Krakau / Das COSL zieht nach den Europaspielen eine gemischte Bilanz
Mit der offiziellen Abschlussfeier endeten am Sonntagabend die Europaspiele 2023 rund um Krakau. Die Bilanz des „Comité olympique et sportif luxembourgeois“ fällt gemischt aus. Missionschef Raymond Conzemius verrät, womit er zufrieden war und wo er noch Nachholbedarf sieht
Die Ausgangslage
Die Ziele im Vorfeld waren klar. Für einige Leistungssportler ging es darum, bei den European Games eine Medaille zu holen oder zumindest in den Top 20 oder der ersten Hälfte zu landen, je nachdem, wie stark das Feld besetzt war. Zum anderen ging es beim COSL aber auch darum, jungen Sportlern eine Chance zu geben, um sich an das internationale Niveau heranzutasten und Erfahrung zu sammeln. „Es geht von ganz zufrieden bis hin zu gar nicht zufrieden“, so ein erstes kurzes Fazit von Raymond Conzemius über die Leistungen der luxemburgischen Athleten in den vergangenen beiden Wochen.
Der Vergleich zur europäischen Spitze
Ein erster Vergleich von dem Missionschef ist der zur europäischen Spitze. „Rund 20 Prozent der luxemburgischen Athleten haben ein gutes Ergebnis auf diesem hohen Niveau erreicht und konnten mit den Besten Europas mithalten“, sagt Conzemius. „Der Höhepunkt war natürlich die Medaille von Jenny (Warling) und die Medaille von Vera (Hoffmann), die nachgereicht wurde. Und nicht zu vergessen Jeanne Lehair in der Mixed-Staffel. Sie hat eine außergewöhnliche Leistung abgeliefert.“ Rund 50 Prozent haben sich auf einem Level bewegt, „wo man sagt: Das ist ein gutes Niveau. Der Anschluss an die Spitze ist kurz- oder mittelfristig vielleicht denkbar oder möglich.“ Die anderen 30 Prozent der Leistungen waren auf einem „weniger guten Niveau. Da ist noch ein Schritt zu machen, um die Spitze zu erreichen“, so der Technische Direktor des COSL. „Es gibt da sicherlich ein paar Ergebnisse, mit denen wir weniger zufrieden sind. Das Tischtennis ist ein gutes Beispiel. Wir spielen auf einem guten Niveau Tischtennis – und doch sind die Ergebnisse vielleicht nicht das, was wir uns erhofft hatten. Das Gleiche gilt für das Trapschießen und das Bogenschießen. Die Resultate sind für uns und die Sportler selbst weniger zufriedenstellend.“
Der Vergleich zum eigenen Potenzial
Mit welchen Erwartungen sind die Athleten nach Krakau gereist und konnten sie diese erfüllen? „Wir stellen fest, dass einer von sechs Sportlern ein besseres Ergebnis erreicht hat als er es sich im Vorfeld erwartet hatte“, erklärt Conzemius. „Zwei junge Sportler kann man hier als Beispiel nennen: Anna Zens und Kim Schmidt.“ Rund 40 Prozent haben ein Ergebnis gemacht, das man so im Vorfeld erwarten konnte. „Hier kann man sagen, dass sie ihr Soll erfüllt haben.“ Rund 40 Prozent haben allerdings auch „weniger gute Ergebnisse als erhofft gemacht“, so der Missionschef. Ins Detail wollte er hier nicht gehen.
Der Medaillenspiegel
„Wir vergleichen uns immer mit anderen Ländern. Wenn man sich den Medaillenspiegel anschaut und die Rechnung pro Million Einwohner macht, kommen wir auf Platz sechs“, so Conzemius. „Das zeigt, dass wir relativ effizient Ergebnisse hinbekommen.“ Im Vergleich zu den kleineren Ländern zeigt die Ausbeute allerdings auch, dass durchaus noch Luft nach oben ist. „Zypern zeigt mit fünf Medaillen, dass man als kleines Land durchaus noch einen Schritt nach vorne machen kann. Sie sind uns klar einen Schritt voraus.“
Die medizinische Bilanz
Die luxemburgische Delegation wurde in Krakau von zwei Ärzten und drei Physiotherapeuten begleitet. „Es gab einen etwas größeren Sturz beim Triathlon, aber ansonsten keine ernsthaften Blessuren“, erklärt Physiotherapeutin Nina Goedert, die das Team während der zwei Wochen begleitete. „Es gab eher noch Überbelastungsverletzungen und ein paar gastrointestinale Probleme. Etwas Größeres zu vermelden gibt es nicht.“
Die Organisation
„Das Athletendorf war eine tolle Sache“, sagt Conzemius. „Wir lagen zusammen in einem Haus mit dem DOSB und müssen uns bedanken für ihre Unterstützung sowohl im medizinischen als auch im IT-Bereich.“ Der Austausch funktionierte gut. Das Haus der luxemburgischen Delegation lag außerdem nicht mitten im Trubel, sondern in einem etwas ruhigeren Viertel. „Das einzige ‚Bémol’: Unsere Zimmer konnte man nicht verdunkeln. Das war schade. Auch die Matratzen waren gewöhnungsbedürftig. Die Schlafbedingungen waren daher nicht optimal. Auch der vierte Stock ohne Aufzug war kein Idealzustand.“ Die Zusammenarbeit mit dem IOC und dem lokalen Organisationskomitee habe aber gut funktioniert. „Sie haben alles getan, um uns weiterzuhelfen. Das zieht sich bis in den Volunteers-Bereich.“
Die Distanzen
Die Distanzen und der Transport waren ein Problem. „Um zu den Sportstätten außerhalb Krakau zu gelangen, war nicht leicht“, erklärt Conzemius. Teilweise waren Autofahrten von mehr als zwei Stunden nötig. „Wir waren froh, dass wir als COSL mit unserem Minibus vor Ort waren und dazu noch zwei Autos zur Verfügung hatten. Die waren zwar nicht gratis, aber extrem notwendig.“ Auch die Verpflegung sei nicht überall optimal gewesen.
Fehlende Stimmung
Bei den verschiedenen Wettkämpfen rund um Krakau waren insgesamt nur wenige Zuschauer. „Wir haben die Stimmung der Polen nicht wirklich gespürt. Das war unsere Chance. So konnten wir etwas mehr mit unserer Stimmung auftrumpfen.“ Bei vereinzelten Veranstaltungen wie dem Triathlon war die Atmosphäre zwar gut, „generell kann man aber sagen, dass die Stimmung der European Games nicht wie erhofft übergeschwappt ist.“
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