Klimakonferenz / Paul Galles (CSV) war als Parlamentarier bei der COP27 – ein Gespräch über die Ergebnisse und das 1,5-Grad-Ziel
Paul Galles (49) will Zeichen setzen. „Showeffekte“ werfen ihm einige vor, das nimmt der CSV-Abgeordnete hin. Als geladener Teilnehmer der COP27 ist er nicht gleich ab Findel ins ägyptische Scharm el-Scheich geflogen. Die ersten 400 Kilometer zwischen Luxemburg und Zürich hat er per Fahrrad und Zug zurückgelegt, um zukunftsorientierte Projekte zu besuchen. Ein Gespräch über die gerade zu Ende gegangene Konferenz.
Tageblatt: Sie haben sich einen Teil des Weges nach Ägypten abgestrampelt – im wahrsten Sinn des Wortes – und unterwegs Klimaexperten getroffen. Ihr Eindruck?
Paul Galles: Ich habe zwischen Luxemburg, Saarbrücken, Straßburg und Zürich tolle Menschen getroffen. Das Ziel war, Projekte zu besuchen, die die Frage nach der Zukunft unseres Zusammenlebens beantworten. Die zweite Frage war, wie können wir Menschen dafür begeistern? Dabei ist mir vor allem die Begegnung mit dem Bürgermeister von Ungersheim (Elsass) im Gedächtnis geblieben. Die Gemeinde produziert jetzt schon 80 Prozent ihrer Energie selbst. Und beim Engagement der Bürger spricht er von „Euphorie“. Das fand ich beeindruckend. Er hat es geschafft, die Menschen hinter einer gemeinsamen Vision zu versammeln.
Sie waren als Abgeordneter des luxemburgischen Parlaments bei der COP27. Hat man da überhaupt Einfluss? Oder geht man in der Masse von rund 34.000 Delegierten unter?
Man muss wissen, was man will, sonst geht man in der Tat unter. Hauptaufgabe ist der Dialog mit den Vertretern unserer Regierung. Auf so einer Konferenz spürt man aber vor allem die weltweite Dynamik in Sachen Klima. Die Welt kommt unter den Vorzeichen einer politischen Auseinandersetzung zusammen. Da sind Diskussionen und Kompromisse aushandeln das Kerngeschäft. Daneben gibt es einen schier unbegrenzten Zugang zu Informationen über Workshops oder Vorträge, um den eigenen Eindruck zu vervollständigen. Wenn es ein politisches Thema gibt, das keine Grenze kennt, dann ist es der Klimawandel.
Und?
Viele Länder haben dort Stände, um ihre Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit zu präsentieren. Ich war unter anderem bewusst am Stand von Katar, weil es wegen der WM gerade aktuell ist. In Glasgow 2021 hatten sie einen Riesenstand mit den Modellen der Fußballstadien. Eines der Stadien ist tatsächlich aus Schiffscontainern gebaut und kann nachher wieder recycelt werden. Das ist aber für mich nicht nachhaltig. In Scharm el-Scheich hatten sie wieder einen Stand, dieses Mal kleiner und wieder Fußballstadien. Haben sie kein anderes Thema?
Sie waren schon auf früheren Klimakonferenzen. Was war dieses Mal anders?
Die vorhergehenden Klimakonferenzen, auf denen ich war, hatten ein klares Ziel. Das war in Ägypten nicht der Fall. Das Thema „Loss and Damages“ kam erst sehr spät auf die Tagesordnung, aber immerhin. Am Donnerstag letzte Woche, vor den Schlussverhandlungen, hatte ich den Eindruck, dass noch immer niemand so genau weiß, wo es hingeht. Vielleicht hat auch der Ort dazu beigetragen. Diese künstliche Oase mitten in der Wüste in einer Touristenhochburg und weit weg vom politischen Zentrum des Landes.
Klimaaktivisten in Ägypten klagen über Verfolgung und Inhaftierungen. Haben Sie davon etwas gespürt auf der Konferenz?
Es war eine kontrollierte Konferenz. Mitten in der Wüste stehen Geheimdienstmitarbeiter mit Krawatte, die kontrollieren. Man spürte den Überwachungsstaat, was überhaupt nicht damit einhergeht, was diskutiert werden soll. Auf der COP selbst gab es kleine, sehr wichtige Demonstrationen für Menschenrechte, die überwacht wurden, damit sie nicht ausufern konnten. Frei nach dem Motto: „Ihr dürft, aber macht keine große Sache daraus.“
Zum ersten Mal stand das Thema „Entschädigungszahlungen“ für Opfer von Klimaschäden auf der Tagesordnung. Ist das ein Erfolg?
Auf jeden Fall. Es geht um eine globale Verantwortung. Leider ist es für mich der einzige Erfolg dieser COP.
Es soll ein Fonds kommen, in den große Verursacher einbezahlen. Wie werten Sie das?
Sie hätten konkreter werden können. Ich glaube, da ist die Frage noch nicht gelöst, ob die Empfänger mit dem Geld machen können, was sie wollen oder ob die Geldgeber mitentscheiden. Das muss sich noch klären. Aber mit dem Fonds ist jetzt die Tür offen.
China als größter Verursacher würde dabei auch Zahlungen erhalten, weil es immer noch als „Entwicklungsland“ gilt. Da gab es Kritik …
Zu Recht. Die Definition als Entwicklungsland ist durch UNO-Kriterien festgelegt und wohl schwierig zu ändern. Aber das ist absurd.
In der Abschlusserklärung wird zwar der Ausstieg aus der Kohle vereinbart, nicht aber der Ausstieg aus Öl und Gas. Das ist bitter, oder?
Darüber bin ich enttäuscht. Ich finde, es muss weltweit ein Minimum an Ambitionen geben und das gehört dazu.
If we wait for the governments, it’ll be too little, too late; if we act as individuals, it’ll be too little; but if we act as communities, it might just be enough, just in timeDozent, Umweltaktivist und Gründer der Transition-Bewegung
Hängt es damit zusammen, dass in vielen Ländern die „Energiewende“ nicht so richtig oder viel zu langsam vorankommt? Hat die Politik geschlafen?
Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil ist, dass Länder wie Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate die Energiewende nicht wollen, weil sie davon leben. Und was mir Sorge macht, ist, dass diese Länder sich gerade Aufmerksamkeit kaufen, indem sie große Veranstaltungen machen. Siehe die Expo 2020 in Dubai oder die WM in Katar. Die nächste COP, 2023, wird in Dubai sein – wenigstens auf dem ehemaligen Expogelände. Sie ziehen die Welt zu sich, um zu kontrollieren und auf sich aufmerksam zu machen.
Mal ehrlich: 1,5 Grad, ist das noch zu halten?
Ja, ich glaube daran. Es gibt genügend Leute, die sich dafür einsetzen. Und irgendwann wird der Druck weltweit, europäisch und national so hoch, dass dann auch die entsprechenden politischen Entscheidungen fallen werden.
Bilanz der Postkartenaktion
Im Sommer hat der CSV-Abgeordnete eine Postkartenaktion gestartet. Er hat Menschen, die Urlaub machen, dazu aufgerufen, eine Postkarte zu schreiben. Sie sollen Senioren in Altenheimen zugestellt werden. 1.000 Postkarten sind so zusammengekommen, die meisten aus Luxemburg, gefolgt von Karten aus Frankreich, Slowenien und Kroatien. Sie wurden bis jetzt in fünf Seniorenheimen, einer Geriatrie, einer Palliativstation und einem Krankenhaus verteilt. Die letzten Karten gehen diese Woche raus.
- Näherinnen hauchen Werbeplanen von Amnesty International Luxembourg neues Leben ein - 10. November 2024.
- Verlust oder Chance? Wenn jeder Tag ein Sonntag ist, helfen Pensionscoaches - 2. November 2024.
- „Habe eine Welt kennengelernt, die ich so nicht kannte“ – Porträt einer Betroffenen - 29. Oktober 2024.
„..Mal ehrlich: 1,5 Grad, ist das noch zu halten?“ “ Ja, ich glaube daran.“ Nun ja, Theologen glauben an so manches was einem normal Sterblichen rätselhaft erscheint. So hat der Mitbegründer der unsäglichen „Fir de Choix“-Truppe,Kirchenabtrünniger(aber immer noch Gläubiger) seine Stellen in Kammer und CSV sicher. Werbewirksam und auf beste Greta-Manier radelt er in Richtung Nahost,den Rest vielleicht dann auch im Segelboot.Klimaneutral und urgesund. Leider könnte die Party in Scharm el Sheich dann vorbei sein. Aber zur Sache: Selbst wenn wir morgen ALLES abschalten würden und nur noch jedes zweite Mal atmen würden,wären die 1,5 Grad nicht zu halten. Das Auftauen des Permafrosts ist im Gange und Großverschmutzer wie Indien,China und die USA machen nicht mit.Also.Da kann der Mann Rad fahren bis Ultimo. Sogar die Deutschen werden sich hüten ihre AKW’s abzuschalten,genau wie es vorausgesagt wurde. Aber Glaube versetzt Berge und täuscht über viele Tatsachen hinweg.
What about the tribune for Jessie Thill? Ist die medienscheu & p.galles mediengeil? Dann ist es immer noch an den medien la part des choses zu machen… 100,7 + T haben jedenfalls entschieden dass p.galles eine story wert ist – eine meinung die ich nicht teile