Esch / Das Dorf und seine ersten Bürgermeister: Die Geschichte von Egide und Jean van Dyck
Wandyck, Vandyck oder Van Dyck: Die ersten Bürgermeister von Esch trugen diesen Namen. Vater Egide und Sohn Jean bestimmten die Geschicke der Gemeinde in der Zeit rund um die Französische Revolution. Damals war Esch nicht mehr als ein ländlich geprägtes Dorf.
Es waren spannende Zeiten. Nachdem das 18. Jahrhundert lange eine Zeit des Friedens und des Wohlstands war, erschütterte die Französische Revolution die Grundordnung in Europa. Davon war auch Luxemburg betroffen. Bis 1795 gehörte das Land innerhalb des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation der österreichischen Linie der Habsburger an. Doch dann besetzten französische Revolutionstruppen im Frühjahr 1794 das Land und belagerten die Festung. Im Juni 1795 kapitulierten die österreichischen Soldaten und Luxemburg wurde Teil des „Département des Forêts“ der Republik Frankreich. Die Bevölkerung wehrte sich, 1798 lehnten sich mehrere hundert Bauern gegen die republikanischen Truppen im sogenannten „Klëppelkrich“ auf. Unter Napoleon, der 1804 Kaiser Frankreichs wurde, stieg die Akzeptanz der Luxemburger Bevölkerung gegenüber den Besatzern. Der „Code Napoléon“ räumte der bürgerlichen Bevölkerung nämlich größere Freiheiten ein.
1800 zählte die Gemeinde Esch 838 Einwohner. Neben Esch (439) gehörten Schifflingen (378) und Lallingen (21) der Kommune an. Man war dem Kanton Bascharage angehörig, ab 1802 dann dem Kanton Bettemburg. Esch war zu dieser Zeit nicht viel mehr als ein ländlich geprägtes Dorf. Seit 1795 wurde die Gemeinde von einem „Agent municipal“ geführt, eher ein Statthalter als ein Bürgermeister im heutigen Sinn. Der erste hieß Egide Van Dyck (auch Vandyck geschrieben), geboren 1739 als Aegydius Wandyck im niederländischen Dommeln. Vom Beruf Gerber, war Van Dyck nach Esch gezogen, wo er 1765 die Escherin Suzanne Jost heiratete. Das Paar hatte 14 Kinder, von denen acht früh gestorben waren. Die Familien waren zu dieser Zeit sehr kinderreich. Unter den 439 Einwohnern waren offiziellen Statistiken zufolge 90 Männer und 84 Frauen, aber 138 Jungs und 123 Mädchen. Hinzu kamen noch vier französische Soldaten.
Vater und Sohn
Als zweites Kind von Egide Van Dyck und Suzanne Jost kam am 24. Juni 1767 Jean-Baptise (kurz Jean) zur Welt, der später erster Bürgermeister Eschs werden sollte. 1796 hatte Jean Bach seinen Vater Egidius als „Agent municipal“ abgelöst. Bach wurde 1798 wiedergewählt, aber 1800 abgesetzt, da die republikanischen Autoritäten ihn als religiösen Fanatiker einstuften. Jean Van Dyck wurde zum Nachfolger bestimmt, als sein Stellvertreter fungierte Vater Egidius. Jean übernahm am 9. Juni 1801 Bachs Funktion mit neuem Titel, nämlich dem des Bürgermeisters, des „Mayeur d’Esch-sur-Alzette“. Das Budget der Gemeinde wies in diesem Jahr ein Defizit von 1.251,94 Franken auf. Da sie keinerlei Einkommen hatte, führte Van Dyck die Grundsteuer ein.
1807 wurde Van Dyck für fünf weitere Jahre von den Wählern im Amt bestätigt. Er führte die Gemeinde mit einem Stellvertreter sowie neun Räten und blieb bis 1812 erster Magistrat Eschs. Auch Jeans erstgeborener Sohn Egide sollte später in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters treten, und zwar als Bürgermeister von Sanem. Jean hatte 1790 die aus Rédange (F) stammende Marie Reding geheiratet. Das Paar bekam acht Kinder. Der Jüngste war der spätere Förster Nicolas Van Dyck (1809-1888), seinerseits Großvater eines weiteren Egide (1876-1922) und eines weiteren Jean (1882-1918).
Und ebenjene beiden Urenkel des Bürgermeisters Jean zog es nach Übersee. Sie suchten das Abenteuer und ließen sich 1907 in Blufton/Alberta nieder. In dem kleinen Ort ca. 100 km Luftlinie von Edmonton entfernt kauften sie ein Stück Land, fällten einige Bäume und bauten sich daraus ein kleines Blockhaus. „Sie waren jung und suchten das Abenteuer“, erzählt Lisa-Jane Watson, die in Edmonton lebende Urenkelin von Egide. Jean kehrte nach Luxemburg zurück, aber Egide blieb und gründete eine Familie. Beide starben recht jung.
Zu Besuch
„Meine Großmutter Marie hat immer von der Familie erzählt“, berichtet Lisa-Jane Watson, „als ich vor zwei Jahren durch ihren Nachlass ging, habe ich beschlossen, die Familie in Luxemburg zu suchen.“ Der Kontakt zu den Familien van Dyck und Hansen-van Dyck war schnell hergestellt und vor zwei Wochen begab sich Watson mit ihrem Mann Peter Schoenberg erstmals auf Spurensuche ihrer Vorfahren. Der Weg führte natürlich nach Esch, wo im Rathaus ein kleiner Empfang zu Ehren der Nachkommen der ersten Bürgermeister der Stadt organisiert wurde und sie sich ins goldene Buch der Stadt eintragen durften. „Dass ich ein Nachfahre der ersten Bürgermeister der heute zweitgrößten Stadt des Landes bin, finde ich schon sehr aufregend. Aber es passt zu unserer Familie, die sich immer in den Dienst der Gesellschaft gestellt hat“, sagt Lisa-Jane Watson, die der achten Generation des ersten „Agent municipal“ angehört.
Mit Aegydius Wandyck aus dem niederländischen Dommeln begann die Geschichte der Escher Bürgermeister, auch wenn sie zunächst „Agent municipal“, dann „maire“ und erst ab 1814 „bourgmestre“ genannt wurden. Mit Georges Mischo lenkt heute der insgesamt 30. die Geschicke der Stadt. Aegydiuis Wandyck, alias Egide van Dyck, wurde 77 Jahre alt und verstarb 1816. Sein Sohn Jean starb 1839 kurz vor seinem 72. Geburtstag.
Quellen: Stammbaum der Familie Van Dyck, Paul Cerf – „Esch-la-rouge“ (Lëtzebuerger Land, 11.11.1999), Ferd Roeltgen – Esch-sur-Alzette au jour le jour, Joseph Flies – Das andere Esch.
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