/ Die luxemburgische Sopranistin Cynthia Koch ist mit André Rieu um die Welt getourt
Von Januar 2012 bis Anfang 2017 tourte Cynthia Knoch mit André Rieu um die Welt. Sie hat in ihrer Zeit im Johann-Strauss-Orchester vieles erlebt, vor allem aber, wie die Leidenschaft für Musik Menschen verbindet. Mit 38 Jahren blickt die Leadsängerin von Lola Marie & Les Chats Noirs auf eine erlebnisreiche Karriere zurück und verrät ihre aktuellen Pläne.
Von Laura Tomassini
Es war eine der größten Reisen ihres Lebens: Mit knapp 31 wird Cynthia Knoch von André Rieu für sein Johann-Strauss-Orchester gecastet und schafft das, wovon viele Musiker nur zu träumen wagen. Fünf Jahre lang tourt die Sängerin mit Weltstar Rieu quer über den Globus, fünf Jahre lang erlebt sie Showbusiness der Meisterliga. Und doch ist die heute 38-Jährige weder abgehoben, noch empfindet sie diese Erfahrung als Höhepunkt ihres Lebens – im Gegenteil, denn für Cynthia stehen alle Türen offen und jeden Tag wartet ein neues Abenteuer.
„Man muss sich einfach trauen, das zu tun, worauf man Bock hat, und vor allem nicht immer zurückblicken“, sagt die Profi-Musikerin. Angefangen hat ihre Karriere ganz klein und unscheinbar, so wie das Leben vieler Kinder in Luxemburg halt aussieht. „Ich habe als Mädchen in einem Chor gesungen und Querflöte gespielt. Musik hat mir schon immer viel Spaß gemacht. Damals habe ich wie alle anderen ABBA und Guns N’ Roses gehört und alle Phasen mitgemacht“, erzählt Cynthia. Ihr eigentliches Ziel war die Arbeit als Musicaldarstellerin, doch schnell kristallisierte sich eine andere Richtung heraus.
Von Musicals bis Metal
Während ihrer Ausbildung an der früheren „Stairs Up“-Schule in Osnabrück erkannten ihre Coaches ihr eindeutiges Talent für klassische Musik und motivierten die junge Sängerin, dieser Berufung zu folgen. Das tat Cynthia dann auch, und zwar am „Fonty’s Conservatorium“ im niederländischen Tilburg. „Ich war so passioniert von Musik, dass ich vor zwei, drei Jahren irgendwann feststellte, dass ich seit fast 20 Jahren keinen Urlaub mehr hatte. Und es hat mir nichts ausgemacht, ich war immer getrieben davon, mich in neue Projekte und Wettbewerbe zu stürzen“, erinnert sich Cynthia. Mit viel Leidenschaft und Spontanität sang sie sich durch Musicals, Operetten, Opern und Co., nebenbei war sie Leadsängerin einer Symphonic-Metal-Band. „Ich hatte das große Glück, bei sehr diversen Projekten mitzuwirken. Das ging von seriösen Stücken bis hin zu ganz flippigen Sachen.“
Mit 31 kam dann der Wendepunkt – und die eine Opportunität, die die Welt der Sängerin nochmal umkrempelte. „Ich war damals bei einer Agentur, die meine Datei an André Rieu weitergereicht hatte. Als ich gecastet wurde, dachte ich erst, das sei ein Witz. Ich meine, er kommt zwar aus Maastricht, von daher war die Idee nicht unrealistisch, aber trotzdem war alles irgendwie spooky“, erinnert sie sich. Parallel zu ihrem Vorsingen bei Rieu bestand sie ebenfalls die Auswahlrunde eines anderen Projektes. Cynthia musste eine Entscheidung treffen. „Wollte ich Entertainment machen oder Klassik? In einem Tourbus leben oder immer am selben Ort arbeiten?“ Der Nervenkitzel des großen Showbusiness lockte sie dann letztendlich mehr an.
Der Reiz der Show
„Das ist eine einmalige Erfahrung. Es gibt nur einen André Rieu auf der Welt, die ‚Zauberflöte‘ wird hingegen noch x-mal produziert werden“, begründet Cynthia ihre Entscheidung. Erst wurde sie als dreimonatigen Ersatz für ein schwangeres Orchestermitglied engagiert, doch schnell kam die nächste Frage auf: Würde sie weitermachen?
„Als André mich das fragte, wusste ich: Jetzt wird es ernst, aus der Nummer kommst du nicht mehr heraus“, erinnert sich die Musikerin schmunzelnd. Der Grundstein war demnach gelegt und für sie begann eine Reise in eine ganz neue Welt. „Man kommt an Orte, die man sonst nie gesehen hätte, darf in Venues spielen, die schon fast heilig sind, ist in Fernsehsendungen, lernt Stars privat kennen und noch viel mehr“, verrät Cynthia.
Auch auf ihr soziales Umfeld hatte ihre Entscheidung großen Einfluss. „Im Orchester herrscht eine besondere Atmosphäre, manche Musiker des Ensembles spielen schon seit über 30 Jahren zusammen. Da wird kein neues Team zusammengestellt, sondern man springt auf einen Zug, der schon fährt.“ Ein Sprung, den Cynthia mit Leichtigkeit meisterte, denn das Johann-Strauss-Orchester und Rieu selbst empfingen die junge Frau mit offenen Armen. „Man fängt sich gegenseitig auf, alles ist sehr familiär. Auch als meine Mutter starb, waren alle für mich da, schließlich verbringt man 200 Tage im Jahr miteinander.“
Ein neues Kapitel
Im fünften Jahr ihrer Mitgliedschaft im Rieu-Ensemble kam dann die nächste Veränderung, denn Cynthia wurde Mutter. „Das versetzte mich in einen neuen ‚State of mind‘: Ich hatte ein Kind zu Hause und war nicht mehr so sorgenfrei unterwegs wie früher“, erinnert sie sich. Es war Zeit, ein neues Kapitel zu schreiben und sich ins nächste Abenteuer zu stürzen. Eines davon heißt Lola Marie und zeigt eine ganz andere Seite der Sängerin. Gemeinsam mit ehemaligen Studienfreunden gründete sie 2012 das Ensemble Lola Marie & Les Chats Noirs – eine Hommage an die Goldenen 20er.
„Wir wollen das Publikum in alte Zeiten mitnehmen und spielen Hits von früher, die die Atmosphäre der 20er- und 30er-Jahre wiederaufleben lassen“, erklärt Cynthia. „Musik eben aus einer spaßigen, schrillen und spannenden Zeit – ein wenig romantisch, ein wenig roarig, aber vor allem mit viel Kontrast.“ Seit nunmehr fast sieben Jahren treten die Musiker mit unterschiedlichen Backgrounds gemeinsam auf, 2017 erschien die aktuelle CD. Ein neuer Lebensstil, der zur Cynthia von heute passt: „Das Projekt ist viel punktueller, wir sind nicht dauernd auf Tour. Für mein Familienleben ist das ideal, alles ist ruhiger und lässt sich besser planen.“ Nebenbei arbeitet die Sängerin für die „Groupe Geoghelli“ des Escher „Lycée de garçons“ und an zwei Wochentagen in der Petinger Musikschule.
Den Kontakt zu ihren ehemaligen Orchesterkollegen hält Cynthia aber trotzdem aufrecht und auch an ihre Zeit mit Rieu erinnert sie sich immer wieder gerne: „Für die Konzerte in Maastricht wurde der gesamte Platz belichtet und die Sicht von der Bühne auf das Publikum war einfach grandios. Ich habe solchen Respekt vor André, dass er es schafft, den Vrijthof komplett zu füllen und mit seiner Musik eine Atmosphäre zu schaffen, die die Leute mitreißt.“ Dennoch ist sie sich sicher, dass ihre Entscheidung für die Familie die richtige war: „Ich will wissen, was das Leben sonst noch für mich parat hält. Man muss nicht immer wie ein junger Hund mit der feuchten Nase ganz vorne am Glas kleben, es ist auch mal in Ordnung, die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Und genau das versuche ich zu tun.“
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