Editorial / Crundwerte, Deutsche Bahn und ein Einsatzkommando fürs Staatsministerium
Wenn aus dem C der CSV kurzerhand ein G wird, weiß man: Die CSV erfindet sich für den Wahlkampf neu. Die Gelegenheit für Parteien aller Couleur, „tabula rasa“ zu machen und neue Wege zu beschreiten.
„Das C steht nicht für eine Religion. Das C steht für Grundwerte, den Humanismus, der in unserer Gesellschaft extrem wichtig ist!“ Mit dieser Aussage im Interview bei RTL hat der CSV-Spitzenkandidat Luc Frieden für willkommene Abwechslung im Luxemburger Sommerloch gesorgt. Die Intention des Kandidaten ist eigentlich klar: Die CSV ist keine religiös-fundamentalistische Partei, die vor allem an christliche Wähler appelliert, sondern eine Partei, die ihre Werte aus der christlichen Tradition heraus dekliniert. Die etwas flapsige Formulierung aber sorgte sogleich für Gelächter. „Und das K in CSV steht für Kompetenz“, meinte etwa ein User auf X (ehemals Twitter).
An de K an CSV steet fir Kompetenz pic.twitter.com/dkjovOKhRo
— Ron brettmann (@_brettmann) August 13, 2023
Und auch wenn Luc Frieden die mit neuem Logo versehene CSV inhaltlich neu aufstellen will, hätte ein Blick ins Grundsatzprogramm der CSV ihm verraten: Das C steht tatsächlich für christlich – und laut Interpretation der CSV-Oberen somit für „Gleichheit aller Menschen, freie Entfaltung der Persönlichkeit, Toleranz und Solidarität. Es beinhaltet Engagement für das Wohl der Menschen und Verantwortung für das Leben auf der Erde.“
Wie dem auch sei: Die Grundwerte wurden in dem Grundsatzprogramm klar definiert. „Unsere Grundwerte sind: Freiheit und Gerechtigkeit, Verantwortung und Miteinander.“ Dort sind zudem die CSV-Grundprinzipien verankert: „Solidarität und Subsidiarität, Nachhaltigkeit und Gemeinwohl.“ Das ist alles etwas verwirrend und erklärt vielleicht Friedens Lapsus.
Mit einem neuen Parteikürzel könnte man dem vielleicht Abhilfe schaffen: Das S in Frieden steht fürs Soziale und könnte somit getrost aus CSV gestrichen werden – ebenso das V für Volkspartei, wie die beiden vergangenen Wahlen gezeigt haben. Das C will anscheinend eh keiner haben. Unser Vorschlag, gemäß dem Grundsatzprogramm: Die PGEPTS – die Partei für Gleichheit, freie Entfaltung der Persönlichkeit, Toleranz und Solidarität. Ähnlich verwirrend wie CSV und ein G für abweichende Analogien wäre dann auf jeden Fall vorhanden.
Die CSV ist aber nicht die einzige Partei, die sich Gedanken um ihre Parteikürzel machen sollte. Die ADR in etwa hat nur noch wenig mit einer Alternativ-Demokratischen Reformpartei zu tun. Es sei denn, man nimmt Donald Trumps Auslegung von „alternativ“ zur Grundlage. Passender wäre vielleicht: Populistisch-Immigrationsfeindliche Allianz, kurz PIA. Oder man bekennt sich zu den nach außen getragenen Werten und folgt den Brüdern im Geiste der AfD. AfL, also Alternative für Luxemburg. In dem Kürzel käme „demokratisch“ passenderweise nicht mehr vor und die rechten Tendenzen könnte man wie bei der Mutterpartei in Deutschland euphemistisch „Alternative“ nennen.
Ein Imagewechsel bei der DP gestaltet sich hinsichtlich des Parteikürzels weniger einschneidend. Aus DP mach kurzerhand DB. Nein, nicht Deutsche Bahn, sondern „De Bettel“. Inhaltlich bedarf es so kurz vor den Wahlen dann auch keiner Neuausrichtung, um dem Rebranding gerecht zu werden.
Bei der LSAP kann zumindest das L stehen bleiben. Nicht etwa für Luxemburg, sondern natürlich für Lenert. Ein Vorschlag wäre: LSEK. Lenerts Sondereinsatzkommando fürs Premierministeramt. Das A für Arbeiter darf man getrost streichen. Mit einem Mechaniker findet sich eh nur noch ein klassischer Arbeiter auf den nationalen Wahllisten des LSEK wieder.
- Von Dynamik und Statik: Xavier Bettels Europa- und Außenpolitik braucht neue Akzente - 19. November 2024.
- CSV und DP blicken auf ereignisreiches Jahr zurück - 18. November 2024.
- „déi Lénk“ sieht von „Interessenkonflikten durchsetzte“ Institution - 13. November 2024.
Jetzt haben sie es verstanden. Aber dass das C nicht für Religion steht ist doch neu.Denn schließlich waren es nur die Christlichen Werte die wertvoll waren.Und die Geschichte des Christentums,vor allem des katholischen, belegt das doch eindeutig. Da war bis heuer kein Platz für Atheisten,Moslems,Juden,Mormonen usw. WIR sind die Guten und das als politische Partei. Egal.Ein wenig Heuchelei mag gestattet sein,die anderen tun’s doch auch. Jetzt noch ein Programm ohne Lügen und es kann losgehen.Es wurde Zeit denn die politischen Christen sterben weg. FOCUS-Engel war da schneller.
Angesichts der Wählerschaft gäbe es beim Namen der LSAP noch eine andere Alternative: LPP. Lenerts Pensionierten Partei. Wer weiss vielleicht kommt es ja dieses Mal dann doch anders.