Luxemburger Lokalradios / Das Country-Radio aus Gilsdorf
Lokalradios bieten, wie der Name es schon sagt, Lokalkolorit, oder aber es sind Spartenradios, die sich an eine ganz spezielle Zuhörerschaft richten, wie z.B. das „Country Radio Gilsdorf“.
Die Musik besitzt ein ländliches Image und weckt Assoziationen mit Cowboy-Hüten. In unseren Breitengraden ist sie eher eine Randerscheinung; die Mehrzahl der Radiosender spielen Country-Musik meistens nur dann, wenn es sich um einen Hit handelt, der den Sprung in die Pop-Charts geschafft hat.
Seit August 2018 bietet der kleine Radiosender aus der Gemeinde Bettendorf auch der luxemburgischen Country-Szene tagtäglich ihre Dosis Westernfeeling. Es ist nicht nur das einzige Country-Musik-Radio, sondern auch eines der wenigen Radios, die – zumindest dem Namen nach – einer speziellen Musikrichtung gewidmet sind (es gibt z.B. noch opus 100,7, ein Webradio, das nur klassische Musik sendet).
Gesendet wird täglich von zehn Uhr morgens bis zehn Uhr abends; zu hören ist das „Country Radio Gilsdorf“ (CRG) vor allem im Norden „zwischen Mersch/Junglinster bis nach Weiswampach“. Um das Programm aufzufüllen, übernimmt der Sender auch originale Country-Sendungen aus den Vereinigten Staaten und Kanada. CRG mag zwar nach einem Musikstil benannt sein, doch die Musik kommt nicht ausschließlich aus dem Bereich: Neben alter und neuer Country-Musik wird Bluegrass, Rock’n’Roll und Blues geboten.
Inspiration direkt aus den Staaten
Das Country-Radio in Gilsdorf besteht seit 2018. Wie Radiomacher Frank Schuler dem Tageblatt vor Jahren in einem Interview erzählte, entstand die Idee zum Sender nach einer Reise in die Vereinigten Staaten. In Alabama und Texas hatte er den typisch amerikanischen Musikstil entdeckt. Zurück in Luxemburg, wollte er eine Band gründen, was aber nicht glückte. Da sei die Idee mit dem Radio aufgekommen. Bei anderen Lokalsendern stieß er allerdings mit dem Wunsch, eine Country-Sendung zu machen, auf wenig Begeisterung.
Ganz nach dem Motto des damaligen Premierministers Xavier Bettel „Luxembourg – Let’s make it happen“ habe er dann einfach beschlossen, selber Radio zu machen. Bettel, die ALIA („Autorité luxembourgeoise indépendante de l’audiovisuel“) und das ILR („Institut luxembourgeois de régulation“) hätten die Idee unterstützt. 2018 erhielt das kleine Team – insgesamt sind sie zu dritt – eine eigene Frequenz und im September desselben Jahres ging „Country Radio Gilsdorf“ zum ersten Mal, auf 94,7 MHz, auf Sendung – mit einer Antenne Marke Eigenbau und aus einem Gartenhäuschen in Gilsdorf. Mittlerweile wurde dem CRG aber ein viel günstiger gelegener Sendemast auf Broderbour von der Gemeinde Bettendorf zur Verfügung gestellt, von wo aus jetzt auf 103,9 MHz gesendet wird.
Finanzen sind wie bei jedem Lokalsender ein spezielles Thema. Laut Schuler hat der Sender gar kein Einkommen, alle Kosten werden von den Freiwilligen getragen. Sponsoren seien deswegen also mehr als willkommen. Diese finanzielle Unabhängigkeit von öffentlichen Geldern sei aber zugleich auch ein Vorteil, da sie mehr Unabhängigkeit biete.
Darüber hinaus sieht Frank Schuler natürlich den Vorteil als Spartensender, eine Musik anbieten zu können, die kommerzielle Sender nicht mögen. Kurz: Lokalradios bereichern die Radiolandschaft.
Country Radio Gilsdorf sendet auf UKW/FM 103,9 MHz; Internet: www.countryradio.lu
Apropos Sendetechnik …
Wie wir im Beitrag über Radio R.O.M. Medernach geschrieben haben, hat R.O.M. in Zusammenarbeit mit Country Radio Gilsdorf bereits Tests im Digitalradio-Standard DAB+, Kanal 12C durchgeführt. Sie waren damit Vorreiter unter den Lokalradios. Teil eines terrestrischen Digital-Multiplex zu sein, ist allerdings teuer und Neuland für kleine Lokalradios, denen bislang für den UKW-Betrieb auf ihrer jeweiligen Frequenz ein eigener Sender mit angeschlossener Dipol-Antenne an einem bereitgestellten Mast genügte. In Luxemburg soll 2025 für die „größeren“ Radios ein nationaler digitaler Multiplex (7D) in Betrieb gehen, für die „Kleinen“ bleiben noch viele Fragen zu klären. Obwohl sich UKW aufgrund seiner Zuverlässigkeit bis heute bewährt hat, wird mittlerweile in manchen Ländern Europas der Umstieg auf DAB+ forciert – aktuellstes Beispiel ist die Schweiz: Hier sollen am 1. Januar die nationalen öffentlich-rechtlichen Radios (die privaten erst ab 2027) ihre sämtlichen UKW-Sender abschalten zugunsten von DAB+, das dort (im Gegensatz zu Luxemburg) schon weit ausgebaut ist. Schweiz-Touristen und Transitreisende sollten das wissen, schließlich bleiben ihnen fortan wichtige Verkehrsinformationen und sonstige Nachrichten verwehrt, sofern ihre Autos den Radiostandard DAB+ noch nicht „an Bord“ haben. Über den Sinn oder Unsinn solch radikaler Schritte im Herzen Europas lässt sich trefflich streiten und man darf gespannt sein auf die Reaktionen und Folgen. (GR)
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