Keltische Klänge ganz ohne Maske / Das andere Zeltik-Festival
Ein Zeltik im Sitzen ist eigentlich nur ein schwacher Abklatsch der gewohnt dynamischen Veranstaltung, die bereits jahrzehntelang keltische Musikkultur in all ihren Varianten in Düdelingen präsentiert. Dennoch war der Abend unter dem Wasserturm eine gute Gelegenheit, sich in Vorfreude auf den begonnenen Sommer zu üben, während dem – „Covid-Check“ sei Dank – Kultur und das Leben überhaupt wohl wieder öfters im Freien gefeiert werden dürfen.
Dreimal so hoch wie üblich sei der Aufwand zur Veranstaltung eines Konzertes zurzit, bemerkte am Samstagabend eine der Veranstalterinnen am Rande des etwas anderen Zeltik. Und John Rech, der solche Events seit langem im Auftrag der Gemeinde organisiert, verwies im Gespräch darauf, dass die Vorbereitungen „vor zwei Covid-Gesetzen“ begannen und der Abend somit kaum allen aktuellen Vorgaben genügen konnte bzw. nicht nach den neuesten, lockereren Auflagen organisiert werden konnte.
Die 350 angemeldeten Zuschauer fanden demnach nummerierte Plätze mit Tischen vor. Tanzen, eigentlich auch für Unbegabte ein Must bei irischer Klangherausforderung, fand also nur am Rande statt.
Puristen bedauern ohnehin seit einigen Jahren, dass die anfängliche Form des Keltenfestes, das einst im großen Zelt mitten in der Stadt auf herrlich hallendem und schwankendem Holzboden stattfand, von Acts in einer Halle abgelöst wurde.
Das Programm war der Form angepasst, der populäre irische Schunkel-Folk à la Dubliners fehlte, dafür war die Setlist melodiöser ausgerichtet.
Schëppe Siwen vertrieben die Wolken
Die Luxemburger Folk-Rock-Formation Schëppe Siwen übernahm zu Beginn die doppelte Aufgabe, das Publikum vorzuwärmen und die drohenden Gewitterwolken über Düdelingen zu vertreiben, was beides bravourös gelang. Noch während des Auftritts der stark besetzten Gruppe zeigte die Sonne sich über dem Wasserturm und verschwand erst, als dies ihr durch die Erddrehung vorgegeben wurde. Nass wurde an dem Abend niemand, jedenfalls nicht vom Regen, der ohnehin erst schützende Planen über den 350 hätte überwinden müssen.
Dudelsäcke dürfen bekanntlich beim Zeltik nicht fehlen und die hatten die Pipes-Rocker von Celtica ebenso wie die typisch keltische Flöte dabei. Dass die gern militärisch genutzten Instrumente zu Beginn der Show brannten, war dabei ein Versprechen auf die anstehende Darbietung, das die wild gewordenen Folk-Musiker mit großer Selbstverständlichkeit halten sollten.
Nach beschaulicheren Klängen von Beoga begeisterten vor allem die Hothouse Flowers, die mit ihrer von Soul, Rock und Gospel beeinflussten Melodik das Publikum teils sanft in Trance sangen, teils durch die groovende Perfektion ihres Zusammenspiels zu glückseliger Mimik verhalfen. Dass die Veranstaltung untypischerweise noch vor Mitternacht vorbei war, darf dabei gerne dem Virus in die gekrönten Schuhe geschoben werden.
Sollte keine dramatische Entwicklung der sanitären Lage dies verhindern, so plant John Rech bereits im kommenden März (also zur richtigen Zeltik-Zeit) die nächste Auflage; diesmal wieder mit ausgiebiger Bewegungsfreiheit, mit genügend irischem Bier (dann wieder vom Fass) und mehr berockten Männerbeinen, als dies der keltische Samstagabend unter dem Wasserturm hergeben konnte.
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Es war trotz der Umstände ein toller Abend. Um 17 Uhr wurde ich erst beinahe vom Blitz erschlagen, dann von den Wassermassen beinahe weggeschwemmt und dann ins Kulturzentrum evakuiert.
Erst danach war Petrus uns gnädig, der Abend war trocken bis in die Nacht.