Handball / Comeback der Benelux-Liga? Von „way to go“ bis kaum „umsetzbar“
Im nationalen Handball wird über ein Comeback der Benelux-Liga diskutiert. Es ist alles noch rein hypothetisch, doch fest steht bereits: Die aktuelle belgisch-niederländische Liga (BENE-League) wird reformiert und der Veranstalter ist an einer Wiedereingliederung Luxemburgs in den multinationalen Wettbewerb interessiert. Das sind die Fragen und Antworten rund um die Diskussion.
Was ist die BENE-League?
Die BENE-League ist ein multinationaler Handballwettbewerb für Herrenmannschaften aus Belgien und den Niederlanden, der im Januar 2008 unter dem Namen BENE-Liga gegründet wurde. Aktuell nehmen zwölf Mannschaften an der Meisterschaft teil, die erst in einer Hin- und Rückrunde gegeneinander antreten, ehe die vier bestplatzierten Teams eine Finalrunde bestreiten. Zwischen 2010 und 2014 nahmen schon einmal luxemburgische Mannschaften an dem Wettbewerb teil – damals wurde dieser noch als Turnierformat ausgetragen und hieß Benelux-Liga. Jetzt wollen die Veranstalter Luxemburg wieder dabeihaben.
Wann wäre ein luxemburgischer Einstieg möglich?
Christian Schmitt, „Directeur administratif“ der FLH, wurde während des „Handball Forum Europe“ in Amsterdam von Tjark de Lange, dem Vorsitzenden des Kontrollorgans der BENE-League, darüber in Kenntnis gesetzt, dass der belgisch-niederländische Wettbewerb reformiert wird und dabei großes Interesse besteht, Luxemburg zu integrieren. Die Saison 2024/25 wäre die erste Einstiegsmöglichkeit, diese könnte aber auch erst in der darauffolgenden Spielzeit zustande kommen. Das geht aus dem Bericht einer FLH-Vorstandssitzung hervor.
Wie lauten die Voraussetzungen?
Wie das Format genau aussehen soll, ist noch nicht ganz klar. Die FLH hat den Verantwortlichen der BENE-League allerdings mitgeteilt, dass eine Teilnahme nur in Betracht gezogen wird, wenn fünf luxemburgische Mannschaften einen Startplatz erhalten würden. Nur so würde keiner der fünf großen Klubs (Esch, Käerjeng, Berchem, Red Boys und Düdelingen) auf der Strecke bleiben. Dazu sei zu beachten, dass eine Benelux-Liga mit beispielsweise 15 Mannschaften und 28 Spieltagen nicht neben einer nationalen Meisterschaft gespielt werden kann. Diese würde für die Top-fünf-Mannschaften also wegfallen. Bevor Gespräche mit den Veranstaltern aufgenommen werden, muss deswegen erst noch ein Plan für die Vereine erstellt werden, die in Luxemburg verbleiben. Der Verband hat für den 17. April eine Präsidentenkonferenz einberufen, um mit allen Klubs über einen möglichen Einstieg zu diskutieren. Erst wenn der Verband grünes Licht von den Vereinen bekommt, werden Gespräche mit den Verantwortlichen der BENE-League aufgenommen,
Was sagt der Verband?
„Sportlich wäre dies sicherlich ein Schritt nach vorne“, heißt es in dem „CA“-Bericht der FLH: „Die Qualität der Spiele wäre höher, aber der Organisationsgrad und der finanzielle Aspekt einer solchen Meisterschaft für die Vereine darf nicht außer Acht gelassen werden.“ Es geht jetzt erst einmal darum, den Vereinen alle Infos zu geben und sich dann ihre Meinung anzuhören, so FLH-Präsident Dr. Romain Schockmel. „Wir müssen uns noch genau bewusst werden, wo wir hinkommen wollen. Diese Landing Zone ist noch nicht ganz klar und die Einzigen, die uns da Gewissheit schaffen können, sind die Spieler und die Vereine. Da würde nicht nur sportlich etwas auf sie zukommen, sondern sie müssten auch Opfer, beispielsweise was Familienleben respektiv Finanzen anbelangt, bringen. Das muss in den kommenden Wochen und Monaten durchdiskutiert werden.“
Was sagen die Vereine?
Beim HC Berchem, den Red Boys und dem HB Käerjeng wurde noch nicht im Komitee über die BENE(Lux)-League-Pläne diskutiert. Deswegen können HCB-Teammanager Tom Majerus, Red-Boys-Vizepräsident Patrick Reder und HBK-Teammanager Eric Schroeder nur über ihre eigene Meinung sprechen. „Ich war persönlich richtig froh, als ich gesehen habe, dass wieder die Möglichkeit besteht, in einer Benelux-Liga zu spielen“, sagt Majerus: „Ich habe die Benelux-Liga damals als Spieler mitgemacht. Es war eine Topsache und ich freue mich, dass wir jetzt wieder eine Chance haben, dabei zu sein. Natürlich hat das Ganze aber auch eine finanzielle und organisatorische Tragweite. Das ist ein Riesenaufwand, der irgendwie gestemmt werden muss.“ Auch für die Spieler wäre es eine Herausforderung, da man für Auswärtsspiele länger unterwegs wäre, als das üblicherweise in Luxemburg der Fall ist. „Wir funktionieren immer noch auf einem Amateur-Niveau, da muss man schon gewillt sein, das zu machen und Spaß daran zu haben. Sonst wird es schwierig“, so Majerus: „Rein sportlich gesehen gibt es meiner Meinung nach aber keine zwei Meinungen. Wenn man in Luxemburg das Niveau des Handballs verbessern will, wovon auch die Nationalmannschaft profitieren würde, muss man versuchen, da wieder reinzukommen.“
Schroeder vom HB Käerjeng sieht es ähnlich. Auch er hat zwischen 2010 und 2014 in der damaligen Benelux-Liga gespielt. „Es war eine sehr geile Erfahrung mit nur anstrengenden Begegnungen“, erinnert er sich. Genau solche brauche man, um sich weiterzuentwickeln. „Für das Niveau des luxemburgischen Handballs wäre es deswegen eine gute Sache, wieder da mitzumachen. Man muss nämlich Woche für Woche Leistung bringen, wenn man vorankommen will. Sportlich gesehen ist es sicher der ‚way to go’ und es ist eine mega Möglichkeit.“ Auch er bezeichnet den organisatorischen und finanziellen Aspekt allerdings als große Herausforderung. „Man ist, je nachdem, wo man spielt, das ganze Wochenende unterwegs. Denn wenn man etwas erreichen will, kann man nicht an einem Tag sechs Stunden mit dem Bus fahren, dann spielen und danach wieder zurückreisen. Nimmt man es ernst, muss man zu weiter entfernten Auswärtsspielen einen Tag früher anreisen und dort übernachten. Dafür muss man budgettechnisch wiederum gut aufgestellt sein“, so Schroeder. Zudem funktioniere eine Benelux-Liga nicht ohne eine gute Lösung für die in Luxemburg zurückbleibenden Vereine. „Ich denke, es müsste am Ende der Saison dann eine Art Relegationsspiel zwischen der schwächsten luxemburgischen Benelux-Mannschaft und dem Besten aus der nationalen Meisterschaft geben, um jedem eine faire Chance zu geben. Es gibt bestimmt viele andere Ideen. Organisatorisch, denke ich aber, ist das alles schwierig, umsetzbar.“
Reder sagt ebenfalls, dass man sportlich gesehen an einer Benelux-Liga wachsen könnte. Er zeigt sich von der Idee insgesamt aber weniger begeistert und zweifelt an der Attraktivität des Wettbewerbs. „Ich bin der Meinung, dass das Format, unter dem vor einigen Jahren gespielt wurde, mit Sales-Lentz als Sponsor nicht so schlecht war“, sagt er: „Allerdings war die Benelux-Liga in dieser Form nie ein Zuschauer-Magnet. Wir bekamen unsere Fans nicht zu den Auswärtsspielen und die Auswärtsfans kamen nicht zu uns.“ Hinzu kommt der finanzielle Aufwand. „Die Reisekosten zu den Auswärtsspielen, dazu müsste man wohl auch manchmal in einem Hotel übernachten. Das summiert sich und wird teuer“, erklärt Reder: „Auch der luxemburgische Spieler, der zur Arbeit geht, muss das mitmachen. Daran ist es damals gescheitert. Das Problem ist auch, dass die Attraktivität der luxemburgischen Meisterschaft nicht verloren gehen darf, weil auch Vereine hier bleiben würden.“ Der Differdinger Vizepräsident schlägt deswegen die Idee, „eine Art Coupe Benelux“ zu gründen, vor – vergleichbar mit dem European Cup. „Dieser Wettbewerb könnte neben der nationalen Meisterschaft gespielt werden. Die fünf Ersten jeder nationalen Liga würden sich dafür qualifizieren und anschließend in einer K.o.-Runde mit Hin- und Rückspielen gegeneinander antreten. Am Ende könnte man dann ein Final Four organisieren, das jedes Jahr in einem anderen Land stattfindet. So etwas kann man meiner Meinung nach eher umsetzen.“
Was war der größte luxemburgische Erfolg in der ehemaligen Benelux-Liga?
Besonders gute Erinnerungen hat man beim HC Berchem an die ehemalige Benelux-Liga, denn der Klub aus dem Roeserbann kam 2011 bis ins Finale. Der HCB musste sich damals mit 29:32 gegen KRAS/Volendam (NL) geschlagen geben. „Ich habe als Spieler gerne dort gespielt. Man hat andere Spieler und Teams kennengelernt. Zudem war man als Mannschaft viel unterwegs, was dazu beigetragen hat, dass man das Team zusammengewachsen ist“, so Majerus. „Wegen des Finales von 2011 habe ich vielleicht auch eine so positive Sicht auf das Ganze.“
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