Auf den Punkt mit … / Dan Huet (FC Wiltz): „Manchmal kommt es einem vor, als wäre man auch abends noch in der Schule … “
In unserer Rubrik „Auf den Punkt“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue auf etwas andere Art auf den Zahn. Dan Huet ist seit sechs Jahren Trainer in Wiltz. Diesmal erklärt der Mann aus dem Norden, was er an Erstklässlern und an Guy Libambu schätzt und warum er früher einen Schraubenzieher in der Tasche hatte.
Tageblatt: Sie sind zwar erst 35, Ihre Haarpracht altert aber etwas schneller. Warum?
Dan Huet: Das stimmt … Es liegt wohl einerseits an der familiären Veranlagung. Ich stehe meinem Vater frisurentechnisch in nichts nach. Andererseits kommt das frühe Grau wohl auch vom Stress. Aber darüber mache ich mir nicht wirklich viele Gedanken.
Um beim Stress zu bleiben: Wie passen der Alltag als Lehrer und der Trainerberuf unter einen Hut?
Manchmal kommt es einem vor, als wäre man auch abends noch in der Schule … Beide Dinge haben unterschiedliche Reize. Der Prozentsatz an Stress, der neben der Arbeit wegen des Fußballs wartet, ist definitiv höher. Nach über fünf Jahren ist man aber an die ständigen Telefonate und das Zwischenmenschliche gewohnt. Ich bin Präsident des Schulkomitees und nicht mehr für eine einzelne Klasse zuständig. Neben den Versammlungen bin ich für Nachhilfestunden oder als Zusatzlehrer im Einsatz. Meine Lieblingsklassen waren immer die ersten beiden Jahrgänge. Manchmal geben sie Dinge von sich, unbewusst, aber man kann gar nicht anders, als zu lachen und es zu notieren, damit man es nicht vergisst. In diesem Alter freuen sich noch alle auf die Schule und man sieht am Ende des Jahres, dass man ihnen Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht hat.
Als Jugendnationaltrainer der FLF haben Sie in Monnerich aber auch das Fußballspielen gelehrt. Welcher Ihrer damaligen Schützlinge ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Insgesamt habe ich sieben Jahre für die FLF gearbeitet. Es gibt ein paar Jungs, die den Sprung ins Ausland geschafft haben, aber einer, mit dem ich den ganzen Weg gegangen bin, ist Leo Barreiro. Er war elf, als er bei der „Détection“ ins Auge gestochen ist. Er war praktisch sechs Jahre in meinen Kadern. Sein Weg ist beeindruckend. Er hat sich nämlich für den richtigen Bundesligaklub entschieden, der auf seine Jugend setzt. Er ist bodenständig, gut erzogen und sehr intelligent. Es wundert mich nicht, dass er es geschafft hat. Vor sechs Monaten haben Chris Philipps und Ralph Schon mir ein Trikot mit seinem Namen vom Trainingslager der Nationalelf mitgebracht, inklusive der Nachricht: „Sagt dem Trainer, dass ich ihn nicht vergessen habe.“ Das sagt viel über die besondere Verbundenheit aus.
Wieso führte Sie der Weg bereits in so einem frühen Alter zum Trainerwesen?
Ich bin jemand, der gerne Herausforderungen annimmt. Als ich mir mit 20 bereits den zweiten Kreuzbandriss zugezogen hatte, war ich mir bewusst, dass mein Weg als aktiver Fußballer dort aufhören würde, da ich meine Studien zu Ende bringen musste. Und wenn man dann von einem Tag auf den andern keinen Fußball mehr hat, fehlt etwas. Ich habe später lange in Wiltz als Jugendtrainer und -koordinator gearbeitet. Dann erreichte mich die Anfrage der FLF, um als Förderungstrainer für den Norden eingesetzt zu werden. Ich habe später mehrere U-Mannschaften betreut und meinen A-Trainerschein gemacht, war auch Ausbilder in den Trainerlehrgängen. Ich hatte das Gefühl, dass es nicht weiterging. Nach sieben Jahren wollte ich mich in den Seniorenbereich wagen. In Monnerich war dieser Weg versperrt, weshalb ich nach etwas Bedenkzeit wieder in Wiltz angekommen bin.
Einmal Wiltz, immer Wiltz. Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an die „Géitz“?
Als junger „Borscht“ standen wir damals in diesem Stadion, wo Leute wie Franco Iovino oder mein jetziger Co-Trainer Guy Libambu spielten. Diese Atmosphäre kommt nie mehr zurück. Heute kommt noch immer kein Gegner gerne in den „Pëtz“, aber in der „Géitz“ war es noch mal etwas anderes. Das hat mir Manuel Cardoni auch schon mal selbst gesagt. Es war klein, wie ein Hexenkessel. Ich verbinde diesen Platz aber auch mit meinem Vater. Er war Platzwart und hat sehr viel Zeit investiert. Ich habe ihm früher geholfen, die Linien zu ziehen. Er schickte mich dann mit dem Faden und einem Schraubenzieher auf die andere Seite, um alles schön gerade und festzuziehen. Mit diesen Momenten bin ich aufgewachsen. Wenn ich etwas nachtrauere, dann selbst nie auf diesem Platz gespielt zu haben. Das muss man einfach einmal erlebt haben.
Ihre Spielerkarriere endete früh. Sind Sie ein besserer Trainer geworden?
Ich wollte selbst nicht mehr zurück auf den Platz, denn die Wahl zwischen Fußball und Studien war eindeutig. Aus meiner eigenen Karriere wäre nie etwas Großes geworden. Ich wollte nicht einfach spielen, nur um zu spielen. Ich hätte nicht die gleiche Zukunft gehabt wie auf der Trainerbank. Inzwischen bin ich auch schon länger Trainer als Spieler.
Was können Sie noch selbst von Ihrem Assistenten Guy Libambu lernen?
Er hat eine Vergangenheit von 160 Spielen in der Nationaldivision, was ich nicht habe. Er weiß genau, wie die Spieler sich fühlen und wie sie vor, während und nach der Partie denken. Auch zwischenmenschlich ist es eine wichtige Person, da er selbst schon mit Ibrahimovic oder Osmanovic auf dem Platz stand und mir dann ganz genau berichten kann, wie sie ticken. Er ist auch die Person, die wohl jeder unser Anhänger nennen würde, wenn er einen Ex-Spieler herauspicken müsste. Guy kam damals aus Belgien und ging nie wieder weg. Er hat nicht nur sportlich etwas erreicht, sondern auch eine neue Heimat gefunden. Identifikation spielt eine große Rolle, er ist das beste Beispiel dafür. Als Beispiel: Wir beide haben noch kurz vor Anpfiff des ersten Meisterschaftsspiels einen Fernseher in der „Buvette“ installiert. Er ist Elektriker. Normalerweise wäre das nicht unbedingt unser Job direkt vor einem Spiel, aber wir investieren beide so viel Zeit, wie wir nur können.
Die Schule, an der Sie unterrichten, heißt „Villa Millermoaler“. Wie viele Menschen aus der BGL Ligue wissen überhaupt, was das bedeutet?
Ich weiß, dass Ralph Schon es weiß … Aber ich denke nicht, dass wir da zehn Leute zusammenkriegen. Das ist ein ganz spezifischer Wiltzer Begriff. Wenn es zehn gibt, dann bestimmt neun aus unserem Verein (es bedeutet übrigens „Schmetterling“ auf „Weeltzer“).
2 Fragen zum Wochenende
Ist die Niederlage in Düdelingen besser zu verkraften, da der Gegner einfach stärker war?
Ja und nein. Man muss anerkennen, dass die eine Klasse besser waren. Wir haben unseren Matchplan nicht auf den Rasen bekommen. Aber das bedeutet nicht, dass wir uns nicht infrage stellen und uns mit diesem Schicksal zufriedengeben.
Was erwartet Sie am Sonntag im „Gréngewald“?
Wie immer ein harter Kampf. Dieses Duell hat eine besondere Geschichte, oft ging es ums Überleben in der BGL Ligue oder sogar um den Einzug in das Pokalfinale. Wir wissen, was uns erwartet. Sie sind bestimmt sehr zufrieden mit ihren sechs Zählern und strotzen vor Selbstvertrauen. Ich bin auch froh, dass „Heng“ (Bossi) am Mittwoch in Düdelingen war, denn am Sonntag wird er andere Sache sehen. Letztes Jahr haben wir nach einer gefühlten Ewigkeit wieder in Hostert gewonnen, deshalb wollen wir das mit den gleichen Werten wiederholen.
- Tor, Titel und Trophäe: Luxemburger Leandro Barreiro gewinnt Ligapokal mit Benfica - 13. Januar 2025.
- Nach ITM-Untersuchung: Mischo bestätigt Geldstrafen für Swift Hesperingen - 8. Januar 2025.
- Marco Martino wurde am Montag beim F91 entlassen - 31. Dezember 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos