Frankreich / D-Day-Gedenkstätten in der Normandie vom Klimawandel bedroht
Die Strände, an denen am 6. Juni 1944 die Alliierten landeten und damit das Ende des Zweiten Weltkriegs einleiteten, ziehen Jahrzehnte später alljährlich zahlreiche Besucher an. Doch die Spuren des gigantischen Militäreinsatzes an der Küste der Normandie sind zunehmend vom Klimawandel bedroht. „Die Küste sieht längst nicht mehr so aus, wie die Soldaten sie 1944 vorgefunden haben“, sagt Régis Leymarie von der französischen Küstenschutz-Behörde.
Der steigende Meeresspiegel und die Erosion verändern die Küste langsam, aber beständig. Die Strände Utah und Omaha Beach, die die Codenamen der Militäraktion behalten haben, werden schmaler, die Küste bröckelt ab. Am Gold Beach droht die Überschwemmung durch Meerwasser, das allmählich durch die Deiche sickert.
Das Meer rückt immer näher an die zahlreichen deutschen Bollwerke heran, die die Atlantikküste säumen. Der Bunker von Graye-sur-Mer liegt mittlerweile im Watt, der Bunker von Montmartin-sur-Mer wird vom Meer umspült. „Auf den ersten Blick ist die Veränderung kaum sichtbar, aber in zwei, drei Generationen werden die Gedenkstätten nicht mehr so sein, wie wir sie kennen“, betont Leymarie.
Von der 25 Meter hohen Landspitze Pointe du Hoc, die am D-Day 225 US-Soldaten unter Beschuss der Deutschen zu erklimmen versuchten, ist vor zwei Jahren ein großer Felsbrocken abgebrochen. Die USA haben bereits massiv investiert, um die Gedenkstätte dort zu schützen. Im kommenden Jahr soll die Stele weiter landeinwärts versetzt werden.
Doch während die physischen Spuren des D-Day allmählich verschwinden und nur noch wenige Zeitzeugen leben, profitiert die Küstenregion weiter vom Gedenktourismus, der immer neue Formen annimmt. Jährlich reisen etwa zwei Millionen Besucher zu den Stätten des Zweiten Weltkriegs in der Normandie, unter ihnen viele US-Bürger, Briten und Deutsche.
„Es macht großen Spaß, mit dem Kayak den künstlichen Hafen zu erkunden“, sagt etwa die 20 Jahre alte Brooke Bement, die sich auf diese Weise den Spuren der Geschichte in Arromanches genähert hat. Dort wurde kürzlich das komplett renovierte Museum wiedereröffnet, das mit dem Motto „Tauchen Sie in das Herz des Konflikts ein“ wirbt. Es will den von den Alliierten angelegten künstlichen Nachschubhafen Mulberry B mit Hilfe einer Video-Installation verständlich machen.
Umstritten ist dagegen das Vorhaben eines „immersiven Schauspiels“ namens „Normandy Memory“, das 2026 in der Nähe von Caen auf einer Industrie-Brachfläche entstehen soll. Kritiker befürchten eine reißerische und historisch ungenaue Darstellung der Ereignisse – und eine Konkurrenz zu den zahlreichen bereits bestehenden Museen und Gedenkstätten. „Der Gedenktourismus ist eine besondere Form von Tourismus“, betont Nathalie Porte, Vizevorsitzende der Region Normandie. „Es geht auch darum, die Geschichte und die Umwelt zu respektieren.“
Am 80. Jahrestag des D-Days werden in der Normandie allerdings sämtliche Museen geschlossen sein – denn dann reisen hochrangige Gäste an. Erwartet werden zahlreiche Staats- und Regierungschefs, unter ihnen US-Präsident Joe Biden, der britische König Charles III., der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD). Die zentrale Gedenkfeier findet am Omaha Beach statt, wo vor 80 Jahren die US-Soldaten landeten. Noch ist der Strand breit genug dafür. (AFP)
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