Corona-Pandemie / „Damit wir wieder normal leben können“: Hohe Impfbereitschaft bei den Senioren in Luxemburgs Altersheimen
Die Impfkampagne in Luxemburgs Alters- und Pflegeheimen hat am Mittwochmorgen begonnen. In den kommenden Wochen sollen zunächst die Impfungen zuerst in den „Maisons de soins“ stattfinden, dann sind die Bewohner der „Centres intégrés pour personnes âgées“ (Cipas) dran. Dr. Joseph Mersch und Anne Wissler-Reiser waren die ersten beiden Senioren, die in Luxemburg geimpft wurden.
Gut gelaunt, in schwarzweißer Strickjacke erschien der 96-jährige Dr. Joseph Mersch im Impfraum der Zitha „Seniorie St Jean de la Croix“. Ein Krankenpfleger der Einrichtung im gelben Schutzanzug mit Maske und Handschuhen hilft ihm, seinen Oberarm freizumachen. „Stechen Sie mich in den Rücken oder den Arm?“, scherzt der ehemalige Gynäkologe aus Luxemburg-Stadt. Der Chefarzt der Einrichtung erklärt das Vorgehen, dann setzt der Krankenpfleger auch schon die Spritze an. Nur wenige Sekunden später lässt Mersch verlauten: „Ich habe gar nichts gespürt.“
Mersch ist der erste von mehr als 1.200 Senioren, die in elf Pflegeheimen in Luxemburg in den kommenden Tagen geimpft werden. Die Entscheidung, mit den Bewohnern der Pflegeheime zu beginnen und dann die Impfkampagne in den Cipas und anderen Einrichtungen fortzusetzen, wurde vom Familien- und Gesundheitsministerium gemeinsam mit dem Copas, dem Dachverband der Pflegedienstleister, getroffen. „Die Bewohner der Pflegeheime sehen wir als gefährdeter an“, sagt Dr. Sébastien Francais vom Gesundheitsministerium.
Wie lange es dauern wird, bis alle Pflege- und Altersheime in Luxemburg durchgeimpft sind, kann Francais nicht sagen. „Das hängt davon ab, wie uns die Impfstoffe geliefert werden.“ Carine Federspiel, Vizepräsidentin des Copas, geht davon aus, dass die Kampagne noch mehrere Wochen, wenn nicht Monate andauern wird. Sie betont allerdings, dass bisher die Impfbereitschaft bei den Senioren sehr hoch sei: „Sie liegt je nach Heim zwischen 80 und 90 Prozent.“ Sie führt das darauf zurück, dass viele der Bewohner die Wirkung anderer früherer Impfstoffe auf die eigene Gesundheit oder die der Familie miterlebt haben.
Dr. Joseph Mersch wird nach der Impfung ins Ruhezimmer gebracht. Hier werden er und die anderen geimpften Senioren für weitere 15 Minuten überwacht, um festzustellen, ob Nebenwirkungen auftreten. Das System gleicht damit dem Aufbau des Impfzentrums in Luxemburg-Stadt. Im Ruheraum gibt der ehemalige Gynäkologe eine Anekdote aus seinem Leben preis: Als Arzt habe er früher bei der Impfkampagne der Armee mitgemacht. „Da habe ich 700, 800 Soldaten geimpft. Ein paar haben danach gemeint, das hätte wehgetan. Das war heute anders bei mir. Der Arzt hat zu mir gesagt, er wäre fertig, und ich habe geglaubt, er würde erst mit der Impfung beginnen“, scherzt der ehemalige Arzt. Mersch ist auf Kockelscheuer aufgewachsen und hatte während fast 30 Jahren in Luxemburg-Stadt eine Praxis. Die Impfung gegen das Coronavirus war für ihn ein Muss. „Das gehört dazu, dass wir wieder normal leben können.“ Jetzt freut er sich darauf, dass seine Familie ihn wieder besuchen kann.
Die 76-jährige Anne Wissler-Reiser ist die Zweite, die im Pflegeheim der Zitha unter die Nadel kommt. Sie war vor der Impfung sichtlich nervöser. „Das ist aber in Ordnung“, sagt die Rentnerin kurz vor der Impfung. Auch nach der Impfung geht es ihr gut. „Keine Nebenwirkungen“ berichtet sie. Schmerzen habe sie nicht: „Es gibt Schlimmeres.“ Die ehemalige Verkäuferin wollte sich impfen lassen, „weil das eben gegen das Virus hilft und es wichtig ist“.
Die Impfkampagne in den Pflegeeinrichtungen erfordert von den Heimen viel Vorarbeit. „Die Impfungen können natürlich mit der Zustimmung der Bewohner oder dem Einverständnis des Verantwortlichen durchgeführt werden“, sagt Familienministerin Corinne Cahen. Das müssen die Heime organisieren, ehe die „Unité mobile“ des Gesundheitsministeriums die Impfstoffe liefert. Vor Ort übernehmen dann die Chef-Ärzte und Krankenpfleger-Mannschaften der Heime das Impfen selbst. „Wir sind seit Mitte Dezember dabei, alles vorzubereiten und unsere Pfleger am Impfstoff mit dem Material zu schulen, das uns vom Gesundheitsministerium zur Verfügung gestellt wurde“, sagt Federspiel. „Aber das wird, wie auch das Testen auf das Virus, zu einer Routine werden.“ Familienministerin Cahen hofft, dass der Impfstoff in den Alters- und Pflegeheimen sowie allgemein „ein Licht am Ende des Tunnels“ ist. „Trotzdem ist es wichtig, sich weiterhin an die Hygieneregeln zu halten.“
„Wir haben noch keine Sicherheit, dass der Impfstoff auch davor schützt, andere anzustecken, wenn man selbst Träger ist. Das muss sich erst zeigen. So lange gelten weiter die bekannten Maßnahmen: Maske tragen, Hände desinfizieren und Abstand halten“, sagt auch Dr. Francais vom Gesundheitsministerium. „Wenn sich herausstellt, dass der Impfstoff auch gegen das Anstecken anderer schützt, könnte man in dem Moment darüber nachdenken, dass sich geimpfte Personen an etwas weniger strikte Hygieneregeln halten müssen.“ Das sei aber alles. Eine Stigmatisierung nicht geimpfter Personen dürfe es nicht geben, betont der Experte.
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Alle Greise werden nur bei Bewusstsein pickusiert , das ist Gesetz und wird in Alters- und Pflegeheime streng eingehalten.
Das Video das die erste Französin , eine 78 jährige Altersheim Insasen beim Spritzen fragen lässt « Ah, wird man geimpft « ist anscheinend eine Fakenews , oder ?
Greis…! Das Wort ist sehr unpassend im Zusammenhang mit Doktor Mersch, der eine imposante Erscheinung ohne Hektik mit einem väterlich-gütigen Blick der einem sofort alle Ängste nahm, war. In diesem hohen Alter hat man Recht auf etwas Gebrechlichkeit. Es ist schön, dass er noch da ist, er war ein sehr guter Arzt!
Im Gegensatz zu unserer Jugend, die nur noch Google-schlau ist und daher auf jeden noch so abgedrehten Verschwörungsquatsch in den sozialen Netzwerken reinfällt, verfügen unsere Alten über genügend Lebenserfahrung und Intelligenz, um zu wissen, dass Impfungen Leben retten.
Leider werde ich den Eindruck nicht los, dass die meisten freiwillig gezwungen werden. Hoffe, dass ich mich irre. Ein/e Greis/in ist laut Duden ein/e alte/r und alt wirkende/r ( körperlich hinfällige/r) Mann / Frau. Es ist kein Schimpfwort und trifft auf viele unserer älteren Mitmenschen zu . Auch später auf uns im hohen Alter, wenn wir ein solchrs erreichen sollten, was nicht unbedingt und immer ein Segen ist. Es muss nicht alles immer schöngeredet werden. Ich zweifle nicht daran, dass in den Altenheimen manche Senioren sich selber, in Sachen Impfung, unter Druck setzen um ihre Ruhe zu haben.Auch aus Angst. Keiner weiss bislang welche Auswirkungen das Serum hat, besonders auf ältere schwache Menschen. Eine Garantie ist es nicht, das muss sich erst herausstellen. Wenn die Heimbewohner, bei vollem Bewusstsein und Aufklärung, sich freiwillig für die Impfung enscheiden, finde ich das völlig in Ordnung. Allerdings sind ältere Menschen, falls sie nicht an Alterstarrsinn leiden, leicht beeinflussbar und einzschüchten.