Arbeitsmarkt / CFL überholt die Post als größter Arbeitgeber Luxemburgs
Staatliche Betriebe waren zu Beginn des Jahres 2022 weiterhin die wichtigsten Arbeitgeber des Landes. An der Spitze des Rankings gab es jedoch Bewegung: Der Eisenbahnbetreiber CFL hat die Post überholt. Das geht aus den neuen Statec-Zahlen hervor.
Anfang 2022 zählten die Eisenbahngesellschaft CFL (4.710 Mitarbeiter) und die Luxemburger Post (4.540 Mitarbeiter) als die größten „privaten“ Arbeitgeber des Landes, wie das statistische Institut Statec am Freitag in einer Pressemitteilung bekannt gegeben hat.
Zum Vorjahr hat sich die Spitze des Rankings somit verändert. Von 2016 bis 2021 stand die Post, eine ehemalige Staatsverwaltung, auf dem ersten Platz. Rund um ihr traditionelles Kerngeschäft hat sie nach und nach ein ganzes Netzwerk an Tochtergesellschaften aufgebaut. Damit ist auch die Zahl ihrer Mitarbeiter gestiegen.
Die CFL war 2017 auf den zweiten Platz gerollt – und bis 2021 dort geblieben. In den Jahren zuvor hatte es das staatliche Unternehmen geschafft, sich die Liberalisierung des europäischen Marktes zunutze zu machen, und sich in europäischen Nischen-Geschäftsfeldern (im Cargo-Bereich) etabliert. Heute steht dieser Bereich – zu dem die in Bettemburg getätigten Investitionen zählen – für deutlich mehr als 1.000 Jobs. Im Jahr 2022 hat die CFL nun die Post als größten Arbeitgeber des Landes überholt.
Auf Platz drei und vier des Rankings folgen, wie bereits im Vorjahr, der Supermarktbetreiber Cactus und das im Reinigungssektor aktive Unternehmen Dussmann.
Deutliche Veränderungen in den letzten 12 Jahren
2010 sah der Luxemburger Arbeitsmarkt noch anders aus. Der Stahlhersteller ArcelorMittal zählte damals mehr als 6.000 Mitarbeiter und war der wichtigste private Arbeitgeber des Landes. Gleich dahinter folgten die Supermarktkette Cactus und die Bank BIL. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Struktur der Luxemburger Wirtschaft aber deutlich verändert. Unter den ersten fünf von damals ist heute nur noch Cactus.
Nach Jahrzehnten an der Spitze des Rankings begann ArcelorMittal ab 2016 zurückzufallen. Erst auf den zweiten Platz, 2017 auf den dritten, 2018 auf den vierten, 2019 auf den fünften und 2021 auf den sechsten Platz. Dies lag unter anderem daran, dass das Unternehmen Beteiligungen verkauft hat. Dazu zählten Paul Wurth, Enovos, das Werk in Düdelingen und Circuit Foil. Dass das Werk in Schifflingen stillgelegt wurde, hatte auch Auswirkungen.
Zu Beginn des Jahres 2022 zählt der Stahlhersteller mit 3.460 Mitarbeitern nun nur noch als achtwichtigster privater Arbeitgeber des Landes. Zum ersten Mal seit ewig ist ArcelorMittal nicht einmal mehr Luxemburgs größter industrieller Arbeitgeber. Das ist mittlerweile der Reifenhersteller Goodyear. Obwohl auch dieser Konzern heute hierzulande weniger Jobs zählt als vor einem Jahr (2022: 3.490 Mitarbeiter – 2021: 3.570 Mitarbeiter), konnte er sich auf Platz sieben der größten nationalen Arbeitgeber halten und auch ArcelorMittal überholen.
Amazon und Goodyear überholen ArcelorMittal
Auf den fünften Platz geklettert ist derweil der Internet-Konzern Amazon. Er zählt heute hierzulande 3.960 Mitarbeiter – und hat somit noch mehr neue Jobs geschaffen, als er letztes Jahr angekündigt hatte. Zu Beginn des Jahres 2021 hatte er erst 3.280 Mitarbeiter gezählt und belegte somit Platz acht des Rankings. Im Vorjahr lag er erst auf Platz zehn mit 2.760 Mitarbeitern. Amazon ist noch keine 20 Jahre in Luxemburg vertreten. Ende 2005 zählte der US-Konzern nur etwa ein Dutzend Mitarbeiter im Großherzogtum. 2012 waren es bereits rund 300 Beschäftigte.
Vom fünften auf den sechsten Platz gefallen ist derweil die einzige Bank in diesem Ranking, die BGL BNP Paribas (3.940 Mitarbeiter). Das als Folge der Finanzkrise entstandene Zusammengehen von BGL (ehemals Fortis Luxembourg) und BNP Paribas schuf 2011 ein Finanzinstitut mit 4.110 Mitarbeitern und dem Luxemburger Staat als zweitwichtigsten Anteilseigner. Die BGL ist aktuell die einzige Bank in der Top 10 der wichtigsten Arbeitgeber des Landes. Auf Platz 19 und 20 (wie im Vorjahr) folgen die BIL (1.900 Mitarbeiter) und die Spuerkeess mit 1.850 Angestellten.
Auf den Plätzen sieben und acht folgen, wie bereits erwähnt, die beiden Industriebetriebe Goodyear und ArcelorMittal. Die Plätze neun und zehn belegen wie auch im Vorjahr das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers und die Fluggesellschaft Luxair.
Der Staat selber, der zu Beginn des Jahres 2022 Statec zufolge 32.848 Mitarbeiter zählte, wird bei diesem Ranking nicht mitgezählt. Auch nicht die Gemeinden. Die Stadt Luxemburg zählt beispielsweise 4.370 Angestellte.
Die (nicht saisonbereinigte) Zahl aller Arbeitsplätze in Luxemburg ist im Mai 2022 auf einen neuen Rekord von 503.580 Stellen gestiegen. Das sind rund 17.600 mehr als vor einem Jahr. Seit Ende Januar 2020 (also vor der Corona-Krise) sind im Großherzogtum fast 33.000 neue Arbeitsplätze entstanden. Im März war hierzulande erstmals die Marke von einer halben Million Arbeitsplätze überschritten worden. Hinter dem starken Wachstum verstecken sich jedoch große sektorielle Unterschiede: Am kräftigsten zugelegt hatten 2021 die Zahl der Jobs im Bereich der spezialisierten Unternehmensdienstleistungen, wie auch beim Staat. Leicht geschrumpft war derweil die Zahl der Mitarbeiter im Sektor der Restaurants/Übernachtungen und in der Industrie.
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