CSV-Kongress am Samstag / Claude Wiseler: „Traue mir das zu“
Nach lang andauerndem und heftig ausgetragenem internen Streit, der mit der Demission des Präsidenten Frank Engel aus der Partei endete, will die CSV beim Kongress am Samstag einen Neuanfang versuchen. Die Partei einigen, aus den zuletzt selbstzerstörerischen Flügelkämpfen eine positive Kraft schöpfen und im Team die nächsten Wahlen vorbereiten; diese Ziele strebt Claude Wiseler an, falls er die Unterstützung der Mitglieder bekommt. Aus dem aktuell zerstrittenen Haufen eine geeinte Partei machen, das traue er sich zu, so der Präsidentschaftskandidat gegenüber dem Tageblatt.
Was er sich zurzeit allerdings noch nicht zutraut, ist, eine lange Rede zu halten. Nach einer eben erst überstandenen Covid-Erkrankung kämpft er mit den Nachwehen: „Ich werde schnell müde, habe Atembeschwerden, kann kaum mehr als 300 Meter gehen. Es handelt sich um eine ernst zu nehmende Erkrankung, die auch psychisch belastet: nur schwer atmen zu können, belastet schon extrem.“
Immerhin konnte er sich auf den Kongress vorbereiten, kam mit seinem Team während der letzten zwei bis drei Wochen („mehr Zeit hatten wir nicht“) regelmäßig zu digitalen Gesprächen zusammen. Mit der praktischen Vorbereitung des Treffens, das vor allem digital, zum Teil aber auch mit physischer Präsenz stattfinden wird – etwa 80 Mandatsträger werden am Samstag in Junglinster vor Ort sein –, musste er sich nicht befassen; Paul Galles habe dies wohl gut gemanagt: Eine spezialisierte deutsche Firma wird das komplexe Abstimmungsgeschäft elektronisch ermöglichen. Neben dem eigentlichen Nationalkongress werden auch die Bezirkskongresse, ebenfalls mit Wahlen, am Samstag durchgezogen.
Frank Engel hat seine Ankündigung wahrgemacht und die Partei am Freitag verlassen; dies bestätigt Wiseler. Auf Facebook beklagte der scheidende Präsident sich darüber, dass die Parteileitung ihm eine Abschiedsnachricht an die Mitglieder verwehrte; diese Verweigerung erkläre, weshalb er nicht mehr bleiben könne und wolle.
Damit ist das Kapitel Engel beschlossen, aber nicht ganz: Sein „Projekt“, das er auf dem Sommerkongress vorstellte, begreife Elemente und Ideen, die teils aus Arbeitsgruppen, teils von Engel selbst stammten, so Wiseler: „Diese waren in Partei und Fraktion durchdiskutiert worden und gehören sicher nicht in die Schublade.“ Er sei mit vielem einverstanden, wenn auch nicht mit allem, so der wahrscheinliche Nachfolger des 45-Jährigen, der während der letzten Wochen nicht ausschloss, eine neue Partei zu gründen.
„Legal richtig“
Rückblickend steht Claude Wiseler, trotz der Kritik von Jean-Claude Juncker an der Art und Weise, wie der Streit, der hauptsächlich zwischen Präsident und Fraktion schwelte, schließlich ausgetragen wurde, hinter jenen Fraktionsmitgliedern, die Klage gegen Engel eingereicht hatten. Wohl sei die Situation, wie sie sich entwickelte, bedauerlich: „Die Verantwortlichen hatten aber keine Wahl und ihr Vorgehen sei legal richtig gewesen.“
Viele kurze Reden werde es beim Kongress geben, sodass genügend Raum für Diskussion und Meinung bleibe, antwortet Wiseler, konfrontiert mit der Tagesordnung, die vor allem die Ansprachen der noch alleinigen Fraktionschefin Martine Hansen und dem Präsidenten hervorhebt. Der Generalsekretär, mehrere Kandidaten, die Vizepräsidentinnen würden ebenfalls kurz sprechen. Lange Reden machten digital keinen Sinn und er selbst sei körperlich ohnehin noch nicht dazu in der Lage.
Es werde sicherlich eine lebendige Veranstaltung, so Wiseler, der auf zwei Kritikpunkte des Ex-Präsidenten reagiert: Die CSV werde sicher künftig nicht allein von der Fraktion geführt. Er habe die Kandidatur nur unter der Voraussetzung angenommen, dass er im Team arbeiten könne. „Einer allein schafft die gewaltige Aufgabe, die vor uns liegt, sicher nicht“, so der künftige Präsident, der auch die Doppelbesetzung vieler Posten mit der anfallenden Arbeit erklärt.
Die Methodik der Genesung
Gemeinsam mit zehn, elf Kollegen habe er ein Papier vorbereitet, das noch am Vorabend des Kongresses an die Delegierten verschickt werde (1.700 Mitglieder sind eingeladen) und das hauptsächlich einen methodischen Charakter habe und erläutere, wie künftig auf allen Ebenen zusammengearbeitet und entschieden werden soll.
Ein Drittel des Textes sei programmatischer Natur, behandele aber nicht die gesamte politische Bandbreite, sondern beschäftige sich mit der Zeit nach Corona, heruntergebrochen auf die relevantesten Themen. Unter anderem werde die Sinnfrage eines permanenten wirtschaftlichen Wachstums gestellt, Klima, Wirtschaft, Wohnen und Soziales würden behandelt.
Teamgeist und Verjüngung
Neben dem Mannschaftsgeist, den er in die Partei bringen wolle, will Wiseler eine starke Verjüngung. „Auch deshalb die Doppelspitzen, die Platz für Nachwuchs schaffen. Die jungen Menschen in der Partei müssen eine Chance bekommen. Sie können es und sie haben es verdient.“
Dass der Streit zwischen den Flügeln auch künftig für Reibungsverluste sorgen wird, glaubt der Präsidentschaftskandidat nicht: „Ich bin froh, dass die Partei beides hat, einen eher wirtschaftlich liberalen und einen eher sozialen Flügel; dies gehört zu einer breit aufgestellten Partei. Wichtig ist, dass eine Diskussion möglich ist und Kompromisse gefunden werden. Hierzu muss ein entsprechendes Klima geschaffen werden, der Wille zur Zusammenarbeit muss da sein, dann kann aus den verschiedenen Richtungen eine Stärke entstehen. Dies zu erreichen, traue ich mir zu“, so ein zwar körperlich noch geschwächter, aber zuversichtlicher und selbstbewusster Politiker, der offensichtlich die Niederlage als Spitzenkandidat seiner Partei bei den letzten Wahlen gut weggesteckt hat.
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Natürlich, er ist ja auch der Einzige, der ihm das zutraut. 😁
Der Kongress des Jahres
Es war eine schöne Sendung heute Morgen vom Ponyhof, professionell moderiert von altbekannten Animateuren und gescheiterten Kandidaten aus Funk und Fernsehen.
Einen neuen Partei-Fersensehkanal wird es sogar in Zukunft geben, zur Unterhaltung der vielen Mitglieder, wie die halbe Fraktionspräsidentin hoffnungsvoll mitgeteilt hat.
Es bleibt jetzt abzuwarten welche Parlamentarier aus de 4 Bezirken aus dem Parlament ausscheiden werden, um jungen Kandidaten Platz zu machen damit diese bekannt werden.
Besondres spannend wir es wohl im Bezirk Süden und Osten werden.
Wiselers Corona Erkrankung erklärt Vieles. Bin kein Wiseler resp. CSV Anhänger, wünsche ihm trotz allem eine prompte und vollständige Genesung.
Oppositiouen null. Kopfnicker top.
@Schmeler Michel/ Wünschen Sie sich allen Ernstes , dass die CSV gestärkt aus der Opposition hervorgehen soll?