Handball / Damen-Meisterschaft: Der Titelverteidiger und seine zwei ehrgeizigen Herausforderer
Luxemburgs Handballerinnen steigen am Wochenende wieder in die AXA League ein – und dort treffen die Titelverteidigerinnen aus Diekirch auf zwei starke Herausforderer: Sowohl Käerjeng als auch Düdelingen wollen dem Meisterteam aus dem Ösling den Titel streitig machen.
Drei Spieltage vor dem Saisonende kürten sich die Handballerinnen aus Diekirch in der vergangenen Spielzeit zum Meister. Mit großem Vorsprung auf die Mitfavoriten Düdelingen und Käerjeng beendete das Team aus dem Ösling die Saison. Während das Diekircher Team sich nun im Neuaufbau befindet, stellen Käerjeng und Düdelingen Ansprüche auf den Meistertitel.
CHEV Diekirch: Ein Team im Umbruch
CHEV Diekirch dominierte in der vergangenen Saison die Titelgruppe. Das Team von Trainerin Dana Ciocanea überzeugte mit beeindruckender Konstanz und blieb in den Play-offs ohne Punktverlust. Das Unternehmen Titelverteidigung wird für die Truppe aus dem Ösling aber alles andere als einfach. Denn im Kader der Diekircher hat sich über den Sommer so einiges verändert – nicht weniger als fünf Abgänge von Stammspielerinnen musste man verkraften: Das Team befindet sich im Umbruch.
Pauline Roussel, Jill Zeimetz und Anne Steuer haben ihre Handballschuhe an den Nagel gehängt. Torhüterin Laure Flener schloss sich außerdem Ligakonkurrent Käerjeng an. Zu allem Überfluss haben die Diekircher kurz vor dem Saisonstart auch noch ihre Ausnahmespielerin Alina Molkova verloren. Die Estin bestritt am vergangenen Samstag im Supercup ihr letztes Spiel im Dress des CHEV. Sie wechselt kurzfristig in die erste deutsche Bundesliga zu Buchholz 08-Rosengarten. Ein Abgang, der schmerzt, denn Molkova war in der vergangenen Saison mit Abstand die beste Werferin in der AXA League – in 17 Spielen kam sie auf 174 Treffer. Außerdem verletzte sich Camille Ehrminger im Supercup – auch sie wird wohl am Meisterschaftsauftakt ausfallen.
Der CHEV steht demnach vor einer besonders großen Herausforderung, die Mission Titelverteidigung bezeichnete Vereinspräsident Frank Link beim „Season Opening“ der FLH als „enorm schwer“. Nichtsdestotrotz bleibt Trainerin Ciocanea optimistisch. Ziele hat sie sich allerdings noch keine gesetzt, diese würden sich im Laufe der Saison entwickeln. Nach zwei erfolgreichen Jahren, in denen man 2020 den Pokalsieg und 2021 den Meistertitel holte, geht es nun darum, das Team neu aufzubauen und junge Spielerinnen an die AXA League heranzuführen. Mit Sophie Elcheroth (HB Museldall) und Mara Reding (HC Standard) hat man beispielsweise zwei Nachwuchstalente verpflichtet, die sich in den kommenden Monaten beweisen können.
„Ich fange bei null an und werde ein neues Team aufbauen. Ich will eine Mannschaft formen, die Druck auf unsere Gegner ausüben kann“, sagt Ciocanea: „Letztes Jahr lautete unser Ziel, einen Titel zu gewinnen. Das ist diesmal anders. Ich bevorzuge es, die Saison langsam anzugehen und die Spielerinnen nicht unter Druck zu setzen.“ Die neuen Ziele werden sich erst mit der Entwicklung der Mannschaft definieren: „Wir wollen uns von Spiel zu Spiel steigern, danach werden wir sehen, wozu es reicht.“
HBD: Mit eingespieltem Team zum Titel
HBD-Trainer Erny Hoffmann geht derweil mit einem eingespielten Team in die Saison. Einen Grund für große Veränderungen hat es in Düdelingen nicht gegeben, immerhin feierte man mit der gleichen Truppe vor knapp vier Monaten den Pokalsieg. Im Supercup haben die Handballerinnen des HBD bereits bewiesen, dass auch in dieser Saison fest mit ihnen zu rechnen ist.
„Noch ist der Angriff unser Schwachpunkt, aber daran arbeiten wir“, erklärte der Coach nach dem 23:19-Erfolg gegen Diekirch am Samstag. Die Ambitionen sind aber deutlich – ein Titel soll her: „Wir wollen uns im Vergleich zur vergangenen Saison weiter verbessern und unser Resultat mindestens bestätigen. Wir wollen in beiden Wettbewerben so lange wie möglich im Rennen bleiben.“
Um diese Ziele zu erreichen, wurde die französische Torhüterin Pauline Leythienne von Deux Vallées Koenigsmacker verpflichtet. Die 31-Jährige gewann zuvor mit Metz (2007 und 2009) die französische Meisterschaft. Dass sie eine Bereicherung für das Team ist, zeigte sie bereits im Supercup – mit 18 Paraden war sie ein starker Rückhalt und machte den HBD-Kasten dicht. Neben Leythienne sind auch Jeannifer Osoimwen (Metz) und Julie Corbonnois (eigener Nachwuchs) neu im Team. Adriana Croitoru und Manuella Pereira haben die Mannschaft indes verlassen – Eva Etoga wird aufgrund eines Auslandsstudiums nicht immer zur Verfügung stehen. Kreisläuferin Laura Willems wird zudem den Saisonauftakt aufgrund einer Handgelenksfraktur verpassen. Dennoch ist Düdelingen für den Einstieg in die AXA League gut gewappnet und bereit für das Auftaktduell gegen Esch.
Käerjeng: Mit Verstärkung an die Spitze
Etwas gegen die Düdelinger Ziele haben vor allem die Handballerinnen des HB Käerjeng. Sie haben eine eher ernüchternde Saison hinter sich: Vor der Corona-bedingten Zwangspause lief zwar noch alles nach Plan. Anschließend fanden sie aber nicht mehr in die Spur: „Wir hatten generell Probleme mit Verletzungen und Abwesenheiten. Wir kamen nicht an unser voriges Level ran“, sagt Trainer Zoran Radojevic im Rückblick: „Wir haben die Lehren daraus gezogen und sind bereit, wieder anzugreifen.“
Der HBK hat sich in der Sommerpause verstärkt und gilt in der anstehenden Saison neben dem HBD als Topfavorit auf den Titel. Der prominenteste Neuzugang ist Nationalspielerin Tina Welter, die aus der Bundesliga nach Luxemburg zurückkehrt – „sie ist eine wahre Verstärkung für das Team, wir glauben, dass sie uns viel weiterhelfen kann“, erklärt Radojevic: „Wir haben aber auch junge Talente für die Zukunft verpflichtet.“ Die Geschwister Laura und Lily Melchior (HB Beles) sowie Teodora Galic (Red Boys) werden in der kommenden Saison für den HBK auflaufen, „sie haben großes Potenzial“, sagt der Coach. Außerdem wurde Nationaltorhüterin Flener von Diekirch nach Käerjeng gelotst. Sie wird die Deutsche Melanie Eckelt zwischen den Pfosten ersetzen. Die Französin Coralyne Mauvet zog es derweil nach Beles.
„Wir haben einen breiten Kader und können wieder normal trainieren, was im vergangenen Jahr nicht immer der Fall war. Die Motivation ist groß, wir wollen endlich wieder um Punkte kämpfen“, sagt Radojevic, auch Ziele hat er deutlich geäußert: „Wir wollen uns weiter verbessern. Wir werden in jedem Spiel 100 Prozent geben und wollen mindestens einen Titel nach Käerjeng holen.“
Außenseiterchancen
In der vergangenen Spielzeit war Museldall die vierte Kraft hinter den Top-drei-Teams. Die Moselanerinnen hatten nach Abschluss der Saison aber lediglich die Hälfte der Punkte von Diekirch. Das Team von Trainerin Maja Zrnec hat sich zwar im Sommer verstärkt und könnte die Top drei wieder ärgern. In der Titelentscheidung wird der HB Museldall aber wohl eher eine Nebenrolle einnehmen.
Ähnliches gilt für die Red Boys, die mit einer jungen Mannschaft in die Saison gehen. Die Truppe aus Differdingen ist allerdings motiviert und will sich im Vergleich zur vergangenen Saison weiter steigern. Das Team von Trainer Michel Scheuren hat sich deswegen die Dienste einer erfahrenen Torhüterin gesichert. Mit Gervaise Pierson wechselt die ehemalige französische Nationaltorhüterin und zweifache französische Meisterin (2013 und 2014 mit Metz) nach Differdingen. Mit ihren 35 Jahren ist Pierson die älteste Spielerin im Kader, die zweitälteste der Gruppe ist knapp zehn Jahre jünger. Die Red Boys haben in der vergangenen Saison immer wieder stärkeren Mannschaften Paroli geboten. Sie könnten auch in dieser Saison wieder den einen oder anderen Titelanwärter ärgern.
Nichts mit der Titelentscheidung werden wohl Beles, Esch und der HC Standard zu tun haben. Die Entscheidung um Platz sechs, gleichbedeutend mit dem Erreichen der Titelgruppe und dem direkten Klassenerhalt, wird wohl zwischen diesen drei Klubs fallen.
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