Tourismus / Corona-Pandemie: Luxemburgs Wanderwege erleben einen Boom – und sollen weiter gefördert werden
Luxemburg war schon vor der Pandemie eine Wandernation. Doch seit das Coronavirus den Alltag im Land auf den Kopf stellt, treibt es noch mehr Menschen als zuvor auf die Spazier- und Wanderwege des Großherzogtums. Diese Entwicklung freut sowohl den nationalen Wanderverband wie das Tourismusministerium. Beide setzen sich dafür ein, dass dieser Trend auch nach Corona so bleibt – und gehen nun neue Wege.
Wer es liebt, an der frischen Luft unterwegs zu sein, dem kann Luxemburg so einiges bieten. Rund 5.000 Kilometer Wander- und Spazierwege durchziehen das ganze Land. Im Corona-Jahr 2020 haben ganz viele Menschen davon profitiert. Die Zahlen des Tourismusministeriums, die am 3. Februar veröffentlicht wurden, zeugen von einem regelrechten Wanderboom.
Manche Wanderwege haben 2020 mehr als doppelt so viele Spaziergänger gezählt als im Jahr davor. Die zehn Kilometer lange, mittelschwere „Traumschleife Manternacher Fiels“ bewältigten laut Ministerium im vergangenen Jahr 12.786 Menschen. 2019 waren es „nur“ 6.332. Auch die „Traumschleife Wein- und Naturpfad Palmberg“, die sich zwischen Niederdoven und Ahn durch die Weinberge an der Mosel schlängelt, und die „Traumschleife Schengen grenzenlos“ stießen auf doppelt so viel Anklang wie im Jahr davor.
Auf dem „Mullerthal Trail“, Luxemburgs wohl bekanntester Wanderstrecke, waren 2020 sogar mehr als 160.000 Wanderer unterwegs. Ein Zuwachs von mehr als 15.000 Spaziergängern. Der Wanderweg „Escapardenne“ führt quer durch die belgisch-luxemburgischen Ardennen und erstreckt sich über 158 Kilometer. Davon ließen sich die Wanderbegeisterten der Großregion aber nicht abschrecken – auch hier waren 2020 ein Viertel mehr Menschen unterwegs als 2019.
Wandern gegen den Lagerkoller
Tatsächlich dürfte die Zahl der Wanderer aber noch viel höher liegen, gibt das Ministerium selbst zu. Die Statistiken des Berichts basieren nämlich auf den Zählstationen der verschiedenen regionalen Tourismusorganisationen und den Daten des Geoportals. Da nicht auf jedem Wanderweg eine solche Zählstation steht, dürften so einige Spaziergänger ungezählt geblieben sein. Wie das Tourismusministerium betont, handelt es sich bei den Wanderlustigen wohl vor allem um Einheimische. Wegen der Pandemie habe die Zahl der nach Luxemburg einreisenden Touristen schließlich stark abgenommen.
Bei den Luxemburger Einwohnern hingegen entwickelten so einige im Pandemie- und Home-Office-Jahr 2020 einen Lagerkoller, der durch einen Spaziergang draußen zumindest etwas abflauen konnte. Dazu kommt, dass viele der üblichen Freizeitbeschäftigungen wie Sport- oder Musikvereine wochenlang flachfielen und derzeit immer noch eingeschränkt sind, während typische Vergnügungsorte immer wieder ihre Türen schließen mussten. Bereits im Juli berichteten wir, dass sich durch die Pandemie ein „Ab ins Grüne“-Hype in Luxemburg entwickelte.
Das gestiegene Interesse sehe man laut Tourismusministerium nicht nur auf den Wanderwegen selbst, sondern auch auf den nationalen Webseiten. Auf dem „Geoportal“ finden sich alle Wander- und Radwege, die Luxemburg so zu bieten hat. Als sich die Einheimischen während der Pandemie auf die Suche nach dem besten nächstgelegenen Wanderweg machten, um dann doch mal vor die Tür zu kommen, schossen die Besucherzahlen der Seite durch die Decke. Doppelt so viele Menschen wie 2019 haben sich auf der Webseite die Wanderstrecken anzeigen lassen. Ähnlich erging es der offiziellen Webseite von „Luxembourg for Tourism“, und bei Google nahmen Suchanfragen zu „Wanderstrecken in Luxemburg“ um 35 Prozent zu.
Neue Schilder und neue App
Über den Boom freut sich aber nicht nur das Tourismusministerium. Der nationale Wanderverband zeigt sich begeistert über den Zuwachs von vielen neuen Wanderlustigen. „Das muss nur nach der Pandemie auch so bleiben“, sagt Präsident Romain Buschmann gegenüber dem Tageblatt. „Da sind nun wir, die Gemeinde, die regionalen Tourismusorganisationen und das Ministerium gefragt.“ Einige gute Projekte gebe es ja bereits, um das Wandern in Luxemburg attraktiver zu machen.
Aktuell werden die Schilder der Wanderwege in ganz Luxemburg vereinheitlicht. So soll es für Anfänger und Fortgeschrittene einfacher sein, den Pfaden zu folgen. „Im Ösling wurde bereits damit begonnen“, weiß Buschmann zu berichten. Auch das Tourismusministerium bestätigte gegenüber dem Tageblatt, dass die Arbeiten begonnen haben. Allerdings werde es mehrere Monate dauern, bis alle 5.000 Kilometer Luxemburger Wanderwege mit dem neuen Schildersystem ausgestattet sind. Verschiedene Teams, darunter mehrere Freiwillige, seien dafür im Einsatz. Man hoffe, dass bis zum Ende des Jahres alle neuen Wegweiser aufgestellt sind.
Außerdem arbeitet das Ministerium aktuell an einer neuen Tourismus-App. Diese soll im Sommer an den Start gehen und es unter anderem ermöglichen, das touristische Angebot Luxemburgs nach individuellen Interessen und Ansprüchen bestmöglich zu durchsuchen. Dazu zählen Ausflugs- und Wandermöglichkeiten. Standortbezogene Informationen, buchbare Erlebnisse und Mobilitätsinfos sollen ebenfalls per App zugänglich sein.
Digitale Wandertage
Die Pandemie ist allerdings am Wandersport nicht unbemerkt vorbeigezogen. Wie bei anderen Freizeitaktivitäten musste auch der Wanderverband umdenken. In Vor-Corona-Zeiten organisierte einer der fast 50 Wandervereine in Luxemburg jedes Wochenende eine sogenannte IVV-Wanderung mit unterschiedlichen Strecken von 5, 10, 20 oder manchmal sogar über 40 Kilometern. Diese konnte jeder Wanderer dann nach eigenem Tempo absolvieren. Mehr als 75.000 Leute nahmen so 2019 an 71 Wanderungen teil.
Durch die Pandemie aber durften sich etwa am Startplatz nicht mehr so viele Menschen versammeln. Also wurde der Verband kreativ. Einer der Anreize der offiziellen IVV-Strecken sind die offiziellen Kilometer, die die Wanderbegeisterten einheimsen können. Manche Mitglieder hatten am Ende eines Jahres mehrere 1.000 Kilometer auf ihrem Konto stehen. Das sollte auch in Corona-Zeiten möglich sein, sodass „virtuelle“ Wandertouren organisiert wurden. Konkret bedeutet das: Jeder, der mitmachen wollte, konnte dort wandern gehen, wo er wollte. „Es gibt keine Startkarte, keine Kontrollen, um festzustellen, wie weit man es geschafft hat“, erklärt Buschmann. Mitglieder konnten so ihre Strecken per Smartphone-App aufzeichnen. Für diejenigen, die nicht so mit der Technik vertraut waren, wurden verschiedene Trails eingezeichnet, die man auf eigene Faust absolvieren konnte.
Das sei bei vielen gut angekommen, sagt Buschmann. Man wolle das nach der Corona-Zeit unbedingt beibehalten. Er freue sich aber auch darauf, wenn es wieder mit den gemeinsamen Wanderungen losgehen kann. „Es fehlt die Geselligkeit. Aber Sicherheit geht nun mal vor.“ Drei Gemeinden haben übrigens einen ähnlichen Weg wie der Wanderverband eingeschlagen: In Junglinster, Fels und Kayl können fleißige Wanderer Zertifikate abstauben, wenn sie bestimmte Strecken auf dem Gemeindegebiet bewältigt haben.
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Eigentlich ne super Initiative,Beschilderungen besser zu gestalten.
Am besten auch Abfall Beschilderung (mit Mülltonnen)daneben stellen.
Denn während des ersten Lockdowns habe ich etliche Schutzmasken in freier Natur aufheben müssen.
Nicht gerade Super für die Natur und nebenbei ekel für die Leute die die Initiativen ergreifen sie aufzuheben.
Danke
Do jaitzt den Kannerombudsmann, an der Pandemie kinnten d‘Kanner keen Sport machen. Wat sin ons Treppeltouren dann? Vlaicht muss fir ons Kanner den Handyempfang an den Böescher an Dellten besser ausgebaut gin, well ouni Handy geet et jo net. Wanderschong gekoppelt mat enger App , direkt alles op dem Fatzebuch ze zwitscheren wir och ein Plus ons Kanner vum Kanapee an d‘Natur ze lackelen.Fir den Elteren et ze erliichteren get en Animateur angestallt, den d‘Kanner betreit an d‘Erzeuger, Papp an Mam get jo ofgeschaft, kennen shoppen goen.
Warum in die Ferne schweifen wenn das Gute liegt so nah.
@Till: An deijeneg dei emmer d‘Natur woussten ze schätzen dei bleiwen Doheem weinst „ungezogenen Schreihälse“ dei en vun Schlennermanescht bis op Kautebach heiert blären, a ke Mensch den se steiert. Viru Korona huet en d‘Vigel am Besch heieren.