Mamer Lycée / Claude Meisch: Kein „krasses Fehlverhalten der Direktion“ erkennbar – Streitparteien müssen aufeinander zugehen
Am Gymnasium Josy Barthel in Mamer herrscht eine „toxische Atmosphäre“, die viele Lehrer zum Verlassen der Schule bewegt. Bildungsminister Claude Meisch teilt im Radio-100,7-Interview mit, wie er gedenkt, den Konflikt beizulegen.
Bildungsminister Claude Meisch (DP) äußerte sich in einem Radio 100,7-Interview vom Montagmorgen zu den Missständen am Mamer Lycée (LJBM). Lehrer klagen über eine „toxische Atmosphäre“, die viele zum Verlassen der Schule bewegt. Von internen Dysfunktionen und Kommunikationsproblemen zwischen der Direktionen und der Lehrerschaft ist die Rede. „Ja, es gibt Konflikte innerhalb der Schulgemeinschaft. Ich denke aber, dass diese innerhalb der Schulgemeinschaft beigelegt werden müssen“. Es sei Aufgabe der Lehrer und „natürlich auch“ der Direktion aufeinander zuzugehen. Das Bildungsministerium sei in engem Kontakt mit der Schulleitung und den Gewerkschaftsvertretern und habe seit Januar eine Reihe an Maßnahmen eingeleitet, damit den Lehrern besser zugehört werde.
So solle die Direktion breiter aufgestellt und das Prinzip der offenen Tür institutionalisiert werden. Lehrer könnten dann Beschwerden an ein Komitee richten, sollten sie das Gefühl haben, nicht ernst genommen zu werden – oder wie im Fall des Mamer Lycée Mobbing ansprechen. Es gebe aber schon jetzt verschiedene Stellen, an die sich Lehrer mit derartigen Beschwerden richten können, sagt der Bildungsminister. Meisch hoffe, dass die betroffenen Akteure sich „benehmen“ und fortan als Vorbilder für ihre Schüler agieren.
Doch wie schlimm muss es letztendlich werden, damit der Minister eingreift und der Direktor mit Konsequenzen rechnen muss, will Radio 100,7 wissen? Daraufhin entgegnet Meisch, dass das Bildungsministerium sich dieser Affäre schon vor Monaten angenommen habe und versuche gemeinsam mit der Direktion und den Lehrern Wege zu finden, damit die Betroffenen die Streitigkeiten selbst beilegen können. „Wenn ich jetzt sehen würden, dass ein krasses Fehlverhalten der Direktion vorliegen würde, würden wir natürlich auch disziplinarische oder andere Wege beschreiten“, meint Meisch. Das sei derzeit jedoch nicht der Fall.
Der Aufruf des Bildungsministers sei klar: Die Streitparteien müssen sich gemeinsam an einen Tisch setzen und einen Weg finden, um wieder gemeinsam nach vorne zu blicken. Meisch erwarte vom Direktor, dass er diesbezüglich einen Schritt auf seine Belegschaft zugehe. Der Bildungsminister fügt dem hinzu, dass er diese Probleme zwar ernst nehme, diese aber nicht den Kern der Arbeit im Mamer Lycée einnehmen würden.
Lehrer unter Spannung
Auch die Aussagen aus der kürzlich publizierten Umfrage über das Wohlergehen von Luxemburgs Grundschullehrern nehme Meisch sehr ernst – auch wenn diese eigenen Aussagen zufolge nicht repräsentativ sei. Wenn Lehrer so über ihren Beruf und ihren Berufsalltag denken, „dann ist das etwas, das mich beschäftigt“. Der Minister verweist auf eine IFEN-Abteilung, die vor rund zwei Jahren ins Leben gerufen worden sei, um Lehrer „zu begleiten, zu stärken, zu coachen und auch um psychologische Unterstützung zu geben“, um den herausfordernden Berufsalltag zu bewältigen. Meisch bestreite nicht, dass es einen derartigen Bedarf innerhalb der Lehrerschaft gebe. So sei die Nachfrage an den von dieser Abteilung organisierten Fortbildungen auch sehr groß.
Der Bildungsminister kündigt zudem Neuerungen im Bildungssektor an: „Es werden wichtige Änderungen für unser Schulsystem kommen. Dabei denke ich an die Wahl, sich auf Deutsch oder Französisch alphabetisieren zu lassen“, sagt Meisch. Das sei eine grundlegende Reform für die ganze Grundschule, von der jeder betroffen sein werde – sowohl Lehrer als auch Schüler.
Doch: Ausreichend Personal, Lehrer und Erzieher, zu rekrutieren, um „allen Ambitionen gerecht zu werden“, sei eine permanente Challenge.
Vereinbarung mit Science Center steht auf dem Spiel
Auch das Auslaufen der Vereinbarung über die Finanzierung der Betriebskosten mit dem Science Centre in Differdingen ist Thema in dem Interview. Meisch könne zu diesem Zeitpunkt nicht klar sagen, ob die Vereinbarung erneuert werde. Derzeit sei er jedoch „wenig optimistisch“. Bis zum 19. Juli müsse eine Einigung gefunden werden, doch bisher sei das Science Center den Forderungen, um den Interessenkonflikt um Direktor und Präsident Nicolas Didier zu begraben, nicht nachgekommen. Das Science Center müsse sich einer angemessenen und transparenten Verwaltung verschreiben, um wieder die staatlichen Fördergelder beanspruchen zu können.
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