informationen von 100,7 soll es zumindest Mitte Juli einen anonymen Whistleblower gegeben haben, der die Caritas angehalten haben soll, schnell zu handeln, weil seit Monaten mehrere Millionen Euro nach Spanien überwiesen worden seien.
Die Finanzdirektorin selbst hat sich mittlerweile der Justiz gestellt. Die Staatsanwaltschaft bestätigte gegenüber dem Luxemburger Wort, dass die Frau zwar der Veruntreuung beschuldigt werde, aber nicht in Untersuchungshaft sitze, weil keine Flucht- oder Verdunkelungsgefahr bestehe.
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