/ Das Damenprojekt hat Zukunft: Rückblick auf den ersten europäischen Auftritt der Handball-Nationalmannschaft
Die luxemburgische Damennationalmannschaft hat am vergangenen Wochenende die erste offizielle Qualifikationskampagne bestritten, und das gleich recht erfolgreich. Das Projekt Damennationalmannschaft hat noch viel Potenzial für die Zukunft.
Von Fernand Schott
Im Dezember 2016 hatte die FLH beschlossen, unter der Leitung von Marcel Kirtz ein Projekt ins Leben zu rufen, das den Damenhandball im Hinblick auf das Jahr 2020 fördern soll. Die ersten Begegnungen gegen Kosovo und die USA zeigten dann ganz schnell, dass die Mannschaft Fortschritte zu verzeichnen hatte, und so wagte man den Schritt, sie zu einer ersten offiziellen europäischen Kompetition, nämlich der Qualifikation für die Damen-EM 2020, anzumelden. Diese erste Qualifikationsphase wurde in Turnierform ausgetragen und es nahmen vier Länder teil: Griechenland, Finnland, Israel und Luxemburg. Griechenland erhielt den Zuschlag für die Organisation und so konnte das Abenteuer am letzten Donnerstag seinen Lauf nehmen.
Pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt, nämlich um 10.00 Uhr morgens, trafen die Spielerinnen am Findel ein. Und diese Disziplin ließ während des gesamten Trips nicht nach; im Gegenteil, die Mädchen konnten sich sogar noch steigern. Nicht nur die Disziplin, auch die Stimmung innerhalb der Mannschaft war perfekt. Drei Spielerinnen tragen besonders zum guten Funktionieren des Teams bei. Da ist zum einen Tina Welter, die als Spielführerin und einziger Handballprofi der Mannschaft für die Kommunikation mit dem Trainer als auch mit Delegationsleiter zuständig war.
Sie verstand es, sich sowohl bei der Mannschaft als auch bei den FLH-Vertretern Gehör zu verschaffen. Auf dem Spielfeld war es Kim Wirtz, die als Regisseurin und unermüdliche Antreiberin das Sagen hatte. Für das „Entertainment“ zeichnete Nikki Schilt verantwortlich, die immer gut gelaunt für Stimmung sorgte und so auch mal kritische Situationen entschärfen konnte.
Herzlicher Empfang
Um 12.00 Uhr startete der Flieger dann Richtung Istanbul. Nach einem dreistündigen Aufenthalt im neuen und riesigen Flughafen landete die FLH-Delegation dann gegen 20.00 Uhr in Thessaloniki. Nach einer einstündigen Busfahrt erreichte man endlich das Hotel im 70 km entfernten Veria, wo es gegen 22.00 Uhr ein Abendessen gab. „Die Reise war zwar lang, aber nicht zu anstrengend. Die Stimmung bei den Mädchen war sehr gut, wir haben viel gelacht, sodass die Zeit schnell verging. Ich glaube, die lange Reise hat die Mannschaft sogar noch mehr zusammengeschweißt“, so Jill Zeimetz.
Am Freitagmorgen ging es dann zum ersten Training in die Halle nach Veria. Veria ist kein Touristenzentrum, in der Stadt sieht man, dass viele Griechen noch immer unter den Folgen der Krise leiden. Auch die Halle ist dementsprechend ohne Prunk, aber funktionell. Man spürt aber das Handball-Flair, das diese Halle ausstrahlt.
In einem angrenzenden Raum konnten die zahlreichen Trophäen und Erinnerungsfotos dieses in Griechenland sehr erfolgreichen Handballvereins aus Veria bewundert werden. Und der Empfang, der unserer Delegation durch die Organisatoren zuteil wurde, hätte herzlicher und freundlicher nicht sein können. Jeder Wunsch wurde erfüllt, auch wenn es manchmal etwas dauerte.
Sportliche Bilanz
Der sportliche Höhepunkt aus Luxemburger Sicht war dann das erste Spiel gegen Finnland, in dem das Team von Trainer Adrian Stot eine hervorragende Leistung bot und die Finninnen mit 27:24 niederrang. Doch es war nicht nur der Sieg, sondern besonders die gute Leistung, die von der Mannschaft geboten wurde, die von den griechischen Zuschauern wohlwollend applaudiert und von dem Dutzend mitgereisten Fans aus Luxemburg frenetisch gefeiert wurde.
In der zweiten Partie hätte es sogar noch einmal zu einem Erfolg oder einem deutlich besseren Resultat reichen können, denn spielerisch stand das FLH-Team seinem Gegner aus Israel in nichts nach. Natürlich waren die luxemburgischen Spielerinnen den Halbprofis, die alle in der israelischen Armee dienen, physisch unterlegen. Und eine Ausnahmespielerin wie Shira Vakrat zählten sie auch nicht in ihren Reihen, doch kompensierten sie das durch eine geschlossene Kollektivleistung. Das Schiedsrichterpaar aus der Ukraine ließ die Aggressivität der Israelis durchgehen. Das Paar aus Montenegro, das viel härter durchgriff, wäre in dieser Partie der für uns bessere Leiter gewesen. Dann waren da die letzten sechs Minuten der ersten Halbzeit. Die drei erfahrensten Rückraumspielerinnen saßen alle auf der Bank.
Erholung musste sein, aber vielleicht nicht alle miteinander. Jedenfalls machten die Israelis in diesen sechs Minuten ein 5:0 und waren uneinholbar davongezogen. Die zweite Halbzeit, in der Luxemburg nur mit einem Tor unterlegen war, genau wie das Unentschieden der Israelis gegen die Finnen zeigte, dass die FLH-Formation nicht schlechter als die Israelis war.
In der letzten Partie gegen Griechenland hat die bessere Mannschaft gewonnen und wurde auch verdient Turniersieger.
Fingerspitzengefühl nötig
In sportlicher Hinsicht darf man also durchaus zufrieden sein. Nur in der Torwartfrage muss sich die FLH Gedanken machen. Die erst 16-jährige Eva Etog war zwar ein Lichtblick, aber eben noch zu jung und unerfahren. Auf der anderen Seite verfügten alle Teams über zwei oder drei gleichwertig starke Torfrauen. Ohne diese ist international kein Blumentopf zu gewinnen.
Positiv fiel auch die sportliche Bilanz von Trainer Adrian Stot aus: „Diese Kampagne hat mit einem Lehrgang begonnen. Es ist nicht die Regel, dass man eine luxemburgische Mannschaft mit einem zehntägigen Lehrgang auf solche Ausscheidungsspiele vorbereiten kann. An den Trainingseinheiten, oft waren es zwei pro Tag, nahmen alle Spielerinnen mit sehr viel Begeisterung teil. Eine Ausnahme machten die vier Abiturientinnen, die im Examensstress standen und trotzdem nur eine verschwindend kleine Zahl von Trainingseinheiten verpassten“, so Stot, der die Einstellung seiner Schützlinge ausdrücklich lobt. Da diese hohe Intensität ungewohnt für die Spielerinnen war, musste der Trainer mit viel Fingerspitzengefühl agieren. „Wir mussten die Dosierung steuern, um die Spielerinnen nicht zu überlasten, denn sie gaben auch im Training immer alles. Ich war natürlich glücklich, dass sich diese Vorbereitung im ersten Spiel auszahlte und wir gleich einen ungemein wichtigen Sieg einfahren konnten.“
Im Gegensatz zu den Spielerinnen der anderen Nationen, die in ihren Ligen die ganze Saison über gefordert werden, haben die luxemburgischen Spielerinnen einen klaren Nachteil. Es gebe zu viele leichte Spiele in der Meisterschaft, sagt auch Coach Stot.
Gleichstellung weiter vorantreiben
Nikki Schilt, eine der erfahrensten Spielerinnen im Team, hatte eigentlich nicht so richtig daran geglaubt, dass man auf diesem Niveau mithalten könnte: „Es war für uns schon eine Überraschung, als wir gleich im ersten Spiel merkten, dass wir konkurrenzfähig waren. Das Einzige, was ich vermisste, war das Tempospiel, wie wir es im Verein praktizieren. Aber schon unsere physische Unterlegenheit hat ein solches Spiel nicht zugelassen. Doch daran müssen wir arbeiten, denn diese leichten Tore fehlen uns.“
Für Schilt bleibt vor allem auch die gute Stimmung im Team in Erinnerung. „Wir, die Erfahrenen, haben die Neulinge gut getauft und eingeweiht, damit sie diese Traditionen in ein paar Jahren an andere weitergeben können.“ Auch Ana Monteiro, eine der Jüngsten im Team, zeigte sich begeistert: „Ich habe mich mega gefreut, bei dieser Kampagne dabei sein zu können. Nach dem Sieg gegen Finnland hatte ich sogar auf ein noch besseres Resultat gehofft. Hoffentlich kann ich das noch öfters erleben. Es gibt mir die Motivation, weiter an mir zu arbeiten, und da wir mit dem Verein wieder erstklassig sind, kann ich weiter hinzulernen.“
Auch der Delegationschef Adrien Deischter zeigte sich äußerst zufrieden: „Organisatorisch lief es perfekt. Die Resultate, die unsere Mädchen erzielt haben, sind aller Ehren wert. Bewundert habe ich den Einsatz und die Disziplin dieser Truppe, die sich sowohl auf als auch neben dem Spielfeld immer exemplarisch benommen hat und eine Werbung für den luxemburgischen Verband war. Ich werde mich weiter dafür einsetzen, dass die Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen vorangetrieben wird.“
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