Retro 2020 / Computerbildschirm statt Halle: Wie die Sportwelt von einer „Bubble“ in die nächste zieht
Vorbei kam man an ihr im Sportjahr 2020 nicht, der „Bubble“: Denn leere Ränge sind in den Stadien und Hallen in den vergangenen Monaten irgendwie schon zu einem traurig-vertrauten Anblick geworden.
Ich gebe zu, das Datum musste ich nachschlagen, nämlich den 23. Februar 2020. Ansonsten ist mir dieser Abend noch sehr gut in Erinnerung, inzwischen schon irgendwie nostalgisch. Zusammen mit unserer Basketball-Korrespondentin verließ ich an diesem Sonntag als eine der Letzten das Gymnase der hauptstädtischen Coque, die Gefühlslage gemischt. Mal wieder hatten die luxemburgischen Basketball-Herren eine starke Leistung gezeigt, gaben dann aber einen fast sicher geglaubten Sieg gegen den Kosovo doch noch aus den Händen. Dennoch war das Gymnase mit 1.600 zahlenden Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllt, die Schlange am Eingang, für ein Spiel des Nationalteams gegen einen Gegner, der nicht gerade Deutschland oder Frankreich hieß, ungewoht. Zu gut konnte ich mich noch an Spiele der FLBB-Herren erinnern, die kaum das Interesse der Zuschauer geweckt hatten, denn so lange ist das nun auch wieder nicht her. Und dann bevorzugt auch der Sportjournalist die Partie mit 1.600 derjenigen mit 50 Zuschauern. Das wird ein tolles Basketballjahr, dachte ich mir und freute mich schon auf das Pokalfinale Mitte März, für das im Vorfeld ebenfalls bereits viele Karten verkauft waren. Dass diese Partie der Nationalmannschaft das letzte große Sportereignis sein würde, das ich im Jahr 2020 live vor Ort miterleben durfte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Seither hat sich auch in der Sportwelt so manches geändert. Und das Wort „Bubble“ ist in meinen Artikeln auf einmal zum Schlagwort schlechthin geworden. Ob nun „Bratislava-Bubble“, „Kiew-Bubble“ oder „Messin-Bubble“, eine Blase folgte in den letzten Monaten auf die andere. Für die Sportler sicherlich eine gute Nachricht, denn gerade dadurch konnten in Pandemie-Zeiten noch Qualifikationsspiele oder Europameisterschaften ausgetragen werden, während das sportliche Leben in Luxemburg mal wieder still steht. Das Nachsehen haben jedoch die Zuschauer, denn leere Ränge in den Sporthallen sind inzwischen irgendwie bereits zu einem traurig-vertrauten Anblick geworden. Und so müssen wir uns wohl noch eine Weile damit zufriedengeben, dass Heimspiele, wie etwa die der FLBB-Herren, kurioserweise in der Slowakei oder, wie es im Februar der Fall sein wird, im Kosovo ausgetragen werden. Anstatt in der Coque fiebert die luxemburgische Basketball-Welt dann zu Hause vor dem Computerbildschirm mit, denn auf dem digitalen Weg wird inzwischen fast jede Partie übertragen. Bleibt zu hoffen, dass nach Corona auch die Stimmung auf den Rängen zurückkehrt, denn wenn 2020 etwas deutlich geworden ist, dann, dass Sport auch von den Emotionen lebt, an denen die Zuschauer einen wesentlichen Anteil haben.
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