Dorfkino / Das „Kinoler“ in Kahler feiert einjähriges Bestehen
Das Kinoler in Kahler (Gemeinde Garnich) ist außergewöhnlich. Es ist das einzige Kino in einem Dorf. Es öffnete am 1. Dezember 2018 seine Türen und ist laut seinem Betreiber, den „Koler Bierger“, ein Erfolg.
Im Eingang des Kinos begrüßen uns ein Weihnachtsbaum und die Wandmalereien des Künstlers Alain Welter. Auch im Eingangsbereich kann man sie bewundern. Das Kino wirkt heimelig. Man fühlt sich sofort wohl. Links neben dem Eingang befindet sich hinter der Kasse der Vorführraum. Mit 46 Plätzen biete er zwei Schulklassen Platz, so Henri Knuppertz, der Vorsitzende der „Koler Bierger“, der Vereinigung, die den Kinosaal betreibt. Auch ein Behindertenplatz wurde eingerichtet. Die Sessel sind aus Leder und sehr bequem. Das Kino wurde mit der modernsten Technik ausgestattet. „Unser Kino ist eines der einzigen des Landes, das das Soundsystem Dolby Atmos anbietet“, erzählt Knuppertz. Bei dieser Technik kommen die Laute einzeln aus 36 Lautsprechern, die überall im Raum verteilt sind.
Die Idee, ein Kino im nur rund 300 Einwohner zählenden Dorf zu schaffen, entstand 2012. Damals wollte man den Ortskern wieder mit Leben füllen, erinnert sich Jules Barnig von den „Koler Bierger“. Es fand ein Dialog zwischen der Gemeinde Garnich, zu der Kahler gehört, und der lokalen Bevölkerung statt. Das Resultat war die Gründung der „Koler Bierger“. Der Verein setzt sich aus Mitgliedern mehrerer anderer Vereinigungen zusammen, darunter auch Vertretern der beiden Filmvereine. Es wurde vorgeschlagen, ein Zentrum zu schaffen, wo die Einwohner sich treffen können. So wurde in der früheren Schule ein Festsaal eingerichtet, mit Tresen, Küche, Sanitäranlagen usw. Er bietet Platz für 100 Personen. Im Gebäude sind zudem mehrere Versammlungsräume untergebracht.
Aber vor allem die Idee der Schaffung eines kleinen modernen Kinos fand viel Anklang. Schließlich gab es in der ganzen Region noch keine solche Kultureinrichtung. Das Kino sollte in der ehemaligen Feuerwehrkaserne, gleich neben dem oben erwähnten Festsaal seinen Platz finden. Die Gemeinde war von der Idee begeistert. Es wurde mit der Umsetzung des Projektes begonnen. Das ganze Vorhaben kostete etwa 3,6 Millionen Euro. Davon wurde rund ein Drittel in die Schaffung des Kinos investiert. Am 2. Dezember 2018 wurde der erste Streifen im Kinoler gezeigt. Niemand Geringeres als Superjhemp eröffnete die kinematografische Ära in Kahler.
Programm wird auf die Zuschauer zugeschnitten
Das Programm des Kinos wird dem Publikum angepasst, erklärt Marc Barnig. Der Kinoler ist Mitglied des Verbands „Centre de diffusion et d’animation cinématographique“ (CDAC). Dort sei vor Kurzem eigens ein Mitarbeiter eingestellt worden, der verantwortlich für die Programme der kleinen Kinos sei. Man wolle weiterhin aktuelle Filme in verschiedenen Fassungen zeigen. Man sehe sich in Kahler aber eher als Kultureinrichtung. Deshalb würden auch sogenannte nicht-kommerzielle Produktionen regelmäßig auf der Menükarte des Kinos stehen. Gezeigt werden die Filme mittwochs bis samstags um 20 Uhr. Am Sonntag gibt es, mit Ausnahme der Sommermonate, um 15 Uhr eine Vorführung für Kinder. Die Betreiber der Leinwand sind aber flexibel. „Wir richten uns nach der Kundschaft. Gibt es genug Interessenten für einen bestimmten Film, können wir ihn in unser Programm aufnehmen, ihn verlängern oder gar Sondervorführungen organisieren“, so Knuppertz. Am 18. Dezember kommen in diesem Zusammenhang Science-Fiction-Fans in Kahler auf ihre Kosten, wenn beim Filmmarathon drei Star-Wars-Filme hintereinander gezeigt werden. Auch Kindergeburtstage (etwa 15 im ersten Jahr) werden im Filmtheater organisiert. Inzwischen reisen auch immer mehr Schulklassen nach Kahler, um sich dort einen Film anzusehen. „Die am weitesten entfernte kam aus Kopstal“, so Jules Barnig.
Es gibt einen einheitlichen Eintrittspreis (8 Euro für Erwachsene und 6 Euro für Minderjährige), egal was für ein Film gezeigt wird, erörtert Henri Knuppertz. Die „Koler Bierger“ erhalten 20 Prozent des Eintrittsgeldes. Sie investieren das Geld wieder in den Kinobetrieb. Zwischen 30 und 50 Prozent der Eintrittspreise gehen an die Filmverleihe. Den Rest bekommt die Gemeinde, die für die Ausstattung und den Unterhalt des Dorfzentrums und des Kinos verantwortlich ist.
Jeden Abend arbeiten zwei Personen im Kino, machen die Kasse, verkaufen Getränke, Süßigkeiten und Popcorn und reinigen nach der Vorführung den Saal. „Alle Mitarbeiter machen das ehrenamtlich“, betont Knuppertz und erklärt weiter: „Das war nicht immer einfach. Am Anfang wussten wir so gut wie gar nichts davon, wie man ein Kino betreibt. Inzwischen schlagen wir uns aber ganz gut.“ Der Erfolg gibt ihm recht. Vor einem Jahr gab man an, zufrieden zu sein, wenn durchschnittlich neun Filmaffine pro Abend nach Kahler kämen. Die Erwartungen wurden mit einem Durchschnitt von 25 Zuschauern weit übertroffen. Im ersten Jahr hätten etwa 10.000 Kinogänger den Weg nach Kahler gefunden, berichtet Henri Knuppertz.
Viel Arbeit für die ehrenamtlichen Mitarbeiter
Die Arbeit der „Koler Bierger“ beschränkt sich aber nicht nur auf die Betreuung der Kinobesucher. „Wir erhalten jede Woche zwei bis drei neue Filme per Kurier. Diese müssen im Augenblick noch in den Computer eingespeist werden. Das dauert die ganze Länge des Films. Das soll demnächst aber einfacher werden, wenn die Filme direkt bei der Verteilerfirma heruntergeladen werden können“, erzählt uns Marc Barnig. Aber auch die administrativen und logistischen Aufgaben und der Online-Ticketverkauf (etwa 70 Prozent aller Besuche) nehmen viel Zeit in Anspruch. „Langweilig wird es nie“, sagt Jules Barnig. Etwa 20 Personen garantieren den einwandfreien Kinogenuss in Kahler. „Wir sind ein eingespieltes Team“, so Knuppertz. Darum wolle man so weitermachen. Große Änderungen sollen vorerst ausbleiben. Für nächstes Jahr ist lediglich die Erweiterung des Parkplatzes um 20 Plätze vorgesehen.
Zusammen mit den „Koler Duerfcafé“, das einmal im Monat im Festsaal neben dem Kino veranstaltet wird, stelle das Kino eine Bereicherung der Ortschaft dar, so die Vertreter der „Koler Bierger“. Es hätte außerdem maßgeblich zur Steigerung der Bekanntheit des Dörfchens beigetragen. „Früher fragte man: ‚Wo liegt Kahler? Beim Ikea.‘ Jetzt fragt man: ‚Wo liegt Ikea? Bei Kahler‘“, scherzt Knuppertz abschließend.
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Man muss schon ein großer Optimist sein um zu Glauben dass ein Dorfkino dauernd finanziell überleben kann
Niemand und nichts wird dauernd überleben, aber die Zeit wo man lebt soll man Freude bereiten, und das macht der Kinoler!
Und dass er lange leben wird, dafür sorgen die Betreiber und alle ihre freiwilligen Helfer die mit Herzensblut dabei sind.