Bissen / Da war doch noch was: Das Rätselraten um Google geht weiter
„Wir kommentieren keine Gerüchte“, so die Reaktion aus dem Wirtschaftsministerium im August 2022, als wir den damaligen Wirtschaftsminister Franz Fayot auf die Gerüchte, dass Google das geplante Datencenter in Bissen nicht bauen würde, ansprachen. Wenige Tage später verlautete aus demselben Ministerium: „Das Projekt ist keinesfalls gestorben, so wie es nun vonseiten der CSV-Opposition in den Raum geworfen wird.“ Das war, wie erwähnt, vor 17 Monaten. Und wie steht es heute um das Projekt?
Seit Juli 2018 geht nun schon die Rede davon, dass ein Bauträger namens „London Bridge“ ein 33 Hektar großes Areal in Bissen, genauer gesagt auf „Busbierg“, erstanden hat und dass dort der Internetgigant Google ein Datencenter errichten soll. An dieser Stelle haben wir bereits mehrmals über die einzelnen Etappen in diesem Dossier berichtet, das sowohl landes- als auch lokalpolitisch zum Teil sehr schwerwiegende Folgen nach sich zog.
Mitte 2022 wollten wir unter anderem wissen, wie lange die Luxemburger Regierung noch auf eine konkrete Zusage von Google warten will. „Es steht dem Wirtschaftsministerium nicht zu, Pläne, den zeitlichen Ablauf oder auch noch die Umsetzung des Projektes eines Unternehmens oder eines privaten Investors zu kommentieren“, hieß es damals aus dem Wirtschaftsministerium. „Es gibt bis dato keine Anzeichen dafür, dass das Google-Projekt in Bissen auf Eis gelegt oder sogar gestorben ist.“
Erinnert sei daran, dass Google die Fertigstellung des Datencenters in Bissen von vornherein für 2025/26 vorsah. Bei einer geschätzten Bauzeit von zwei Jahren müsste der Bauherr demnach bald mit einem konkreten, überarbeiteten Projekt daherkommen.
Vieles wurde versprochen
Auf die oft wiederholte Aussage des damaligen Wirtschaftsministers, dass der Luxemburger Staat, falls das Datencenter nicht gebaut würde, ein Vorkaufsrecht auf den besagten 33 Hektar Land habe, und zwar zum ursprünglichen Kaufpreis, und dass dieses Areal dann für andere wirtschaftliche Aktivitäten genutzt werden soll, reagierte Bissens Bürgermeister David Viaggi 2022 sehr nervös und gab klar zu verstehen, dass er nicht gewillt sei, all das, was im Dossier Google in den Jahren 2018 bis 2022 von der Gemeinde Bissen getan und von Regierungsseite gesagt und versprochen wurde, einfach so in den Mülleimer zu schmeißen.
Außerdem, so Viaggi weiter, sei das Areal des Bauträgers London Bridge von der Gemeinde damals als „Zone Datacenter“ einklassiert worden. „Es kann also nicht einfach so und über die Köpfe der Gemeindevertreter hinweg etwas anderes auf diesem Terrain gebaut werden. Da haben wir ein Wort mitzureden und spätestens dann werden wir die Regierung an manche Versprechen erinnern …“
Damit sprach David Viaggi vor allem die bis zu dem Zeitpunkt leeren Versprechungen der Politiker in Sachen Verbesserung der Straßeninfrastruktur an, die bereits bei der Erschließung der Handels- und Industriezonen entlang der Nationalstraße 7 auf Roost, in denen sich große Unternehmen wie Creos, Luxlait, die Post, das Automotive Center, Kiowatt, Busunternehmen, Autohändler sowie viele weitere Klein- und Mittelbetriebe niedergelassen haben, versprochen worden waren. Zwischen 2015 und 2017 wurden der Gemeinde Bissen gleich mehrmals fertige Projekte vorgestellt, passiert ist bis heute nichts.
Im Einzelnen geht es darum, die Kreuzungen der N7 mit den Zufahrtsstraßen zu den einzelnen Industrie- und Gewerbezonen zu entschärfen. Dies soll anhand von Verteilerkreisen geschehen. „Bereits lange vor der Bekanntgabe, dass der Internetgigant Google eventuell ein Datacenter in Bissen errichten möchte, hatte uns Mobilitäts- und Infrastrukturminister François Bausch ein schnelles Handeln in Aussicht gestellt. Damals ging die Rede von je einem Verteilerkreis in Höhe der Mercedes-Benz-Niederlassung sowie in Höhe der Zufahrt zur Industriezone ‚am Seif‘, wo sich Luxlait und Creos niedergelassen haben. Dort werden in diesem Moment auch die neuen Produktionshallen der Céodeux gebaut, die von Lintgen nach Bissen umziehen wird und weitere 900 Arbeitnehmer mitbringt“, so der Bürgermeister in einem Tageblatt-Interview im Dezember 2021.
Nach der Ankündigung des Google-Datacenters kamen 2018/19 ein dritter Verteilerkreis in Höhe der Firma Mako sowie eine Zufahrtsstraße zum Areal, auf dem das Datenzentrum geplant ist, mit in die Planung. „Ohne diese Straße ist das 33 ha große Areal, wenn überhaupt, nur schwer zu erschließen.“
„Es ist an Google …“
Vergangene Woche wollten wir von David Viaggi wissen, wie es denn heute um das Projekt steht. „Ich kann nur so viel sagen: Soweit ich weiß, hat Google das Projekt eines Datencenters auf ‚Busbierg‘ nicht aufgegeben. In der Zwischenzeit haben die ursprünglichen Pläne wohl mehrere Änderungen erfahren. Ich rechne damit, dass es sich bis Mitte dieses Jahres zeigen wird, was in diesem Dossier wirklich passiert. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Es ist an Google, zu kommunizieren.“
Auf unsere Nachfrage im Wirtschaftsministerium erhielten wir eine Antwort, die verschwommener wohl nicht hätte ausfallen können: „Mit der Entwicklung der Digitalisierung besonders im Bereich der künstlichen Intelligenz steigt das Bedürfnis nach zusätzlicher IT-Infrastruktur zunehmend. In diesem Sinn bleibt der Standort in Bissen eine potenzielle interessante Option für den Bau eines Datencenters und die Regierung ist weiterhin mit Google in Kontakt.“
Was die oben erwähnte Straßeninfrastruktur anbelangt, soll die geplante Stichstraße von der N7 aus (in Höhe des Unternehmens Mako, Anm. d. Red.) in Richtung der Industriezone „Busbierg“ und des Areals, auf dem das Datenzentrum errichtet werden soll, laut unseren Informationen noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden.
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….sieht irgendwie aus wie Schilda made in Lëtzeburg!