Außer Konkurrenz / Champagner-Hersteller haucht 50 Jahre reifem Tropfen neues Leben ein
50 Jahre – für Menschen ist dieses Jubiläum ein guter Zeitpunkt, Bilanz zu ziehen. Für einen Champagner-Jahrgang aus dem Traditionshaus Piper-Heidsieck ist es nach 50 Jahren Zeit, aus dem „Dornröschen-Schlaf“ zu erwachen, um mit Grandezza und unbändiger Energie durchzustarten. „Hors-série 1971“ – so der Name der limitierten Serie des Champagners aus dem Jahrgang 1971 ist Programm für Exzellenz, schreibt Daisy Schengen.
Die Geschichte hinter der neuen Serie erlesener Champagner aus dem Hause „Piper-Heidsieck“ hat in zweierlei Hinsicht Parallele mit dem Märchen „Dornröschen“. Einerseits betritt dabei der Millesimé-Jahrgang 1971 – nach 50 Jahren Reifung im Keller des Familienunternehmens – wieder die Weltbühne der Champagner. Andererseits übernehmen Kellerchef Émilien Boutillat und sein Team in gewisser Weise den Part des „Prinzen“, der die Prinzessin aus dem langen Schlaf wieder weckt.
Die neue Linie „Hors-Série 1971“ feierte am 6. September Premiere in Paris, einen Tag später in Luxemburg, als erstes Land außerhalb Frankreichs. Bei der Neuigkeit aus Reims handelt es sich um eine streng limitierte Kollektion, mit 2021 verfügbaren Flaschen für weltweit 15 Ländern.
„Es war für mich eine Chance, eine Art ‘Carte blanche’, die mir die Familie anvertraute, um meiner Kreativität freien Lauf zu lassen und meine Vision für Champagner auszudrücken“, so Émilien Boutillat, Chef de Cave bei Piper-Heidsieck über seine Anfänge dort. Der junge Önologe kam 2018 zum Familienunternehmen. Aufgewachsen als Sohn eines Winzers in der Champagne lernte Boutillat das Winzerhandwerk von der Pike auf. Später studierte er Önologie und Landwirtschaft in Südfrankreich, ging nach Chile, Neuseeland und Südafrika, um seinen beruflichen Horizont zu erweitern und noch mehr über die Entstehung guten Weins zu lernen.
Als er zur Piper-Heidsieck kam, trat Émilien Boutillat in die Fußstapfen großer Kellermeister wie Régis Camus, der als Verfechter von puren Weinen, ohne jegliche Zusätze, gilt. Doch es war nicht Camus, der den besonderen Jahrgang 1971 kreierte, Claude Demière gilt als Vater dieses Millesimé. „’Hors-série 1971’ ist ein Jahrgang von vier Händen – die von Claude, der ihn 1971 kreierte und meinen eigenen. Es ist auch das Erbe, das mir von mehreren Generationen von Kellermeistern weitergegeben wurde“, sagt der Önologe bei der Präsentation in Luxemburg.
Geerntet wurden die Trauben für die neue Kollektion 1971, 1972 erfolgte die Assemblage: 12 Sorten Wein wurden zu einem Ganzen komponiert, Ende Juli 1972 ging die Cuvée in die Flaschen. Seitdem reifte der Champagner dieses Millesimés (ein außerordentlich herausragender Jahrgang) im Keller von Piper-Heidsieck, bis Émilien Boutillat zur „Neuinterpretation“ ansetzte und ihn behutsam aus seinem „Dornröschenschlaf“ herausholte.
Im Februar 2021 wurde die Hefe im Flaschenhals entfernt. Jede einzelne Flasche der Kollektion „Hors-série 1971“ wurde mit 10 Gramm Likör pro Liter dosiert, der aus einem ebenso exquisiten Chardonnay 2019 gewonnen wurde. Das Verhältnis Likör zu Champagner beträgt 1 cl: 75. Trotz einer herausragenden Fruchtigkeit handelt es sich bei der Cuvée der Kollektion um einen Champagner „Brut“ – dank des niedrigen Dosage (so heißt in der Fachsprache der Zusatz von Likör in der Schaumweinherstellung).
Jede Flasche mit eigener Handschrift
In der Tat besticht dieser Champagner mit einer Frische, einer Leichtigkeit und gleichzeitig mit einer Reife im Körper, die einzigartig sind. Bernsteingoldene Farbe, in der Nase berauschen Aromen von Pflaumen, Feigen, Curry und Kreuzkümmel. Das Versprechen der Aromen gipfelt am Gaumen in einem fulminanten Finale: Das Bouquet eröffnet Noten von dunkler Schokolade, bevor im Abgang ein zarter Hauch von Zitrusfrüchten die Geschmacksnerven bezirzt und der Champagner sich mit einer unglaublichen Länge verabschiedet.
Jede Flasche der limitierten Kollektion, sagt Kellerchef Boutillat, trage ihre eigene Handschrift. Aromatisch und geschmacklich. Identische Massenware wird hier niemand finden. Während der Reifung hat sich der Wein in jeder Flasche anders entwickelt. Das bewies auch die Verkostung eines zweiten Vertreters dieser exklusiven Serie, der durch noch mehr Frische und Lebendigkeit bestach.
Die Brücke zwischen den Epochen wird sowohl in ihrer noblen Verpackung als auch in dem Preis der Kreationen sichtbar. Bei der Markteinführung in Frankreich kostete eine Flasche aus der limitierten Kollektion „Hors-série 1971“ 590 Euro. Insgesamt stehen 2.021 Stück für den weltweiten Verkauf in 15 ausgewählten Ländern zur Verfügung, darunter Luxemburg und den USA. Bis Redaktionsschluss war der Stückpreis der für Luxemburg vorgesehenen 36 Flaschen noch nicht festgelegt. Hierzulande wird diese Rarität exklusiv im Shopping-Center Massen in Wemperhardt vertrieben.
Darüber hinaus verleiht die Verpackung jeder der insgesamt 2.021 Flaschen eine zusätzliche Portion „Noblesse“. Die Hülle aus massivem Eichenholz wird in der Bretagne handgeformt. Das Etikett ist in lebendigem Orange, Gelb und Schwarz gehalten und spiegelt die Popkultur der 70er Jahre wider.
Eine würdige gastronomische Begleitung für den inzwischen von Émilien Boutillat und seinem Team zu neuem Leben erweckten, märchenhaften Champagner ist eine Komposition aus leicht getoasteter Brioche mit einem Hauch jungen Comté, einer Prise Kreuzkümmel und Tüpfelchen frisch geriebenem Ingwer. Aber Vorsicht, Champagner dieser Klasse mögen solitär im Vordergrund wirken, während sich die Speisebegleitung vornehm zurückhält.
Ob diese limitierte Kollektion ein Einzelstück in der Geschichte des Champagner-Herstellers bleibt? Die Frage beantwortet der Kellerchef so: „Die jetzige Kollektion ist eine Neuinterpretation eines historischen Millesimés, unseres Erbes und Tradition. Wir haben bereits noch mehr Ideen für die Zukunft“, sagt er vielversprechend.
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