Interview / Cloche d’Or feiert Geburtstag: So geht es dem Einkaufszentrum nach fünf Jahren
Das Einkaufszentrum Cloche d’Or feiert Geburtstag. Die Betreiber zeigen sich zufrieden mit den vergangenen fünf Jahren – und erzählen dem Tageblatt, warum ein Einkaufszentrum dem nationalen Einzelhandel guttut.
Das Einkaufszentrum „Cloche d’Or“ steht nun schon seit einem halben Jahrzehnt in dem gleichnamigen Stadtviertel. Raphaël Bouchet, Direktor des Einkaufszentrums, und Marie-Aude Hosten, Leiterin des Einzelhandels in Luxemburg bei der Verwaltungsgesellschaft „Nhood“, ziehen bisher eine positive Bilanz. Im Tageblatt-Interview sprechen sie über die Entwicklung des Einkaufszentrums, den Einfluss der Tramstation und die Rolle von Cloche d’Or im luxemburgischen Einzelhandel.
Tageblatt: Frau Hosten, Herr Bouchet, das Einkaufszentrum Cloche d’Or feiert seinen fünften Geburtstag. Wie würden Sie die Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren bewerten?
Cloche d’Or feiert fünften Geburtstag
Anlässlich des fünften Geburtstags des Einkaufszentrums Cloche d’Or findet an diesem Wochenende eine Reihe von Festlichkeiten statt. Am Samstag und Sonntag erwarten die Besucher verschiedene Veranstaltungen, darunter Konzerte, Zirkusvorführungen und interaktive Angebote. Am Samstag, um 16 Uhr, wird ein großer Geburtstagskuchen angeschnitten und mit den Besuchern geteilt.
Raphaël Bouchet: Wenn wir auf die ersten fünf Jahre zurückblicken, sind wir sehr zufrieden. Das Zentrum hat sich in der Region etabliert, und wir verzeichnen ein konstantes Wachstum. 2023 konnten wir ein Besucherplus von 15 Prozent erreichen, was mehr als 6 Millionen Menschen bedeutet. Unsere Besucher kommen nicht nur aus Luxemburg, sondern auch aus Frankreich, Belgien und Deutschland. Wir sind auf einem guten Weg, bis 2028 9 Millionen Besuche pro Jahr zu erreichen.
Und wie lange bleiben die Menschen im Einkaufszentrum?
R.B.: Die durchschnittliche Verweildauer unserer Besucher am Samstag liegt mittlerweile bei über 1,5 Stunden.
Marie-Aude Hosten: Ein wesentlicher Teil unseres Erfolgs ist das vielfältige Angebot. Wir haben auch das Gastronomie- und Freizeitangebot ausgebaut, was dazu führt, dass die Besucher länger bleiben. Diese neuen Angebote sorgen dafür, dass die Menschen mehr Zeit bei uns verbringen.
In anderen Ländern, wie den USA, gibt es Probleme mit Einkaufszentren, die kaum Besucher zählen. Wie sieht die Situation in Luxemburg aus?
M.-A.H.: In den USA wurden über viele Jahre hinweg einfach zu viele Einkaufszentren gebaut, ohne Rücksicht auf den tatsächlichen Bedarf. In Luxemburg ist das anders. Hier gibt es klare Vorgaben von der Regierung, wie viel Verkaufsfläche in einem Gebiet zugelassen wird. Dadurch bleibt das Angebot im Gleichgewicht mit der Nachfrage. Die Belegungsrate der Einkaufszentren hier ist sehr hoch, was zeigt, dass der Markt stabil ist.
Was braucht es denn heutzutage, um ein Einkaufszentrum erfolgreich zu betreiben?
R.B.: Unser Ziel ist es, ein breites Angebot zu schaffen, das den Bedürfnissen der Bevölkerung entspricht. Dazu gehören einerseits grundlegende Dinge wie Lebensmittel, was durch den Supermarkt abgedeckt wird, und andererseits Mode, Gastronomie, Dienstleistungen und Freizeitangebote. Es geht darum, eine Balance zu finden, die sowohl Alltagsbedürfnisse als auch Freizeitvergnügen bedient.
M.-A.H.: Genau. Wir haben die Angebote über die letzten fünf Jahre immer wieder angepasst, je nachdem, wie sich die Bedürfnisse unserer Kunden entwickelt haben. Es ist wichtig, dass das Zentrum sich ständig weiterentwickelt, um relevant zu bleiben.
Wie wählen Sie aus, welche Geschäfte andere ersetzen?
M.-A.H.: Das ist Teil unserer Expertise. Wir beobachten den Markt sehr genau und analysieren, welche Branchen wachsen und welche rückläufig sind. Außerdem analysieren wir die Umsätze unserer bestehenden Geschäfte und sehen so, welche Marken gut ankommen und welche weniger erfolgreich sind. Das gibt uns die Möglichkeit, unser Angebot kontinuierlich anzupassen.
Wie oft wechseln die Läden?
M.-A.H.: Die durchschnittliche Turnover-Rate in einem Einkaufszentrum liegt bei etwa 6 Prozent pro Jahr, auch bei uns. In manchen Jahren liegt die Rate etwas höher – wie dieses Jahr, in dem wir bei 8 Prozent liegen. Das ermöglicht uns, unser Angebot kontinuierlich zu erneuern und an die Bedürfnisse der Besucher anzupassen. Besonders positiv ist, dass wir trotz dieser Fluktuation eine sehr hohe Belegungsrate von 98,4 Prozent haben.
Wie lange laufen die Verträge der Geschäfte im Cloche d’Or? Gibt es unterschiedliche Laufzeiten?
M.-A.H.: Das sind klassische Gewerbemietverträge, die je nach Format zwischen neun und 20 Jahren dauern. Neun Jahre sind traditionell, aber größere Marken wie zum Beispiel Zara schließen oft deutlich längere Verträge ab. Es gibt auch kürzere Vertragslaufzeiten. Besonders bei Testkonzepten, die neu auf dem Markt sind oder noch keine Bekanntheit haben, setzen wir auf kürzere Verträge, die von ein paar Wochen bis zu maximal einem Jahr laufen. Das ermöglicht uns, das Angebot im Zentrum flexibel anzupassen.
Das Einkaufszentrum befindet sich in einem relativ neuen Viertel von Luxemburg-Stadt. Wie beeinflusst der Standort das Einkaufszentrum?
M.-A.H.: Unsere Arbeit [Anm.d.Red: des Betreibers „Nhood“] reicht von der Immobilienentwicklung bis hin zum Betrieb des Zentrums. Dabei geht es nicht nur darum, ein Einkaufszentrum zu schaffen, sondern ganze Lebensräume zu entwickeln. Im Gegensatz zu den reinen Konsumzentren, wie man sie etwa in den USA sieht, wollen wir Quartiere gestalten, die wirklich belebt sind. Hier auf Cloche d’Or gibt es Wohngebäude, ein Gymnasium, eine Feuerwehrstation, einen Park, Unternehmen, den neuen Tramanschluss und sogar ein Stadion.
Welche Rolle spielt die neue Tramlinie, die seit dem 7. Juli eine Haltestelle neben dem Einkaufszentrum hat?
R.B.: Die Tram hat uns sehr geholfen, die Besucherzahlen zu steigern. Seit September sehen wir eine deutliche Zunahme an Besuchern zwischen 12 und 18 Uhr. Die Tram verbindet das Zentrum direkt mit der Stadt, was es für viele Menschen bequemer macht, uns zu besuchen.
Sie haben das Zentrum angesprochen: Wie beeinflussen Einkaufszentren die Einkaufsstraßen in ihrer Umgebung?
R.B.: Für uns ist es wichtig, sowohl auf Landes- als auch auf Stadtebene die Attraktivität Luxemburgs zu stärken. Beide, das Stadtzentrum und die Einkaufszentren in der Peripherie, haben ihre eigene Rolle und ergänzen sich. Das ist entscheidend für die Attraktivität des Landes.
Und wie reagieren Sie auf den Vorwurf, dass Einkaufszentren zum Verschwinden der Geschäfte in den Stadtzentren beitragen?
R.B.: In Luxemburg sehe ich das nicht so. Hier gibt es ein gutes Gleichgewicht. Im Gegenteil, wir fördern dieses Gleichgewicht aktiv, weil es die Attraktivität des ganzen Landes stärkt. Dadurch können wir viel leichter die Besucher aus den Nachbarländern anziehen und so den internationalen Zustrom erhöhen.
Das Einkaufszentrum Cloche d’Or in Zahlen
Eröffnung: 28. Mai 2019
Einweihung: Oktober 2019
Architekt: Tatiana Fabeck
Verkaufsfläche: 75.000 m² auf drei Ebenen (davon 12.000 m² für den Supermarkt)
Besucherzahl: 6 Millionen im Jahr 2023
Anzahl der Geschäfte: 115
Belegungsrate: 98,4 Prozent
Restaurants: 26
Parkplätze: 2.750
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