Gesundheit / „Centre médical Potaschbierg“: Radiologische Untersuchungen hängen immer noch in der Luft
Der Streit um die Untersuchungen im „Cabinet d’imagerie médicale Potaschbierg“ (CIMP) ist noch nicht beigelegt. Das CIMP ist Teil des „Centre médical Potaschbierg“ (CMP) und bietet seit dem 20. April IRM/MRT-, CT- und Röntgen-Untersuchungen an. Dr. Frédéric Hencks ist Radiologe im CIMP und macht zusammen mit seinem Kollegen Alexander Semenov die umstrittenen Untersuchungen. Bislang werden sie nicht von der Gesundheitskasse CNS übernommen. Es hängt an einer von der Politik erwünschten Kooperation mit einem Krankenhaus im Land.
Frédéric Hencks (43) ist bislang als vorerst letzter Arzt in das Gebäude am Potaschberg, das einem privaten Vermieter gehört, mit seiner radiologischen Praxis eingezogen. Die Räume sind weitläufig und es gibt drei Behandlungszimmer. Eines für Röntgenuntersuchungen, eines für CT-Untersuchungen und einen Raum mit dem IRM-Gerät. Alles wirkt modern und sehr neu.
Rund 15 IRM-Untersuchungen pro Tag hat der Radiologe zusammen mit seinem Kollegen seit der Eröffnung am 20. April durchschnittlich gemacht, Tendenz steigend. Patienten, die zu ihm kommen, wissen, dass sie die Gebühren für die ärztlichen Leistungen vielleicht aus eigener Tasche bezahlen müssen. Hencks sagt das seinen Patienten und macht die Erfahrung, dass sie trotzdem nach Grevenmacher wollen.
„Ihnen ist ihre Gesundheit so wichtig, dass sie das in Kauf nehmen“, sagt der Facharzt. Bis April 2022 hat er ausschließlich an einem saarländischen Krankenhaus als angestellter Radiologe nach dem Abschluss der Facharztausbildung im August 2017 gearbeitet. Es war eine bewusste Entscheidung, sich in Grevenmacher anzusiedeln und sich selbstständig zu machen. „Der Kontakt hierhin ist auf privater, kollegialer Ebene zustande gekommen“, sagt er.
CMP ist eine private Initiative
Das „Centre médical Potaschbierg“ (CMP) ist eine Initiative von Ärzten, die sich mit ihren diversen Praxen in einer Gemeinschaft als „Groupement d’intérêt économique“ (GIE) zusammengeschlossen haben. Als letzte Praxis ist das „Cabinet d’imagerie médicale Potaschbierg“ dazugestoßen. Die radiologischen Untersuchungen, die Hencks in seiner Praxis anbietet, sind begehrt. „Die nächsten zweieinhalb Wochen sind wir, was die IRM-Untersuchungen angeht, bereits fast vollständig ausgebucht“, sagt er. „Allerdings halten wir Zeitfenster für dringende Untersuchungen offen.“
Auf politischer Ebene haben die Radiologen vom Potaschberg eine heftige Diskussion ausgelöst. „Illegal“, sagt das Gesundheitsministerium. „Zweiklassengesellschaft in puncto Gesundheit“, lautet ein anderer Vorwurf. Einer der Gründe liegt darin, dass radiologische Untersuchungen wie IRM und CT im Land zentral in den Krankenhäusern angesiedelt sind und das auch so bleiben soll. Das ist politischer Wille und, laut Politik, im neuen „Spidolsgesetz“ von 2018 gesetzlich geregelt.
Rund 59.000 IRM-Untersuchungen wurden 2019 in Luxemburg in Krankenhäusern durchgeführt. Das teilt das Gesundheitsministerium auf Anfrage des Tageblatt mit. Zahlen zu 2021 liegen laut gleicher Quelle noch nicht vor. Da das CIMP kein Krankenhaus ist, argumentiert das Gesundheitsministerium mit „Illegalität“. Das wirkt sich auf Patienten und behandelnde Ärzte aus. 162,90 Euro kostet die ärztliche Leistung laut Hencks für eine IRM-Untersuchung. Aktuell bekommen die Patienten in Grevenmacher eine Rechnung in dieser Höhe und schicken sie an die CNS.
Bislang keine Kostenübernahme
„Dort werden unsere Gebührennoten gesammelt, bis eine Entscheidung, wie es mit unserer Praxis weitergeht, da ist“, sagt Hencks. Dass nachweislich Bedarf an IRM-Untersuchungen da ist, wird immer wieder auf die langen Wartezeiten im Land zurückgeführt. Die Angaben dazu schwanken von sechs Wochen bis zwei, drei Monate. Das Gesundheitsministerium macht dazu auf Nachfrage keine genauen Angaben. Man sei dabei, die „letzten Informationen bezüglich der durchschnittlichen Wartezeiten, die wir von der ,Fédération des hôpitaux luxembourgeois‘ (FHL) erhalten haben, zu überprüfen und auszuwerten“, heißt es aus der Behörde.
Und weiter: „Bedingt durch die zusätzliche Einrichtung neuer Geräte und der erweiterten Öffnungszeiten in den Krankenhäusern haben sich die Wartezeiten seit 2018 um 20 Prozent verkürzt. (…) Dringende Untersuchungen finden weiterhin kurzfristig statt.“ Was dabei völlig übersehen wird, ist, dass außer den ärztlichen Leistungen noch andere Kosten entstehen: die für das Bild selbst. Die luxemburgischen Krankenhäuser bekommen diese Kosten im Sinne einer Pauschale von der CNS erstattet. Den Patienten betreffen diese Kosten nicht.
Außerdem werden die Geräte den Krankenhäusern vom Ministerium zur Verfügung gestellt. In Grevenmacher ist die Übernahme dieser technisch-maschinellen Betriebskosten noch völlig offen. „Wir stehen aber mit Krankenhäusern in Verbindung, um eine Form der Kooperation zu finden“, sagt Hencks. „Und wir kommen gut weiter.“ Immer wieder wird ebenfalls gemunkelt, da gehe es um viel Geld. Die Form des GIE, die die Ärzte in Grevenmacher für ihren Zusammenschluss im CMP gewählt haben, soll gar keine Gewinne erwirtschaften.
Ärztegemeinschaft darf keine Gewinne erwirtschaften
„Ihr Ziel (gemeint ist ein GIE, Anm. d. Red.) besteht nicht darin, Erträge zu erzielen, sondern sie kann dies nebensächlich tun, wobei die Gewinne aus dem gemeinsamen Handeln direkt ihren Mitgliedern zufließen müssen.“ Das steht auf guichet.public.lu zur Definition des „Groupement d’intérêt économique“. „Wir werden eventuelle Gewinne jährlich an alle unsere Mitarbeiter, von der Sekretärin bis zum leitenden Arzt, ausschütten“, sagt Hencks. Insgesamt werden beide Radiologen von vier „assistants techniques médicaux en radiologie“ sowie zwei Arzthelferinnen im Sekretariat unterstützt.
Bis es überhaupt Gewinne gibt, dürfte es aber noch dauern. Erst einmal müssen Kredite getilgt werden. Rund 1.000.000 Euro kostet die Anschaffung eines IRM-Gerätes. Zusammen mit den Röntgen- und CT-Geräten steht im CMP medizinische Ausrüstung im Wert von geschätzten zwei Millionen Euro. Das sind Schulden des GIE, der sich dort angesiedelt hat und die Geräte betreibt. Bezüglich der Abrechnungen fehlt es aber nicht nur an einer Kooperation mit einem Krankenhaus – auch die CNS ist am Zug. Für Röntgen-, CT- oder IRM-Untersuchungen außerhalb von Krankenhäusern gibt es nach wie vor keine Abrechnungscodes.
„Bei unseren europäischen Nachbarn gibt es das schon lange“, sagt Hencks. Auch in Luxemburg gibt es Überlegungen dazu. Schon im Mai 2021 hat die „Association des médecins et médecins-dentistes“ (AMMD) laut Hencks Vorschläge für Abrechnungscodes auf den Tisch gelegt. Für IRM-Bilder liegen die Tarife zwischen 350 und 400 Euro pro Bild. Passiert ist bislang jedoch nichts.
„Wildwuchs“ und kluge Lösungen
Und es gibt eine weitere Hürde. Im CIMP dürfen keine Kontrastmittel erfordernden Untersuchungen durchgeführt werden. Auch das ist momentan nur den Krankenhäusern vorbehalten. Dann wird immer wieder von der Gefahr eines „Wildwuchses“ geredet. Ausländische Konsortien würden das Land überfallen, unnötige Untersuchungen würden durchgeführt, die Kosten für die CNS explodieren, so die Befürchtungen. Hencks kann dies bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.
„Das kann man ja reglementieren, so wie es beispielsweise bei Apotheken auch gemacht wird. Radiologische Praxen sollten geografisch sinnvoll verteilt werden“, sagt der Radiologe. Letztendlich gibt sich Hencks zuversichtlich: „Eine schnelle und kluge Lösung muss her. Keiner darf den Patienten als Geisel nehmen“, sagt er. „Eine Kooperation mit einem Krankenhaus, wie die auch immer aussehen würde, könnte eine Win-win-Situation für alle Seiten, insbesondere den Patienten, darstellen.“
IRM-Untersuchung
Bislang können nach Angaben des Gesundheitsministeriums IRM-Untersuchungen im CHL (Zentrum und Eich), HRS (Kirchberg und ZithaKlinik), CHEM (Esch und Niederkorn), CHDN (Ettelbrück) gemacht werden. Die dort entstehenden Kosten werden von der Krankenkasse übernommen.
Das „Centre médical Potaschbierg“ (CMP)
Im CMP haben sich Mediziner aus verschiedenen Fachrichtungen zusammengeschlossen. Es handelt sich um einen Orthopäden, einen Arzt für Innere Medizin, einen Kardiologen-Gastroenterologen sowie zwei Radiologen. Da noch weitere Räumlichkeiten verfügbar sind, sollen sich weitere Ärzte dort ansiedeln. Ein Neurologe und ein Kinderarzt sind im Gespräch. Räumlichkeiten für eine mögliche „Maison médicale“ des Ostens sind ebenfalls vorhanden.
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Entweder Arzt oder Apotheker.
Entweder Arzt oder Laborinhaber.
Entweder Arzt oder Radiologe.
Nicht beides zugleich.
Das wäre nur eine illegale Gelddruckerei.
Man bekommt den Eindruck in Luxusburg würde eine
Klinik und Gesundheitsmafia bestehen,die von der Politik
gesteuert wird, Frau Lehnert mit ihrem Wischi-Waschi hin und
her,wird das Resultat in den nàchsten Wahlen erfahren,
jedenfalls als Premier wäre sie gut beraten die Finger
davon zu lassen.Konzeptloser gehts wohl nicht mehr.